Vier Monate durch Ost- und Südafrika und zurück

(Ute + Thomas Renner, von Okt. 2002 bis Febr. 2003)

Reisetagebuch


Vorbemerkung: Einige Informationen, die für Außenstehende uninteressant sind, wurden im Bericht durch die Zeichen ### ersetzt. Das betrifft Namen von persönlichen Verwandten/Bekannten und eMail-Adressen.


19.10.02 Sa: Abreise in Eltmann kurz vor 10 Uhr, ca 8451 km (alle folgenden km-Angaben beziehen sich relativ auf diesen Stand = "Trip")

Das Wetter ist trübe, unterwegs gibt es auch häufig Regenschauer. Die Strecke verläuft auf der Autobahn bis München; weiter über Tegernsee, Achensee zum Inntal. Die Berge sind in den Wolken. Ab Wiesing geht es wieder auf die Autobahn. Es gibt teilweise ein bißchen Sonne, aber trotzdem noch Schauer. Auf der Brennerautobahn wird das Wetter immer besser: zunehmend Sonne und blauer Himmel, Berge mit viel Schnee. Nach dem Brenner (ab Sterzing, also Eisack-Tal) ist die Landschaft total faszinierend, und es herrscht Superwetter. Man sieht steile bewaldete Felshänge, teils eng, teils etwas weiter; zwischendrein auch Blicke zu höheren Schneebergen. In Bozen erkundigen wir uns nach dem Campingplatz und erhalten den Hinweis auf den Ort Leifers / Eigentümer Steiner. Mit Mühe finden wir ihn auch, gegen 19 Uhr. Es ist ein sehr schöner, von Deutschen geführter Campingplatz; mit Hecken-Abtrennung und sehr guten Sanitär-Einrichtungen, in einer schönen Gegend; Preis 20 EUR.


Tankung in Österreich bei 375 km, voll 37 EUR (0,799 EUR/l)

Koord. 46° 25.848' N / 011° 20.613' E; 542 km


20.10.02 So: Weiter-Anreise

Wir haben gut geschlafen und - obwohl es nur dicht über Null Grad sind - nicht gefroren. Wir brechen gegen 7:30 Uhr auf. Die Weiterfahrt geht in Richtung Trento an der Etsch entlang, dann im Brenta-Tal nach Padua. Eine Rast zum Frühstücken legen wir am See Caldonazzo ein. Unterwegs sehen wir eine Dampf-Eisenbahn mit ganz alten Wagen. Etsch- und Brenta-Tal sind ähnlich dem Eisack-Tal: steile, bewaldete Felshänge mit Seitenschluchten und -tälern. Teilweise sind hier die Häuser bis hoch in die engen Schluchten gebaut, oder bis hoch an den Hängen hinauf. Es gibt eine Menge Burgen und Ruinen, teils in ganz extremen Lagen und schier unzugänglich.

In Padua müssen wir eine Runde zur Wegsuche drehen, dann haben wir die Autobahn Richtung Venedig gefunden und benutzen sie. Bei der Autobahnabfahrt gibt es Komplikationen mit der Bezahlung, weil wir den Automaten nicht bedienen können (Kreditkarte nötig?). In Mestre - am späten Mittag - drehen wir wieder eine Runde, um zum Hafengebiet zu kommen, und suchen dort länger - vergeblich - nach einem Grimaldi-Büro: es gibt kaum Hausnummern, nur ausgestorbene und großenteils verfallene (Industrie-) Gebäude. Die Suche nach einem Campingplatz kostet ebenfalls etliche Umwege; dann erreichen wir den Camping Serenissimo: nicht so schön wie der vorhergehende, aber ausreichend; 16.20 EUR.

Nach Essen, Schreiben und Packen fahren wir eine weitere Runde, um den Weg zum Hafengebiet zu rekapitulieren.


Koord. 45° 27.060' N / 012° 11.116' E; 829 km


21.10.02 Mo: Venedig

Vor 9 Uhr sind wir am Vecon-Hafen-Eingang. Es gibt - wie vortags festgestellt - keine Haus-Nr 6, kein Hinweis auf Grimaldi, kein Hinweis auf irgendein Schiff; nur viele LKW und etliche PKW, die wild herumfahren. Wir fahren ein Stück ins Hafengebiet hinein und fragen etliche Personen und an diversen Büros; ohne Erfolg. Dann rufen wir die angegebene Tel-Nr der Reederei an und verstehen nur soviel, daß das Schiff erst morgen abfährt. Wir werden auf morgen 9 Uhr an denselben Ort bestellt.


Es geht zurück zum Camping-Platz, um einen weiteren Tag zu buchen. Wir erwerben ein Ganztags-Ticket für Venedig (gut 9 EUR pro Person) und fahren mit dem Bus nach Venedig. Dort bummeln wir herum und fahren mit öffentlichen Schiffen auf den Kanälen, vergleichen mit dem neu erstandenen Stadtplan, sehen berühmte Stätten wie den Markusplatz und den Canal Grande. Die Stadt ist von der Anlage und Architektur her sehr schön, aber ziemlich heruntergekommen. Dafür erfolgen aber wiederum an allen Ecken und Enden Bauarbeiten, an den Gebäuden sowie an den Kanälen. Trotz dieser Widrigkeiten war es sehr reizvoll, durch die manchmal ganz schmalen Gäßchen zu gehen, die auch ab und zu im Nichts (sprich Wasser) enden. Vieles ist so typisch italienisch: vollbehangene Wäscheleinen vor den Fenstern, teils auch quer über die Gäßchen gespannt und sogar über die Kanäle hinweg.

Nachmittags geht es "heim".


Koord. und km wie Vortag


22.10.02 Di: Einschiffung, 45° 27.226' N / 012° 14.718' E; 863 km

Nachts und morgens herrschen ständig Regen und Gewitter. Vom Vecon-Eingang aus telefonieren wir erneut (zweifach) mit der Schiffahrt-Agentur, verstehen aber nicht, was wir machen müssen. Dann kommt ein Mitarbeiter, der uns bei den Formalitäten hilft: an der einen oder anderen Bude Paß und Zulassung vorlegen, warten, dann zum Schiff fahren. Kurz vor 11 Uhr holt uns ein Stuard an Bord; das Auto muß noch draußen stehenbleiben; dann holen wir unser Gepäck nach. Andere deutsche Fahrgäste sind da, nämlich das Ehepaar Taets von Amerongen, das nach Israel will.

Das Mittagessen im Schiff ist sehr üppig.

Das Beobachten des Verladens ist eindrucksvoll wegen dessen Umfangs; eine unzählbare Menge von Fahrzeugen aller Art rast auf das Schiff und verschwindet im "Bauch", andere rasen heraus; riesige Container werden wie Schachteln hin- und hergeschwenkt und verstaut; Hunderte oder Tausende von Autos stehen auf verschiedenen Decks. Wir genießen teilweise die Aussicht vom oberen Deck. Kurz vor 23 Uhr dürfen wir unser Auto an Bord holen. Gegen Mitternacht sticht das Schiff in See, anfangs wird es ein Stück rückwärts von einem Schleppfahrzeug gezogen.


23.10.02 Mi: erster Schiffs-Reisetag

Es gibt Frühstück. Wir ermitteln die Position gelegentlich. Teils ist italienisches, teils kroatisches Festland am Horizont in Sicht. Wir treiben Englisch-Studium; da die Steckdosen in den Kajüten nicht mehr funktionieren, arbeiten wir auch in der Messe.

Tel-Netz-Kontakt ist nur selten vorhanden. Die Tel-Versuche vom kroatischen Netz aus sind erfolglos: "Anruf nicht angenommen"; später klappt es zweimal vom italienischen Netz aus: J###f + E###.


24.10.02 Do: zweiter Schiffs-Reisetag

Die Fahrt durch das Ionische Meer, also westlich von Griechenland, verläuft angenehm. Wir telefonieren mit E###. Ein Problem taucht auf: alle mitgenommenen Akkus scheinen fast leer zu sein; wir können kaum noch die aktuelle Position bestimmen, haben also Sorge, die Ankunft in Alexandria zu verpassen.

Ab mittags gilt auf dem Schiff die Osteuropäische Sommerzeit, also müssen die Uhren vorgestellt werden.


25.10.02 Fr: Piräus

Am frühesten Morgen (6 Uhr OEZ) liegen wir bereits etliche Kilometer vor Piräus vor Anker. Unser Auto muß rangiert werden. Die Pässe werden (vorübergehend) eingezogen; es ist mit gut 28° C hochsommerlich warm und sonnig. Eine Schiffs-Tankung erfolgt nachmittags auf der See. Wir führen Tel-Gespräche mit J### (Geburtstag) und C###; erst am Abend gegen 21 Uhr legen wir im Hafen an. Unser Auto wird nochmals verrückt; die Entladung vieler PKW's beginnt.


26.10.02 Sa: vierter Schiffs-Reisetag

Im Schlaf bemerken wir gegen 4 Uhr, daß das Schiff wieder fährt; die Uhren werden allerdings um eine Stunde rückgestellt, wohl wegen Ende der Sommerzeit. Wir erleben einen schönen Sonnenaufgang in der griechischen Inselwelt; abends analog einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Der Tag selbst vergeht mit dem Verfolgen der Position, mit Englisch-Lernen, Tagebuch-Schreiben, Vorbereitungen für die Ankunft. Eine Weile spielen wir mit den Mitreisenden das Spiel "Uno", ähnlich "MauMau".

Die vielen hundert PKW's an Bord sind verschwunden, also offensichtlich alle entladen worden. Nach wie vor herrscht fantastisches Wetter; wir verbringen viele Stunden an Deck.


27.10.02 So: Ankunft Ägypten

Alexandria ist von weitem sichtbar. Gegen 10 Uhr legt das Schiff an, nach 10:30 Uhr ist die Rampe ausgefahren; wir warten am Auto an der Ausfahrt auf die Rückgabe der Pässe. Aber so schnell geht es nicht. Entgegen der Gepflogenheit von Piräus ist kein Offizier der Besatzung zu sehen, nur ein ägyptischer Grimaldi-Mensch geht an Bord, will uns helfen und schickt uns ins Schiffs-"Office". Wir tauschen die dort hinterlegten Zweitpässe gegen die Orginalpässe, der Helfer nimmt sie uns ab und erledigt Wege außer Schiff; zwischendurch verlangt er 20 EUR, die wir ihm geben.

Ab 12 Uhr nehmen wir nun doch noch am Mittagessen teil; zwischendurch und danach wird Th nochmals ins Büro gerufen; dabei fällt auf, daß die Stelligkeit der Fahrgestellnummer uneinheitlich ist, auf einer Liste fehlt die abschließende "8"; das erfordert zusätzlichen Papierkram durch den Offizier.

Gegen 12:30 Uhr kommen wir aus dem Schiff, weisungsgemäß zu "Achmed", der uns weiter hilft. Dieser führt uns teils quer durch den Hafen zu einer Vielzahl von Büros oder Schaltern, bei denen jeweils uns unverständliche Dinge gemacht werden; meist fährt Achmed auf seinem Moped voraus; wir sollen ihm per Auto folgen; dabei müssen wir uns an die seltsamen Gewohnheiten des ägyptischen Straßenverkehrs anpassen. Zwischendurch muß Th 400$ in Ägypt. Pfund (1832 &) tauschen, die dann für alle möglichen Zwecke, einschließlich Trinkgelder, wieder auszugeben sind: 1080 & für die Versicherung, 250 & für einen Feuerlöscher - weil wir nicht wußten, daß wir schon einen "fire spray" besitzen, auch etwas für das Nummernschild, am Ende noch 180 & für Grimaldi, scheinbar Hafengebühr.

[Das Zeichen "&" steht im folgenden für "Ägyptische Pfund".]

Ebenfalls zwischendurch erfolgt eine Auto-Durchsuchung; v.a. geht es um elektronische Geräte, die wir (aus Unachtsamkeit) nicht parat haben; wir müssen alle Kisten herausnehmen; es werden jeweils flüchtige Blicke hineingeworfen; die Dachgepäckstücke bekommen wir wegen eines klemmenden Schlosses nicht herunter!

Es wäre unmöglich gewesen, alle Wege allein zu bewerkstelligen.

Zum Abschied verlangt Achmed 200 $; wir wollen herunterhandeln, aber er besteht auf seiner Forderung und weist insbesondere auf seine Kunst hin, die Prozedur trotz Schließung von Büros noch am selben Tag bewerkstelligt zu haben. Wir händigen ihm das Geld aus. Auf die Frage nach einem Campingplatz und unserer Info bezüglich Stadtteil Abukir fährt er eine große Strecke entlang der Corniche voraus und erklärt uns dann die letzten km; wir finden gegen 17 Uhr das Jugendcamp, werden aber nicht aufgenommen; dies sei eine geschlossene Einrichtung.

Wir fahren zurück Richtung Alexandria, fragen nach einem Hotel und werden natürlich an das teuerste verwiesen: "Sheraton", das billigste 2-Personen-Zimmer für 220 $; wir sagen ab, lassen uns ein anderes Hotel beschreiben, suchen dann aber selbst und Ute findet "El Haram", wo wir für ca. 155 & (rund 40$) ein Zimmer buchen.

Wir füllen die Wasservorräte auf, Th packt ein wenig im Auto um; wir unternehmen gegen 21 Uhr noch einen halbstündigen Spaziergang entlang der Corniche.

Der Straßenverkehr gefällt uns überhaupt nicht. Es herrscht keinerlei Spurdisziplin; jeder verhält sich beliebig. Es fahren Eselkarren, Pferdefuhrwerke, Kutschen, Busse und Taxis (die plötzlich anhalten) durcheinander und überholen allseits und quetschen sich zwischen allen fahrenden Fahrzeugen durch. Man muß sich sehr konzentrieren.

Die "Büros" sind nicht in demjenigen Zustand, den wir aus Deutschland kennen. Es herrscht ein Durcheinander von "Schaltern", Tischen, Personen, Zetteln. Manche Menschen wieseln, andere lungern herum. Alles ist dreckig und verräuchert.

Auch im Hotel ist es unsauber, vieles ist beschädigt.

Am morgen gehen Müllsammler von Tonne zu Tonne und suchen Verwendbares. Häuser sehen spätestens hinter der Vorderfront der Hauptstraße ("Corniche") verfallen aus. Ein Baugerüst am Nachbarhaus ist in höchstem Grade lebensgefährlich.


Koord. 31° 13.516' N / 029° 56.143' E; 915 km


28.10.02 Mo: von Alexandria nach Assiut

(Utes Geburtstag)

Nach einem schönen Blick vom Hotelzimmer auf's Meer frühstücken wir und tauschen im Hotel etwas Geld ein. Wir finden mit etwas Mühe und Zufall die Wüstenstraße Richtung Kairo. Unterwegs wird getankt. In ganz Afrika finden sich Tankstellen von Shell, BP, Agip, Mobil, Elf, Total. Dann geht es stundenlang vorwärts, vorbei an Kairo, durch El Fayium (wegen eines kleinen Abzweigfehlers), dann wieder Wüstenautobahn vorbei an Beni Suef und El Minya bis Assiut.

Auf der Autobahn/-straße kann man im allgemeinen um 90 km/h fahren, mal etwas mehr, mal weniger. Die Fahrbahnen sind meist ganz gut; allerdings gibt es unangekündigte Holperstellen, Einengungen, plötzlich auftauchende Hindernisse. Die - wenigen - Stadtdurchfahren sind katastrophal. Fahrzeuge aller Art, Menschen und Tiere fahren bzw. laufen beliebig und in allen Richtungen auf den Straßen. An Kreuzungen und Einmündungen quetscht sich der ganze Strom ohne Regel irgendwie durch. Beschilderungen sind in Orten nur arabisch; wir haben also keinerlei Orientierung. Auf Autostraßen gibt es öfter mal, aber lange nicht an allen wichtigen Stellen, Hinweise mit lateinischen Buchstaben.

Wir fahren große Strecken durch wüstenartige Landschaftsformationen, nur gelegentlich gibt es richtigen Sand. In mittlerer Entfernung sieht man zuweilen Berge.

Unterwegs müssen wir einige Passagen mit Begleitschutz fahren: einmal ca. 30 km, und dann das letzte Stück vor Assiut, begleitet von einer Staffel mehrerer Fahrzeuge. Da wir vor/während der letzten Begleitung gut eine Stunde warten müssen, kommen wir erst bei Dunkelheit nach Assiut. Wir werden über die normale Landstraße geleitet, die zwar mit ca. 80 km etwas kürzer ist als die Fortsetzung der Autobahn von noch 98 km, aber etwas mehr Zeit fordert. Wir werden in Assiut bis zu einem Hotel gebracht, welches wir somit gezwungen sind zu buchen: Hotel Casa Blanca, 150 & inclusive Frühstück. Beim Versuch, Packstücke aus dem vor dem Hotel stehenden Auto zu holen, werden wir von einem Posten bewacht. Das Bummeln durch die Straßen versuchen wir daher gar nicht erst.

Selbst bei vollständiger Dunkelheit fahren häufig Fahrzeuge ohne Licht oder höchstens mit einer ganz schwachen Begrenzungsleuchte; erst recht kann man Esel nicht sehen; entgegenkommende Fahrzeuge blenden zwecks Begrüßungszeremonie häufig auf, was natürlich gräßlich blendet.

Unterwegs (am Anfang der Oase El Fayum) Anruf von E###; abends im Hotel noch Anruf von J# und kurz danach von J###.

Die Tageshöchsttemperaturen lagen um 35 °C, im Raum um 27°C.


Koord. 27° 05.69' N / 032° 53.83' E;1526 km


29.10.02 Di: nach Assuan

Den größten Teil des Weges fahren wir mit Geleitschutz: Von Assiut bis Luxor zusammen in einem holländischen Konvoi aus vier Wohnmobilen mit zwei Begleitfahrzeugen, dann dürfen wir 50 km selbständig fahren, dann fahren wir in einem Konvoi aus insgesamt drei Fahrzeugen, nämlich mit einem Begleitfahrzeug und einem nicht zuordenbaren (Begleit- oder Touristen-) Fahrzeug. Im ersten Teil ärgern wir uns über die Rücksichtslosigkeit des Holländers, der trotz unserer Bitte um Eile wegen unseres weiten Weges zwei in unseren Augen übertrieben lange Pausen (1/2 + 3/4 Std) macht. Außerdem beliebt er, an ungelegenen Stellen Fotopausen einzulegen, z.B. auf einem engen Nilstaudamm (sozusagen eine Brücke!), wo er beide Fahrtrichtungen stoppt.

Im zweiten Konvoi hingegen ist die vorgegebene Fahrgeschwindigkeit so hoch, daß wir etwas bremsen, insbesondere auch wegen der hereingebrochenen Dunkelheit.

Wir haben mehrfach minutenweise Blicke auf den Nil, andererseits einen Wechsel zwischen begrünten Flächen entlang des Flusses, manchmal felsige Berge zur Seite, manchmal Sicht auf oder Fahrt durch steinwüstenartige Landschaftsformationen, auch hügelige.

An einer Stelle, an der wir allein fahren, liegt am Rand der Gegenfahrbahn ein bewegungsloses Kind mit Fahrrad, was möglicherweise unmittelbar zuvor überfahren wurde. Auch in Alexandria hatten wir es erlebt, daß gerade kurz vor unserer Vorbeifahrt ein Mann angefahren wurde, aber mit Hilfe anderer Menschen wieder aufstand. Wir sehen an beiden Tagen eine beachtliche Zahl an Unfallautos entlang der Straße (am Rand, in Gräben) liegen.


Beeindruckend in der Bauweise sind die nubischen Dörfer, an denen man vorbeikommt: Die Hütten sind unten meist aus Steinen gemauert; die obere Etage ist häufig offen, teils mit Zweigen (getrockneten Maispflanzen) abgedeckt; oft gibt es oben oder unten am Haus und nebendran Anbauten aus Lehm (geschlossen oder auch offen). Häufig stehen mehrere solche Hütten in einer Art Gehöft, von Lehmmauern eingefaßt. Zwischendrin tummeln sich Ochs und Esel, Hund und Katze und die Menschen. Für uns ist solch ein Leben überhaupt nicht vorstellbar. Die Hütten haben oft weder Tür noch Fenster, nur bloße Öffnungen. Teils liegen diese Dörfer in der fruchtbaren Nilebene zwischen Palmen, teils aber auch mitten in der Wüste, wo rundherum kein einziger Grashalm wächst. Manchmal gibt es in solchen Dörfern zwischendrin auch einzelne schöne, bunt verzierte Häuser oder kleine Moscheen, die im krassen Gegensatz zu der Ärmlichkeit der übrigen stehen.

Die städtische Bauweise dagegen ähnelt manchmal der europäischen; allerdings ist fast alles total heruntergekommen. Man erkennt oft noch alten Glanz, aber vieles ist kaputt und wird nicht repariert. Andererseits gibt es auch in den Städten Teile mit diesem dörflichen Charakter; außerdem ausgedehnte Märkte, wo sich alles tummelt.


Nach Ankunft in Assuan fragen wir die Begleitpolizei nach dem Campingplatz. Niemand weiß etwas, bis eine hervorragend deutsch sprechende Frau den Polizisten unseren Wunsch (dargelegt am Ägypten-Reiseführer) erklärt, beide Seiten verstehen, und die Polizei begleitet uns bis zu einer Stelle, an der wir aber nichts von einem Campingplatz finden. Wir suchen dann erneut nach einem Hotel, diesmal "Hathor" zu 45 &. - In keinem der bisher besuchten Hotels hat alles funktioniert: mal gibt es kein Licht, mal ist der Abfluß verstopft, mal geht eine Tür nicht zu, von herausbaumelnden Schaltern, Drähten, beschädigten Wänden und Möbeln ganz zu schweigen. Dieses Hotel ist aber wenigstens um einiges sauberer als die bisherigen.

Wir unternehmen Abendspaziergänge, um die "Tourist-Information" zu finden (vergeblich), und wir holen unser bisher entfernt geparktes Auto vor das Hotel. Wir heben per Euro-Master-Card 200 & ab und trinken/holen mehrere Flaschengetränke.

Der Rezeptionär telefoniert auf unseren Wunsch mit einem Freund und erfährt, daß am Montag ein Schiff (mit PKW-Mitnahme) führe.

Wir trinken schon den zweiten Tag ziemlich chlorhaltiges Wasser; aber da es mit Micropur behandelt wurde, ist es zu schade, es wegzuschütten; wir mischen es jetzt meist mit gekauften Getränken (Fanta, Sprite).

Die Tagestemperaturen lagen unter 30 Grad, also etwas kühler als am Vortag


Koord. bei Bahnhof/Schiffablegestelle: 23° 58.487' N / 032° 53.832' E

Koord. vor Hotel: 24° 05.509' N / 032° 53.755' E

Koord. bei "Booking Office": 24° 05.947' N / 032° 53.980' E

2082 km


30.10.02 Mi: erster Assuan-Tag

Nach dem Frühstück finden wir das Tourist-Büro am Bahnhof. Ein deutsch sprechender Herr erklärt uns den Weg zu Mr. Salah und informiert uns, daß der Campingplatz vor drei Monaten ersatzlos geschlossen wurde. Am Montag führe das Schiff einschließlich PKW-Transport.

(Später erfahren wir, daß Mr. Mahmoud bzw. H. Salah planen, einen neuen Campingplatz einzurichten.)

In der "Nile Valley River Transport Corporation", am anderen Schild "Nile Valley River Navigation / Assuan Booking Office", wird Mr. Salah erst in einer Stunde erwartet. Wir fahren auf der Suche nach Informationen und anderen Touristen zum Stausee-Hochdamm, wo sich die Schiff-Anlegestelle befindet, finden letztere auch, allerdings nur von weitem zu sehen; man kann nicht ohne weiteres hin. Dort, neben dem Bahnhof, sei der Eingang zu Polizeikontrolle, Zoll und Schiffablegestelle. Wir sollen am Montag um 8 Uhr hier sein. - Die Rückfahrt in die Stadt geht - auf einer anderen Straße - langsamer. Im "Booking Office" ist Mr. Salah heute nicht, wegen des zweitägigen Wochenendes erst wieder am Sonnabend. Wir können ihn am Abend privat anrufen: 0020 / (0)97 / 322736 (undeutliche Schreibweise: die beiden "7" könnten auch "1" sein). Das Schiff führe am Montag.

Wir fragen bei der anderen Tourist-Information nach der Fahrmöglichkeit nach Abu Simbel. Das sei kein Problem: täglich um 4 Uhr startet ein Konvoi; wir müssen uns nur bei der Touristen-Polizei nebenan anmelden. Letzteres ist wegen Sprachschwierigkeiten kompliziert, geht aber. Treffpunkt ist am Folgetag um 3:30 Uhr, drei Stunden Fahrzeit, dann zwei Stunden Besichtigung.

Auf der Straße spricht uns ein Mr. Mahmoud Idries an: sein deutscher Freund mit Motorrad würde ebenfalls am Montag mit der Fähre fahren. Er wolle uns heute Abend im Hotel besuchen und bekannt machen.


Am Nachmittag bummeln wir durch die Straßen, essen in einem einfachen Restaurant, trinken Kaffee und besuchen den altägyptischen, unvollendeten Obelisken.


Am frühen Abend kommt Mahmoud zusammen mit "Robert". Wir unterhalten uns ein gutes Stündchen im Restaurant "Aswan-Moon" und trinken Bier.


Neue Informationen zur Überfahrt: Der Ponton wird neuerdings immer an die Fähre angehängt, fährt also ebenfalls stets montags ab und kommt freitags zurück. Robert bekam auf dem erst seit zwei Monaten existierenden sudanesischem Konsulat in Assuan im Laufe einer Stunde sein Sudan-Visum!


Die Tagestemperaturen lagen um 35 Grad.


31.10.02 Do: zweiter Assuan-Tag / Abu Simbel

Abfahrt nach Abu Simbel: 2150 km, 4:30 Uhr, Fahrzeit 3+1/2-Stunden

Rückkehr von Abu Simbel: 2730 km, 15 Uhr

Wie bestellt sind wir (unausgeschlafen) nach kurzer, unruhiger Nacht um 3:30 Uhr am Konvoi-Startpunkt und warten dort geduldig eine Stunde lang, während vielleicht 50 oder mehr Busse und eine stattliche Zahl Klein-Personentransporter eintreffen. Dann geht der Konvoi ab, die Busse drängen sich bald alle vor und wir fahren im Prinzip allein die 290-km-Strecke mit Geschwindigkeit zwischen 80 und 100 km/h. Nach Tagesanbruch sehen wir in beiden Richtungen beeindruckende Wüstenlandschaft, beeindruckend wegen der grenzenlosen Dimensionen, der gleichbleibenden Öde, aber trotzdem wechselnden Charakters: mal steiniger, mal sandiger, mal flach, mal Sandhügel, mal Felshügel oder gar flache Berge, immer aber endlos.


Der Tempel selbst ist nach leichtem Suchen zu finden. Er ist - wie zu erwarten - ob seiner Größe und Gestaltung sehr beeindruckend. Ebenfalls die im Felsen unterirdisch angebrachten Figurendarstellungen sind sehr sehenswert, obwohl man als Laie wenig von den Einzelheiten versteht. Im Innern herrscht ziemliche Hitze und ein gewisses Gedrängel, während sich im Freien die Menschenmenge einigermaßen "vertut". Der Blick auf den von der Wüste eingeschlossenen Stausee ist ebenfalls sehr beeindruckend.


Wir telefonieren erfolgreich mit E###. Unterwegs vergleichen wir den Auto-Tacho mit der Streckenkilometrierung: Es gibt zwar deutliche Abweichungen auf Einzelstrecken (5 oder 10 km), aber in der Summe stimmen die Angaben im Prinzip überein. Bei der Rückfahrt sind wir wegen der kurzen Nachtruhe ein wenig müde und müssen uns beim Fahren mehrfach abwechseln.


Auf allen befahrenen Straßen (auf dieser Route allerdings spärlicher) gibt es in unregelmäßigen Abständen absichtlich vorgesehene Huckel auf der Straße, um eine Geschwindigkeitsverringerung zu erzwingen, meist nur unscheinbar oder gar nicht angekündigt, im Durchschnitt vielleicht alle 30 km. Oft sitzen an diesen Stellen Kontrollposten der Touristenpolizei, mit MP's bewaffnet, die oft freundlich grüßen, nach unserem Weg fragen oder winken. Auch an vielen anderen Stellen sind Polizei-Schutzkräfte vorhanden.

Touristenpolizei, gleichfalls auch Schulkinder, sind überdurchschnittlich gut gekleidet mit weißen Tüchern/Blusen/Hemden.


In ganz Assuan gibt es ungefähr drei Verkehrsampeln, nach denen sich aber kaum jemand richtet und die scheinbar manuell bedient werden.


Nach Heimkehr schlafen wir ein wenig. Wir essen in einem einfachen Restaurant das Gericht "Kushari"=Nudeln+Reis+Linsen+Zwiebeln+Tomatensoße. Dann treffen wir im Aswan-Moon wieder Robert und einige seiner ägyptischen Bekannten.


01.11.02 Fr: dritter Assuan-Tag

Es ist immer noch "Wochenende". Wir packen vormittags im Hotelzimmer um. Gegen 13 Uhr treffen wir uns verabredungsgemäß mit Mr. Mahmoud und Robert im Hotel. Ersterer nimmt unseren Feuerlöscher, um ihn zu verhökern, mit zweiterem nehmen wir ein Essen ein: "Meat Fata" bzw. "Fish-Tagen". Robert stammt aus Jena, mag im Alter von Mitte-20 sein und kam 1984 in der vierten Schulklasse in die Bundesrepublik. - Wir leihen ihm zwei unserer Bücher (weil neuere Ausgaben): "Durch Afrika" und "Ägypten / Tondok".


Danach fahren wir mit dem Auto ein Stück in Richtung Staudamm und montieren die Auto-Räder um: Die beiden Räder mit den gebrauchten Goodrich-Reifen werden aus der Reserve genommen und als Hinterräder verwendet, weil sie "aufgebraucht" werden sollen; wir können sie später in Deutschland nicht kombiniert mit normalen Straßenreifen verwenden. Die Hauptmühsal besteht darin, an die Räder heranzukommen, da fast alles aus dem Auto auszuladen ist. Wir machen dies an einer einsamen Stelle mit etwas Schatten am Stadtrand; es dauert zwei Stunden bis zur beginnenden Dunkelheit.


Im Hotel waschen wir uns etwas. Dann geht es zu einem Geldautomaten, an dem wir per Kreditkarte (Euro-Master) diesmal 500 & abheben. Abends trinken wir gewohnheitsgemäß unser Bier mit Robert und Mahmoud im Aswan-Moon.


Morgens ruft Ute ihren Kollegen M### an (Feiertag in Bayern).


02.11.02 Sa: vierter Assuan-Tag

Es ist der erste Wochen-Werktag. Wir gehen gleich um 9 Uhr zum Booking Office und erwerben bei Mr. Salah die Tickets für die Fähre. Sie kosten in der zweiten Klasse (das ist Sitzplatz / gegenüber erster Klasse = Schlafkabine) für uns beide zusammen 240 &. Die Auto-Überfahrt in Höhe von 1852 & sollen wir erst bei Mahmoud am Montag bei der Abfahrt bezahlen.

Anschließend lesen und schreiben wir im Internet-Cafe eMails, 10 & für eine Stunde, und schicken den ersten Berichtsteil (zur Sicherung) ab. Die Erfahrungen zu "Assuan - Wadi Halfa" wollen wir in "Das-Globetrotter-Forum" stellen, schaffen es aber nicht, weil wir das Kennwort nicht in Erfahrung bringen; wir bitten J### darum. - Es gibt an jeder Ecke ein Internet-Cafe.


Es folgt das Mittagessen, dann ein Betrugsversuch: Ein junger Bursche zeigt ein 2-EUR-Stück und scheint darum zu bitten, es in Ägypt. Pfund zu wechseln. Wir haben keine 10 Pfund, dann zaubert er (von Passanten) weiteres Geld herbei und bittet die zwei EUR plus 10 Pfund in 20 Pfund zu tauschen; und so ähnlich geht das weiter. Wenn Th sein Geld sucht, scheint er helfen zu wollen und zupft an und fast in seiner Geldtasche herum. Als wir doch endlich 10 Pfund finden, ist es ihm auch nicht recht. Dann, schon am Auto angekommen, bemerkt Th deutlich den Trick, wie in seinen Fingern aus einem 100-Pfund-Schein unmerklich ein 50-Piaster-Schein wird, den er statt ersterem zurückgeben will. Sicherheitshalber haben wir uns immer zuerst von ihm das Geld geben lassen, ehe wir ihm das unsrige aushändigten. Wir befürchten nun, schon bei den vorhergehenden Aktionen betrogen worden zu sein und kommen langsam durcheinander. Wir geben also nichts mehr heraus und bitten ihn in die Hotelrezeption, während er sein Geld (100 Pfund?) zurückfordert. Wir prüfen im Schutz der Rezeption unser Geld, können das aber gar nicht mit Sicherheit. Die Burschen - es sind inzwischen mehrere - werden von der Rezeption mit Recht als Betrüger ("Mafia") vertrieben. Später stellen wir fest, daß wir selbst offensichtlich die Betrüger - versehentlich - betrogen haben, indem wir mehr Geld besitzen, als wir es schätzungsweise haben müßten.

J### wird telefonisch um Hilfe zum Forum-Beitrag gebeten. Dann tanken wir das Auto und alle Kanister, knapp 160 l zu 63 &.


Abends, im Aswan-Moon, tauschen wir Robert 400 $ in Ägypt. Pfund um, damit er Dollars sparen kann. Das ist etwa der Betrag, den wir für die Fähre bezahlen müssen. - Wir verabreden uns mit dem anwesenden "Kapitän" Ibrahim (ein junger Bursche) für den nächsten Tag um 10 Uhr zu einer Feluken-Fahrt.


03.11.02 So: fünfter Assuan-Tag

Gleich nach dem Frühstück - in der Morgenfrische - wird innerhalb von 90 min unser Dachgepäck aufgeladen und mechanisch und gegen Diebstahl gesichert. Um 10 Uhr treffen wir uns mit Robert an der Ablegestelle und fahren gut eine Stunde auf dem Nil aufwärts zum gegenüberliegenden Ufer. Dann unternehmen wir einen Wüstenspaziergang zum nahegelegenen alten Kloster, besichtigen dieses (Eintritt frei). Die Ruine ist sehr interessant, auf engem Raum sehr abwechslungsreich angelegt, in verschiedenen Ebenen mit vielen Gängen, Treppchen und Räumen. Nach der Besichtigung wandern wir weiter quer durch Wüstensand bis zum nilabwärtigen nubischen Dorf mit Fährgelegenheit. Dort können wir dank Roberts Neugier und Englisch-Sprachfähigkeiten einen Blick in die Schule werfen, ein Raum mit alten Tischen und Stühlen und einer Tafel und an den Wänden Schautafeln mit Zahlen, Buchstaben, Tierbildern u.ä.

Nach dem Übersetzen über den Nil mit der Fähre folgen Mittagessen, Erfrischung, Ruhe, Packen. Wir bezahlen die 6 Hotel-Übernachtungen zu insgesamt 270 &.

Wir erhalten einen Anruf von E###.

Vor unserem Hotel sehen wir einen Mercedes-Geländewagen. In der Annahme, einen Sudan-Reise-Begleiter zu treffen, sprechen wir ihn an. Es ist ein deutscher Archäologe namens Fritz Cooper, Logo von Köln auf dem Auto, der aber (jetzt) nicht nach dem Sudan will. Er arbeitet aber mit einer dortigen Filiale zusammen, die im Januar in Khartoum eine archäologische Ausstellung eröffnet.

Abends gehen wir ins Aswan-Moon zu Suppe und Bier. Dort treffen (außer Robert) noch zwei südafrikanische Motorradfahrer ein, die ebenfalls morgen mit nach dem Sudan fahren wollen. Einer spricht deutsch, Paul Backes, der andere heißt Hank.


Ute ruft in J### an.

Internetadresse "www.RobertSchulz.de.vu", eMail: ###


Koord. wie Vortage, 2748 km


04.11.02 Mo: Abreise aus Assuan

Pflichtgemäß sind wir nach dem Frühstück um 8 Uhr an der Ablege-/Ausreise-Stelle. Nach einer Stunde erscheint Mr. Salah, der uns sieht und an stehenden Autos vorbeiwinkt. Mit seiner und dann Mr. Mahmoud's Hilfe bezahlen wir 1850 &. (zum Glück nur soviel und nicht 1899 &); die Notiz von Mr. Salah war schwer leserlich gewesen; wir hatten nur die 1899 & übrig gelassen. Es sind aber außer dem Schiffs-Ticket zusätzlich 10 & Maut über den Staudamm zu bezahlen, dann 22 & für den Zoll, dann 4 & für irgendeine Kontrollschranke.

Die Zollangelegenheiten erledigt Mr. Hamman, soweit ganz freundlich, allerdings verlangte er unverhohlen von Ute ein "present", nach Gegenfrage z.B. einen Kugelschreiber, den sie aber nicht zur Hand hatte. Gegen 10 Uhr fuhren wir erst das Auto auf den Ponton, dann wurde jener rangiert. Später konnten wir über den seitwärts angedockten Ponton auf die Fähre aufsteigen.

In den folgenden Stunden wurde die Fähre beladen. Dabei entsteht ein nach unseren Begriffen unbeschreibliches Chaos. Eine Unzahl von Kisten, Kartons, Säcken, Ballen wird scheinbar ohne System in das Schiff und auf den Ponton geladen, scheinbar weitgehend von Transportarbeitern von vorfahrenden LKW's aus. Der Ponton sieht schließlich wie ein überquellender Müllcontainer aus. Im Schiff ist es nicht viel anders. In den unteren Passagierräumen liegen oder (seltener) sitzen Menschen herum, man muß zum Durchkommen über eine Vielzahl von Packstücken klettern. Oben ist es diesbezüglich ein wenig besser. Trotzdem herrscht auch hier Gedränge. Es ist heiß und sehr schmutzig. Die 1.-Klasse-Kabinen, die fast den doppelten Preis kosten, sind auch nicht berühmt; man hat dort allerdings eine Pritsche als Schlafplatz reserviert. Die Sanitäranlagen sind unangenehm (Steh-Klosett), teilweise verdreckt und alle Waschbecken verstopft. Im Laufe der Zeit gehen auch unsere drei Motorradfahrer an Bord. Auch ein polnischer Rucksack-Tourist namens Mariusz kommt, mit dem wir deutsch plaudern und dem wir zu trinken geben. Seinen späteren Wunsch, ihn bis Khartum mitzunehmen, erfüllen wir nicht.

Es gibt noch Paß-Ärgernis, indem die Pässe von einem Schiffs-Bevollmächtigten verlangt werden, aber später in einer Bude auf Land herumliegen und vorsichtshalber von Th wieder geholt werden.

Den ganzen Tag über ist es sehr heiß, etwa 35° C.

Die Abfahrt erfolgt bei Sonnenuntergang gegen 17 Uhr. Es gibt ein sehr unhygienisch zubereitetes, im Preis inbegriffenes Mahl. Wir wollten die Nacht am liebsten im Auto verbringen, kommen aber nicht dorthin, weil die Verbindungstür aus der Fähre versperrt und verrammelt ist. Also sind wir gezwungen, auf der Fähre zu bleiben, finden auch im "Dining Room" guten Platz, erst nur zum Sitzen, später ganze Bänke zum Liegen. Allerdings ist es durch die laufende Klima-Anlage so kalt, daß Ute die ganze Nacht über friert (in der Annahme, jederzeit zum Auto gelangen zu können, hatten wir keine Jacke mit auf die Fähre genommen).


05.11.02 Di: Ankunft im Sudan

Morgens und im Laufe des Vormittags trinken wir die ebenfalls inbegriffenen Tee-Getränke. Es wird bald warm und wir genießen wieder die Aussicht über See und beidseitige Wüstenlandschaften. Gegen 9 Uhr sehen wir Abu Simbel aus ausreichender Nähe. Erst nach 14 Uhr sind wir in Wadi Halfa. Die Uhren werden eine Stunde vorgestellt, also auf 15 Uhr. Ebenfalls Passprobleme treten auf: Pässe müssen abgegeben werden, bei der Ankunft bekommen wir sie wieder, separate Zettel müssen ausgefüllt werden, dann - bei Versuch auszusteigen - müssen wir wieder zurück, die Pässe werden wieder kontrolliert, neue Zettel sind auszufüllen. Nach einer Weile kommt unser neuer Helfer an Bord, Kamal Hassan Osman, auch mit ihm müssen wir etliche Male - über Menschen und Gepäck hinweg - hin und her. Dann kommen wir endlich heraus. Es folgen mehre Stunden weiterer Schreibereien und das Herunterfahren vom Ponton, der separat von der Fähre liegt. Es ist schon 20 Uhr, bis alles fertig ist. Wir beziehen im primitiven Nile-Hotel einen 5-Personen-Raum. Es handelt sich nur um 4 Wände mit Feldbetten auf Sandboden, Dach dünn strohartig gedeckt; Sanitäranlagen fast Null: Steh-Klosett (d.h. Loch im Lehmboden), ein Wasserhahn und etliche mit Wasser gefüllte Bottiche im Freien, leere Dusch-Kabinen (man muß sich einen draußen rumstehenden undefinierbaren Plastebehälter mit Wasser füllen und in die Kabine hineinnehmen). In den Klosetts und auch im Schlafraum sitzen große, eklige Käfer an den Wänden, z.B. unmittelbar bei Th's Bett. Nur mit Mühe kann man den Computer verwenden. Das Quartier kostet 700 Dinar pro Person.

Der Ort hat nur Sand, keine Straße in unserem Sinn.


Wir nehmen in einem Straßen-"Restaurant" zu fünft ein Essen aus gemeinsamer Schüssel (Nationalgericht Ful) ein.

Dann trinken wir gemeinsam Tee mit (von Robert) zufällig getroffener Schiffsbekanntschaft, auf einem Teppich sitzend.

Am kommenden Morgen will Kamal mit uns die weiteren Behördenwege erledigen.

Wir nehmen die 1. Lariam-Tablette ein.


Es beginnt der Fastenmonat Ramadan. An den folgenden Tagen treffen wir auch in der heißen Wüste Moslems, die tagsüber kein Wasser trinken!


Die Fähre fährt zurück ab Wadi Halfa am Mi (oder manchmal am Do), kam angeblich am Fr (während unserer Anwesenheit) in Assuan an


Telefonempfang haben wir nicht mehr.

Koord.:

Wadi Halfa Hafen: 21° 48.563' N / 031° 19.265' E

Nil-Hotel Wadi Halfa: 21° 48.124' N / 031° 20.898' E; 2774 km


06.11.02 Mi: erste Pistenfahrt

Nach umständlicher Toilette packen wir und trinken einen Kaffee an benachbarter Bude. Dann erledigen wir innerhalb von 2 Std mit Kamal die Behördenwege, zusammen ca. 4400 Dinar pro Person. Er zeigt uns sein Haus für unsere Rückfahrt. Wir zeigen uns mit 20 $ erkenntlich; er stellte uns keine Rechnung!

Um 11:20 Uhr beginnen wir die Pistenfahrt. Anfangs geht es manierlich, dann werden die Wellblechstellen immer stärker / ausgedehnter, die steinigen Passagen häufiger und schlimmer. Es geht durch die Wüste mit interessanten Formationen, oft bergig, beinahe gebirgig. Die Motorradfahrer fahren schneller als wir, machen aber gelegentlich Pausen, so treffen wir uns einige Male (letztmalig zufällig (!) am Nachtlager).

Nach einigen Stunden treffen wir auf das Niltal, und von da an fahren wir fast ausschließlich in einer unendlichen Folge von Straßendörfern, allerdings in hiesigem Sinn: gelegentliche unbewohnt aussehende Stein- bzw. Lehmmauern im Sand. Fast alle Menschen winken freundlich bei der Vorbeifahrt. Anfangs konnte Th. zwischen 50 und 70 km/h fahren, später fuhr Ute in der Regel 30 bis 40, selten bis 50 km/h. Bis zum Abend gegen 18 Uhr schaffen wir knapp 200 km. Wir sind im Ort Abri, wo wir gerade einmal die richtige Piste aus den Augen verloren haben und halten, um festzustellen, wo wir sind. Plötzlich steht Robert am Auto und führt uns zum auserkorenen Schlafplatz am Dorfrand. Wir nehmen einen kleinen Imbiß und schlafen im Auto.


Kamal Hassan Osman / Wohnung, Richtung Dongola

ca. 3 km entfernt 21° 47.183' N / 031° 23.127' E


Koord. 20° 46.4' N / 030° 19.6' E; 2984 km


07.11.02 Do: Piste nach Dongola

Die Nachttemperaturen liegen um 20°C, am Tage wird es recht bald über 30° C. Der Aufbruch erfolgt beizeiten. Es geht weiter, öfter mit Nilsicht, oft durch lange, ineinanderwachsende Straßendörfer, zuweilen auch durch unbewohntes Gebiet. Gelegentlich gibt es Orte mit schönen, gestrichenen Häusern und Hofmauern (weiß oder farbig, teilweise auch mit Mustern und Verzierungen), in der Regel aber lehmbraun. Es gibt weiterhin viele winkende Menschen, vor allem Kinder, die "How are you" und ähnliches rufen. - Etliche Kilometer nehmen wir einen älteren Einheimischen, der am Pistenrand winkt, bis zu seinem Feld mit; er zeigt sich durch Peperoni erkenntlich.

In Ortsdurchfahrten kommt man wegen vieler Spuren leicht von der Piste ab; gelegentlich müssen wir fragen.

An derjenigen Stelle (lt. Därr km 324), wo der Nil einen Knick nach Westen macht und wo wir laut Beschreibung einfach den "Spuren folgen" sollen, geraten wir erst wieder auf die Nilroute und kehren dann wieder um.

Die Nilfähre bei Argo, wo auf der Westseite die Asphaltstraße nach Dongola beginnen soll, finden wir trotz mehrfachen Fragens nicht. Alle Einheimischen weisen uns auf der Ostseite des Nils nach Süden. Also geht es (ohne Asphalt) auf der teils sehr sandigen Piste weiter. In einem Dorf haben wir wieder einmal die Piste "verloren". Ein Einheimischer, den wir nach dem Weg fragen, setzt sich mit ins Auto und fährt so lange mit, bis wir den Weg nicht mehr verfehlen können. Er muß den ganzen Weg (etliche Kilometer) wieder allein zurücklaufen, und er will nichts dafür haben. Dies ist nur EIN Beispiel für die Freundlichkeit der Menschen im Sudan. Wir fahren weiter die nun gut erkennbare Piste und bei Dongola mit der Fähre über den Nil. Ein weiteres Beispiel für die Freundlichkeit der Leute: Ein Mann rennt, als wir ankommen, zur Fähre, die gerade ablegen will, damit wir noch mitgenommen werden.

In Dongola finden wir das Hotel Olla trotz vielen Fragens nicht. Wir übernachten am Stadtrand im Auto.


Koord.:

Fähre bei Dongola: 19° 10.869' N / 030° 29.266' E

Schlafplatz 19° 09.825' N / 030° 27.387' E; 3256 km


08.11.02 Fr: Piste zwischen Dongola und Abu Dom

Der Tag beginnt mit Festziehen von Schrauben, Umpacken, Umfüllen von Diesel. Wir finden im Ort mit etwas Mühe Wasser und kaufen Getränke. Dank guter Ratschläge und Durchfragens finden wir den Beginn der Straße und starten gegen 9:30 Uhr. Sie beginnt mit ca. 60 km Asphalt, teilweise auch im Wechsel mit Piste. Dann beginnt reine Piste mit viel Weichsand-Stellen. Gegen 13 Uhr geraten wir in eine Spurrinne, die immer tiefer wird, bis das Auto aufsitzt und steckenbleibt. Wir graben es frei und versuchen die Weiterfahrt: nach 5 Metern stecken wir wieder fest. Daher sehen wir uns gezwungen, die ganzen ca. 50 Meter bis zum Ende dieser Spurrinne ein Stück (ca. 25 cm) abzutragen. Das dauert 5 Stunden, bis zum Sonnenuntergang, gegen 18 Uhr. Es sind, während wir arbeiten, über 40° C. Wir machen sehr viele Pausen und trinken ca. 10 Liter. Andere Fahrzeuge (LKW) haben in unserer Nähe auch Probleme und müssen Sandbleche verwenden, möglicherweise deshalb, weil wir ihre Spur blockieren?

Bei einbrechender Dunkelheit besucht uns ein Wüstenbewohner mit Kamel, bittet mit Gesten um Wasser und sitzt eine Weile bei uns, ohne daß wir uns verständigen können. Dann verschwindet er samt Kamel wieder in der inzwischen dunklen Wüste.


Koord. 18° 06.534' N / 030° 48.353' E; 3403 km


09.11.02 Sa: Piste/Straße nach Khartoum

Auch nachts kommen etliche LKW vorbei,. Gut, daß wir 2 Warndreiecke aufgestellt haben. Zusätzlich machen wir das Innenlicht an, wenn wir Fahrzeuge hören (und nicht gerade schlafen).

Wir wollen bei Helligkeit weiterfahren; das geht aber nicht, weil die Sonne blendet. Daher brechen wir erst gegen 8 Uhr auf.

Die weitere Pistenfahrt ist zwar anstrengend durch häufigen Wechsel zwischen diversen Sandformationen, Spurrinnen, unklarem Spurverlauf und vielen Weichsandstellen, gelingt Ute aber ohne weitere Panne. Nach weniger als zwei Stunden haben wir - nur dank der GPS-Koordinate - den Beginn der Autostraße gefunden. Nach kurzer Rast geht es weiter: ca. 300 km Asphaltstraße durch die Wüste. Im Gegensatz zu früher gibt es jetzt regelmäßig, aber in ziemlichen Abständen grünliches Strauchwerk, sogar einige Gras-Ansätze. Die Straße ist gut; wir fahren mit 80 bis 90 km/h. Auf der ganzen Strecke werden wir von drei Fahrzeugen überholt und wir überholen zwei Fahrzeuge. Alle etliche Kilometer kommt mal ein Fahrzeug entgegen. Einem Einheimischen helfen wir mit Wasser aus.

Wir kommen zu einer Kreuzung mit Markttreiben und stellen fest, daß wir bereits in Omdurman, einem Vorort von Khartoum, sind.


Wir steuern in Khartoum zuerst den "Blue Nile Sailing Club" an, nur dank GPS auffindbar. Dort ist nichts los: Platz mit Booten und einheimischen Fahrzeugen, WC, Wasser und Duschkabine, aber keine Aufsichtsperson. Sicher könnte man dort übernachten. Dabei erwerben wir dank vorhandener Stadtpläne einen kleinen Überblick über die Lage der Stadt am Zusammenfluß des Weißen und des Blauen Nils zum "eigentlichen" Nil. - Dann suchen wir - auch nur mit GPS-Hilfe möglich - den gerühmten Campingplatz in südöstlicher Richtung. Er ist zwar schattig, aber mickrig und mit 8 $ für die Ausstattung für sudanesische Maßstäbe viel zu teuer: WC dunkel und schmutzig, kein Waschbecken, nur dunkle Duschkabine, kein Licht. Aber um nicht zum "Blue Nile Sailing Club" umkehren zu müssen und aus Höflichkeit der freundlichen Leute wegen nehmen wir ihn.

Wir duschen, ziehen uns um, beginnen die erste Kleiderwäsche und fahren 7 km zurück in Stadtrichtung zum Einkauf: Getränke, Brot, Bananen. Ein Internet-Cafe sehen wir in dieser Gegend nicht. - Es folgen Abendbrot und Tagebuchschreiben.

Der Stadtverkehr in Khartoum ist nur ein wenig besser als in Ägypten. Aber zumindest fahren die meisten Fahrzeuge bei Nacht mit Licht.

Es gibt weiterhin keine Tel-Verbindung.

Die Menschen sind ausgesprochen freundlich. Wo man jemanden sieht, wird man freudig begrüßt, man stellt sich vor, fragt nach dem Wohin und Woher und man fragt und erzählt vieles mehr, was wir mangels Englisch-Kenntnissen oft nicht verstehen.


Der Verbrauch an Diesel während der Pisten-/Sandfahrten war mit unseren primitiven Schätzungen nicht nachweisbar höher als unter anderen Bedingungen.


Koord.:

Omdurman-Kreuzung, Beginn der Autostraße

15° 38.816' N / 032° 25.145' E

Camping: 15° 30.885' N / 032° 37.803' E; 3841 km


10.11.02 So: von Khartoum nach Gedaref

(auf Buchstaben "a" zu betonen)

Die Nächte sind meistens zu lang: gut 12 Stunden ist es dunkel, schlafen kann man manchmal nur wenige Stunden, den Rest der Zeit liegt man gelangweilt im Bett und schwitzt. Es kühlt sich im Auto oft im Verlaufe der ganzen Nacht nur geringfügig unter 30 Grad ab.

Also stehen wir im frühesten Morgengrauen, vor 6 Uhr, auf. Auf dem Platz kann man sich in der eigenen Schüssel bequem waschen, die Kleiderwäsche wird fortgesetzt, Wasser genommen, Diesel umgefüllt, das Auto ein wenig gereinigt, umgepackt und gefrühstückt. Nach 9 Uhr geht es weiter.


Die Fahrt über Wad Medani nach Gedaref ist wegen der weiteren Unendlichkeit und Gleichförmigkeit der Wüstenformation beeindruckend. Es gibt eine gute Asphaltstraße, auf der wir die gut 400 km mit einer minimalen Pause bei gut 80 km/h zurücklegen. Anfangs ist der Verkehr ziemlich dicht, nimmt im Verlaufe der Strecke aber ab. Es geht Kilometer für Kilometer durch Wüste, soweit das Auge reicht. Nur entlang der Straße folgt immer mal ein Dorf. Strichweise verunstaltet Abfall, bestehend z.B. aus Plaste-Folien und -Flaschen, die Straßenränder. In Abständen gibt es Buden-Ansammlungen mit Obst, Getränken und ähnlichem. Gegenüber dem Vortag ändert sich das Erscheinungsbild im Laufe der Hunderten von Kilometern ganz allmählich, indem die Gras- und Busch-Anteile zunehmen, bis sich schließlich eine Steppenlandschaft entwickelt, zwar trocken, aber immerhin grünlich. Damit wird auch die Besiedlung dichter. Anfangs sehen wir die aus der Wüste bekannten Ziegelstein-/Lehmbauten, gegen Ende der Fahrt handelt es sich vorwiegend um "Stroh"-Rundbauten mit kegelförmigem Dach. Es tauchen zunehmend ganz eigentümlich geformte Berge auf, nämlich schroff und steinig, aber ganz unvermittelt mitten in der Ebene.

Nach Tagen sehen wir die ersten Wölkchen am Himmel und erhaschen sogar sekundenweise Schatten.


Angekommen in Gedaref sehen wir bald ein sehr ordentliches Hotel und dann sogleich einen roten LandRover mit europäischen Insassen. Es sind "Daniela" und "Manuel" aus der Schweiz, mit denen wir sogleich plaudern, später gemeinsam in der Stadt trinken und essen und für den kommenden Tag die gemeinsame Fahrt nach Äthiopien planen.

Wir buchen in dem bereits gesichteten Hotel "El Motwakil" ein Zimmer trotz der 50 $, um wieder einmal kühl (und damit ausgiebig) schlafen zu können. Die Schweizer hingegen übernachten im Autodachzelt auf einem Trucker-Parkplatz. Das Hotel ist mit Abstand das beste, das wir bisher in Afrika bewohnten: große Räume, Sessel, Klimaanlagen und Ventilatoren, raffinierte Bettlampe (die sich bei Berührung des Gehäuses stufenweise ein-/ausschaltet). Trotzdem gibt es übliche Mängel, wie verstopfter Abfluß, Schäden an Wänden. An den Erdgeschoßfenstern sitzen an der Außenseite krokodilartige, etwa 20-cm-lange Echsen. - Wir besuchen nach Öffnung um 19 Uhr ein Internet-Cafe, lesen und schreiben dort eMails und tauschen sicherheitshalber weitere 20 $ in Dinar ein.

Ute klagt über Magenbeschwerden.


Wir ärgern uns schon seit Tagen über die Zeitdauer, die das Nachladen der Klein-Akkus (für GPS/Sprechgeräte/Digital-Fotoapparat/...) sowie der Power-Station fordert.

Komisch ist die Geldzählung im Sudan. Die Scheine lauten auf Dinar, alle Menschen benennen Preise aber entweder in zehnfacher Höhe (alte Pfund) oder in hundertstel Einheiten; wir wissen nie genau, was zu zahlen ist.


Koord. 14° 02.675' N / 035° 23.279' E; 4253 km


11.11.02 Mo: über Gallabat nach Äthiopien

Nach dem Hotel-Frühstück (nicht im Preis, aber wie alle Speisen kaum der Rede wert) brechen wir gegen 8 Uhr mit zwei Autos auf. Der Anfang der Piste ist mühsam zu finden: die Schweizer fragen und lassen sich führen.

Der Weg ist steinig, wird im Laufe der 200 km aber besser. Man kann öfter 70 km/h fahren, es gibt aber auch viele Hindernisse, vor allem zu umfahrende Senken von möglichen Flußdurchfahrten in der Regenzeit? Scheinbar ist der Ausbau der Strecke noch nicht abgeschlossen. Es ist sehr staubig. Wir selbst, das Auto und alles Inventar verschmutzen in höchstem Maße.

Die Landschaft wird hügeliger, die Vegetation dichter. Zunehmend laufen entlang der Straße Menschen mit Schafen, Eseln, Kühen.

An der Grenze werden wir ungefähr an den erwarteten Positionen angepfiffen/angewunken und zu Emigration / Zoll gebeten. Dort wird etwas Papierkram gemacht. Auf der äthiopischen Seite (Metema) führt uns ein Mann zu seinem "Office". Es handelt sich um eine Rundhütte aus Ästen/Zweigen/Lehm mit "Stroh"dach. Sie wird durch eine Zaunlücke erreicht. Auf dem Weg dorthin nimmt ein kleiner Junge Ute an der Hand. Die äthiopische Zollstation befindet sich etwa 35 km weiter in Richtung Gondar. Dort müssen wir eine ganze Weile auf den Beamten warten. Nach der dann schnellen Abfertigung (1 $ ist zu entrichten!!), geht es schon auf 16 Uhr zu; wir dürfen vor dem Zollhäuschen übernachten.


Wir haben materielle Verluste zu beklagen: Utes Waschbeutel ist weg und eine Flasche mit Betriebsflüssigkeit (vielleicht Getriebe-Öl?) fehlt. Die unwahrscheinliche, aber einzige plausible Möglichkeit sehen wir darin, daß die Sachen irgendwann beim Öffnen der Hecktür herausgefallen sind und Th dies nicht bemerkt hat.

Der Abend vergeht mit Packen: Moskitonetz auf Dach gesucht (später im Auto gefunden), neues Not-Waschzeug für Ute. Wir essen eine Suppe und trinken Tee und reinigen einigermaßen aber aufwendig etliche Sachen.

Leider haben wir nun wieder sudanesisches Geld übrig, aber kein äthiopisches.


Koord.:

Pistenbeginn bei Gedaref: 13° 59.822' N / 035° 23.465' E

Zollstation Äthiopien: 12° 46.606' N / 036° 24.433' E; 4452 km


12.11.02 Di: nach Bahir Dar

Obgleich wir schon vor 6 Uhr aufstehen, dauert es doch bis 8:30 Uhr, ehe wir aufbrechen können: Kaffee, Fischbüchse, Brotstange, dann weiter packen. Jetzt sind auch die beiden Schweizer längst fertig und fahren gleichzeitig mit uns los. Nach der zweiten Rast (wir füllen Kraftstoff um und kochen uns eine Suppe) trennen wir uns endgültig von ihnen.

Die weitere Straße bleibt leidlich: ein Mittelding zwischen feinem Schotter und Erdreich. Man kann große Strecken mit 60 bis 70 km/h fahren, es gibt aber auch häufig Hindernisse: schlechte Stellen, Baustellen, Umfahrungen am Straßenrand. Weiterhin ist es sehr staubig. Bei Fahrzeug-Begegnungen kurbeln wir schnell die Fenster hoch.

Die Landschaft wird jetzt richtig bergig und hat mit ihren bizarren Felsabstürzen ein canon-artiges Aussehen. Es ist sehr abwechsungsreich, oft farbenprächtig. Die Straße windet sich in vielen Kurven rauf und runter. Immer mehr Menschen bevölkern die Straßen mit ihren Tieren. Wohin sie wohl alle gehen? Weiterhin werden wir von den meisten, vor allem von den Kindern, angewunken und mit "Ju-Ju-Ju"-Rufen begrüßt. Zusätzlich gibt es aber auch bettelnde Kinder. Europäische Fahrzeuge sehen wir nicht, nur immer wieder LKW, einige Busse und Toyota-Lieferwagen. Wir sehen den ersten meerkatzenartigen Affen. Auf dem Weg sehen wir in diesen Tagen einige Windhosen.

Der Zustand der Straße läßt zu wünschen übrig. Bis zur ersten Wegscheide nahe Gonder (genau: Azezo, also etwa 150 km) geht es noch ähnlich wie am Vortag. Aber die folgenden 180 km sind so schlecht, daß wir große Passagen nur mit 20 km/h fahren, sonst häufig mit 30 km/h und nur sehr selten mit bis zu 50 km/h. Es wird scheinbar am weiteren Straßenbau gearbeitet. Wir brauchen bis zum Sonnenuntergang.

Den ganzen Tag über lauern wir auf Kraftstoff und auf äthiopisches Geld - lange ohne Erfolg. Den 10-km-Abstecher nach Gonder wollten wir einsparen. Auf unserer Strecke kamen irgendwann auch ein paar Tankstellen, aber alle wollten Birr, keine Dollar.

Es ist mit 30° C nicht mehr so warm wie an den vorausgehenden Tagen. Der Fahrtwind ist erstmals erfrischend kühl. Und selbst die von den Thermometern angezeigten Temperaturen kommen uns überhaupt nicht heiß, sondern angenehm vor. Das mag evt. an der geringen Luftfeuchtigkeit liegen?

In Bahir Dar am Tana-See buchen wir ein Zimmer im Hotel "Dib Anbessa" für ca. 17 $. Hier tauschen wir sofort 50 $ in 420 Birr um, später nochmals. Dann suchen wir eine Tankstelle, tanken, essen und trinken im Hotel-Restaurant. Das Nationalgericht Injera wird versucht: ein Sauerteig-Fladen.

Immer wieder leiden wir unter unseren schlechten Englisch-Kenntnissen. Der Kraftstoff ist scheinbar etwas teurer als im Sudan, für uns aber trotzdem nicht der Rede wert.


Koord. 11° 35.646' N / 037° 23.434' E; 4774 km


13.11.02 Mi: von Bahir Dar zum Blauen Nil

Wir schlafen bis 6 Uhr, erstmals mit Moskitonetz, welches aber wenig Effekt hat, da es stellenweise am Körper anliegt. Die Morgentemperatur liegt unter 20° C. Nach Packen und Frühstück geht es gegen 8 Uhr los. Wir verschenken schnell noch an einer Tankstelle unseren dritten 20-l-Kanister (aus Blech), um ihn weder leer auf dem Dach (wie bis Assuan) noch voll auf dem Mittelsitz (wie danach) mitführen zu müssen.


Es gibt zwar etliche zweisprachige Straßenschilder, aber viel zu wenig, meist auch zu alt und unleserlich. Nach Addis Abeba zeigt von Bahir Dar aber keines. Unsere Fragen werden nur mit Mühe verstanden und selten richtig beantwortet. Zum Glück gibt es nur drei aus dem Ort herausführende Straßen, deren eine wir schon kennen und die anderen erkennen wir nach Erprobung an der Richtung. Trotzdem dauert die Suche gut 1/2 Stunde, da man wegen des schlechten Straßenzustandes nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren kann. - Ansonsten bereitet die Suche der Trassenführung - wenn man aufmerksam ist und die Karten zurate zieht - keine besonderen Schwierigkeiten. Es gibt ggf. über jeweils etliche hundert Kilometer nur diese eine Straße ohne jedwede Abzweigung.


Es gibt für die Weiterfahrt zwei Routen, die Hauptstrecke über Debre Markos, die in allen Karten und Beschreibungen steht, und eine kleinere über Mota, die laut Befragungen etwas kürzer und besser sein soll. Wir entscheiden uns für letztere, die als einzigen Nachteil den Bericht über Steinewerfer an sich hat.


Die Straße ist geringfügig besser als am Vortag. Geringfügig bedeutet, daß wir stellenweise mit 40 km/h fahren, manchmal sogar auch mit 50 km/h, aber trotzdem fahren wir große Passagen mit 30 km/h. Wir brauchen 7 Stunden, fast ohne Pause, für vielleicht 280 km.

Weiterhin ist die ganze Straße bevölkert von einem kontinuierlichen Zug von Menschen in beiden Richtungen, teils ohne Gepäck, nur mit einem Stock, teils Männer mit Holzstämmen oder Säcken, Frauen mit Wasserkrügen oder Pflanzenbündeln oder Kindern auf dem Rücken, teils Jungen mit Schafen, Eseln oder Kühen. Die Gegend sieht wegen der vielen Tiere und der Kulturpflanzen weiterhin ertragreich aus, aber trotzdem machen die Menschen einen sehr ärmlichen Eindruck, erkennbar an ihrer Kleidung, der mitgeführten Habe, ihrer mageren Statur, dem geringen Durchschnittsalter, dem Zustand der Behausungen. Einziger Schmuck ist bei etlichen ein um den Hals hängendes Metall-Kreuz (wahrscheinlich gar Silber?), vermutlich der Christen.

Die Landschaft ist eindrucksvoll. Wir fahren auf hohe, ausgedehnte Bergkämme hinauf, schlängeln uns dann wieder herunter. In der Ferne sieht man nach allen Richtungen weitere Berge. Mitten in der bergigen Landschaft ragen plötzlich bizarre schroffe Felskuppen und Nadeln auf. Später heben sich riesengroße Steil-Abhänge hervor, die häufig in der Ferne zu sehen sind, vermutlich Nebengebilde zum großen Rift-Valley.

Ute hat gelegentlich Angst: vor Kindern, die sich laut tobend dem Auto nähern, nebenherrennen und sich manchmal auch anhängen, verbunden mit bettelnden, fordernden Rufen und Gesten; zuweilen vor Steilheit und Unebenheit der Straße; bei den Orts-Durchfahrten ohnehin (da es Berichte über Steine-werfende Menschen gab).


Nach der Zusammenführung der beiden oben erwähnten Routen kommt bald der viele hundert Meter tiefe Taleinschnitt des Blauen Nils, der hier zu überqueren ist. Die Straße windet sich in unendlich vielen Serpentinen am fast senkrechten Abhang sehr eindrucksvoll auf der einen Seite hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Diese Passage ist landschaftlich zwar besonders schön, die Straße ist aber in einem besonders üblen Zustand (große Steine, scharfkantige abgebrochene Asphaltstellen, ...), dazu sehr steil und fordert fast zwei Stunden.


Die Dunkelheit bricht herein. Wir übernachten - nach Abendessen aus Suppe und Tee - am Straßenrand. Auch bei Dunkelheit fahren weiterhin LKW's an uns vorbei.


Koord. 10° 02.618' N / 038° 14.051' E; 5077 km


14.11.02 Do: über Addis Abeba zum Langano-See

Wie üblich geht es um 6 Uhr aus den Federn. Während wir Kaffee trinken und Suppe kochen, kommt die erste Kindergruppe, vermutlich auf dem Weg zur Schule, vorbei und schaut neugierig zu. Th ist mitleidig und mutig, und gibt den 5 oder 6 Köpfen ein Schüsselchen mit Frühlingssuppe und Löffel. Zögernd, aber nicht ungern wird die Suppe in etlichen Metern Abstand verzehrt, Geschirr und Besteck dann zurückgebracht und weiterbeobachtet, während wir abwaschen und einpacken. Da die etwa Acht- bis Zwölfjährigen noch sehnsüchtig schauen, erhält jeder ein Butterkeks, welches ebenfalls gern verzehrt wird. Es kommen im Verlauf der nächsten halben Stunde noch ein paar weitere Kinder dazu; Th teilt immer mal wieder eine Runde Keks aus, bis die Packung aufgebraucht ist. Als wir abfahren, kommt dann doch noch der Ruf "Give me money", einige besinnen sich dann aber eines Besseren und rufen uns noch ein "Thank you" hinterher.


Endlich wurde auch der Luftfilter gewechselt, der es nach den Sand- und Staub-Passagen dringend nötig hatte.


Es geht nach dem Rastplatz noch 10 oder 20 Kilometer den Nil-Abhang bergauf, wie schon am Ende des Vortages weitgehend mit Schrittgeschwindigkeit. Auf der Höhe angekommen wird die Straße, obwohl "asphaltiert", nicht viel besser. Auf den folgenden schätzungsweise 30 km kann man zwar gelegentlich mit 50 km/h fahren, aber spätestens nach 100 m kommt dann ein tiefes, über die ganze Straßenbreite verlaufendes Loch, oder es kommen mehrere versetzte Schlaglöcher, die zu Slalom-Versuchen animieren. In beiden Fällen ist Schrittgeschwindigkeit geboten. Die Stellen mit großen Steinen, völlig aufgelösten Asphalt und tiefen Löchern überwiegen bei weitem gegenüber den wenigen glatten Stellen.

Hoffnung keimt auf, denn eine Baustelle kommt in Sicht. Vielleicht beginnt hier gar eine gute Straße bis Addis Abeba? Nein, erst einmal geht es neben die Baustelle. Die Baustelle ist 10-km lang; die Ausweichpiste befahren wir mit 10 km/h, nur selten etwas schneller, eine sehr große Stelle ist aber so schlecht, daß selbst Schrittgeschwindigkeit zu hoch ist. Langsamer geht es aber in der Steigung nicht. Die zu überfahrenden Steine sind so groß und häufig, daß wir wirklich Sorge um Reifen und Radlager haben.

Auch diese Angst geht irgendwann zu Ende. Und jetzt - etwa 100 km vor der Metropole - beginnt eine tadellose Straße bis Addis Abeba. Wir glauben, kaum noch im selben Land zu sein, wie an den beiden Vortagen. Der Kurven, Menschen und Tiere wegen beschränken wir uns auf unter 80 km/h.


In Addis Abeba kommt es uns so vor, als wären wir auf einmal wieder in Europa. Die Menschen verhalten sich "normal" und sind "normal" gekleidet, der Stadtverkehr ist vernünftig (abgesehen davon, daß die Autos im ganzen Land unangenehm qualmen und stinken), es gibt Geschäfte und Restaurants, wie man sie sich vorstellt. Man merkt nur an der Hautfarbe, in welchem Kontinent man sich befindet, denn wir sehen fast keinen Weißen. Das ist uns gerade recht. Vom Restaurant aus, in dem wir eine Mahlzeit einnehmen, können wir die verschiedenen Ausprägungen hinsichtlich des Aussehens, der Kleidung, des Schmuckes gut beobachten. Alle - außer uns beiden Reisenden - scheinen fließend englisch zu sprechen. Viele Beschriftungen sind zweisprachig.

Allerdings gibt es keine Straßenschilder, weder Straßennamen noch Richtungshinweise. Nur dank Stadtplan und Utes Intuition finden wir auf Anhieb die richtige Ausfahrt-Straße. Diese ist im Verlauf der folgenden 200 km ganz hervorragend. Nach Verlassen der Vorort-Viertel, einem Gemisch aus Markt und Slum, geht es großenteils schnurgerade auf ebenem Asphalt dahin. Der Verkehr ist anfangs dicht, läßt aber immer stärker nach. Wir sehen nach langer Zeit erstmals wieder Ortseingangsschilder. Esel, Kühe und Schafe gehen vorwiegend neben, nicht auf der Straße.

Die Landschaft wird savannen- oder steppen-artig. Die Berge verziehen sich. In Abständen stehen Bäume mit weiten, aber flachen Kronen, dazwischen Gras. Kurz vor der Tagesetappe, dem Naturreservat Rift-Valley / Langano-See, tauchen kleinere Felsabhänge auf.

Von der Hauptstraße aus führt ein Weg 3 km nach Osten zu einem Bungalow-Hotel, bei dem wir für wenig Geld im Auto schlafen können. Erst hier, nicht von der Hauptstraße aus, ist der See zu sehen. Er liegt sehr schön vor fern dahinter sichtbaren Bergen. Zeitweilig rauscht die Brandung. Die Temperatur ist mit über 30° C gering höher als an den Vortagen, aber weiterhin sehr angenehm. Es gibt wenige (nur einheimische) Touristen am See.

Wir essen ein wenig im Restaurant und nutzen die dortigen WC (das Camping-WC ist wegen Verdreckung nicht verwendbar). Wir waschen uns am Auto per Schüssel und bereiten die nächste Kleiderwäsche vor.


Addis Abeba, erste Biegung Einfahrt von Norden:

09° 03.934' N / 038° 44.000' E

Koord. 07° 38.940' N / 038° 42.404' E; 5476 km


15.11.02 Fr: vom Langano-See in Richtung Kenia

Am Morgen erleben wir nach angenehm kühler Nacht einen schönen Sonnenaufgang über dem See. Es gibt sehr schöne bunte Vögel (Dreifarben-Glanzstare).

Die Wäsche wird eingeweicht, Auto-Routine-Prüfungen erfolgen. Im Restaurant gibt es Frühstück. Um 8:30 Uhr geht es los.


Während der ersten 100 km hat die Straße denselben Zustand wie bisher. Wir erreichen die relativ große Stadt Awassa. Wir werfen einen Blick auf den See mit Schilf-Ufer. Dann finden wir ein Internet-Cafe, von dem aus wir uns in der Heimat melden. Wir trinken Erfrischungen und tauschen in einem Hotel (privat vom Rezeptionär zu sehr schlechtem Kurs) weitere 20 Dollar.


Der Zustand der Straße wird - wie erwartet - schlechter, allerdings nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Wir können die verbleibenden fast 500 km bis zur Grenze an diesem Nachmittag und am folgenden Vormittag zurücklegen. Es sind immer wieder Teilstrecken mit 60 bis 70 km/h befahrbar, aber unweigerlich folgt nach etlichen hundert Metern oder nach einem oder einigen Kilometern eine schlechte Stelle, die zur Reduzierung auf 20 km/h oder auf Schrittgeschwindigkeit zwingt und die ihrerseits auch hunderte von Metern oder etliche Kilometer lang sein kann. Es gibt auf den guten Stellen manchmal einzelne Schlaglöcher, die man versucht, zu umfahren. Oft sind solche Versuche aber aussichtslos. Besonders schlecht ist der Straßenzustand in den häufigen Ortsdurchfahrten. Dabei stören auch die besonders vielen Menschen und Tiere auf der Straße.

Der Strom von Menschen und Tieren auf den Straßen auch außerhalb der Ortschaften dauert an. Die Vegetation wird üppig und dicht, fast so, wie man sich einen tropischen Wald vorstellt. Am Straßenrand verkaufen Kinder Bananen und Ananas; von letzteren kaufen wir einen Bund.

Beim Einbruch der Dunkelheit finden wir am Straßenrand eine geeignete Stelle zum Übernachten. Unter der gewohnten Beobachtung durch Kinder essen wir eine Suppe und geben den Zuschauern ein Schälchen ab.


Koord. 05° 32.892' N / 038° 14.946' E; 5774 km


16.11.02 Sa: nach Moyale

Zum Glück sind wir fertig angezogen, als die ersten Kinder auftauchen und sich rasch vermehren. Um nicht wieder auf dem Präsentierbrett zu speisen, packen wir nur - ungefrühstückt - schnell ein und fahren schon gegen 6:30 Uhr ab.

Der Charakter der Landschaft ändert sich wiederum, indem sie wieder steppenartig wird. Sie besteht aus nicht ganz dichtem Grasboden, durchsetzt mit vielen strauchartigen Gewächsen. Es gibt unendlich viele der eigentümlich geformten Termitenhügel. Neben Kühen, Eseln und Schafen tauchen auch wieder Kamel- und Dromedar-Herden auf. Wir sehen Zebras in der Ferne und auch eine Schildkröte am Straßenrand.

Es gibt seltener Ortschaften und Hütten entlang der Straße, aber immer noch zu viele, um einmal allein zu sein. Die Anzahl rufender und winkender Kinder nimmt gegenüber dem Vortag etwas ab.

Schon ab dem Sudan sieht man Unmengen von Landy's im Straßenbild (dort fast nur uralte). Noch mehr nimmt deren Anzahl ab Äthiopien, Kenia und Tansania zu (hier auch etwas neuere) und erreicht dann dieselbe Verbreitung wie die Toyota's. Die Einheimischen fahren - vereinzelt ab Äthiopien - häufig ab Kenia/Tansania Fahrrad.

Für den Zustand der Straße gilt das gestern gesagte.


Morgens ist es mit 15° C kühl und bewölkt. Im Laufe des Tages kommt Nieselregen auf und es gibt einige kräftige Regengüsse (der erste Regen seit Italien!). Ute friert teilweise etwas. Im Laufe des Tages wärmt es sich auf über 30° C auf.


In Moyale müssen wir drei Stunden warten, weil das Zollamt (Customs) erst um 15 Uhr öffnet. Die Zeit nutzen wir zum Reis-Kochen und zum Essen: Reis mit Wurstkonserve + Ananas. Dann wird noch gepackt (Taschentücher aus dem Dach-Sack). Computerarbeit ist nicht möglich, da wegen Helligkeit auf dem Bildschirm absolut nichts erkennbar ist.

Nach Öffnen des Customs macht sich Herr Sami mit uns bekannt. Er freut sich auf das Wiedersehen mit uns auf unserer Rückreise. Er beklagt aber die fehlende Deklaration der elektronischen Geräte! Das sollen wir auf der Rückfahrt richtig machen.

Auf kenianischer Seite ist die Abwicklung noch einfacher, verlangt aber zusätzliche Wartezeit auf den Customs-Offizier. Wir erfahren von etlichen Seiten, daß am nächsten Morgen um 9 Uhr der 2-tägige Konvoi in Richtung Nairobi startet.

Ein Helfer will uns in eine Unterkunft bringen, die uns aber nicht zusagt. Es gibt offensichtlich kein angemessenes Hotel im kenianischen Ortsteil von Moyale. Die vom Helfer empfohlene Einfahrt in ein Grundstück lehnen wir ab und suchen - immer im Schlepptau des Helfers - selbst nach geeigneten Plätzen am Ortsrand / an Straßenrändern. Im letzten Moment treffen wir ein südafrikanisches Paar, von dem wir erfahren, daß sich hinter der erwähnten Einfahrt wirklich ein Campingplatz befindet. Wir fahren sofort dorthin und buchen für 4 Dollar. Die Sanitäranlagen sind mickrig (Duschkabine ohne Wasser - zum Selbstmitbringen, "Plumpsklo"), wie zu erwarten. Dafür stehen wir unter Schutz eines Bewaffneten. Die Südafrikaner tauschen uns 10 Dollar in Kenianische Schilling.


Koord. 03° 31.006' N / 039° 02.973' E; 6074 km


17.11.02 So: Konvoi von Moyale nach Marsabit

Nach dem Aufstehen und vor dem Aufbruch wird das Hecktürschloß ausgebaut, weil es nicht mehr schließt. Leider läßt es sich nach ziemlich aufwendigem Ausbau trotzdem nicht zerlegen und reinigen, da vernietet. Also wird es nur ausgeblasen und geölt. Zum Glück schließt es dann wieder ordentlich. Andernfalls hätten wir Probleme gehabt.


Wir sind um 8 Uhr am Startpunkt des Konvois. Letzterer soll um 9 Uhr abfahren, wir hoffen aber, vorgelassen zu werden, um einen Vorsprung zu bekommen. Stattdessen wird ein Bewaffneter zu uns ins Auto gesetzt, der uns während der folgenden zwei Tage begleitet. Es ist deshalb etwas eng auf der vorderen Sitzreihe.

Wir fahren fast ohne Pause bis gegen 15:30 Uhr, wechselweise auf Wellblech, auf Steinboden, in Fahrrinnen oder kombiniert. Die Fahrgeschwindigkeit liegt im Bereich von 30 bis 50 km/h, mit kleinen Abweichungen in beiden Richtungen. Die Landschaft ist zuerst noch buschig/strauchig, wird dann aber vegetationsärmer, nämlich wiesig, dann fast steinwüstig. Unser Begleiter und Beschützer hilft bei der Campingplatz-Suche in Marsabit. Der Platz ist ein Stück Wiese ohne alles. Es gibt ein uraltes Mauerwerk mit Fußboden-Loch, welches offenbar ein WC sein soll. Etwa 200 m entfernt ist ein Gebäude neben einem Reservat-Tor, an dem ein Mensch von 2 Dollar pro Person redete, unklar, ob dies nur eine Information oder ob er der Rezeptionär sei. Wir haben nicht bezahlt, sondern einfach das Auto auf die Wiese gestellt und dort geschlafen. Natürlich gab es zuvor selbstgekochtes Abendessen: Reis mit Wurstbüchse und eine weitere Ananas-Frucht.


Koord. 02° 19.228' N / 037° 59.196' E; 6329 km


18.11.02 Mo: Konvoi von Marsabit nach Isiolo

Es ist in der Nacht wiederum mit unter 20° C angenehm kühl und erwärmt sich auch nur auf angenehme 30° C. - Sicherheitshalber sind wir schon 20 Min vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt. Unser Begleiter ist da und wir starten schon vor 7 Uhr. Die Fahrt verläuft - diesmal 270 km - unter ähnlichen Bedingungen wie am Vortag.

Wir sehen Zebras am Pistenrand; eine riesengroße Giraffe überquert unmittelbar vor unserem Auto die Piste; eine große Schildkröte sitzt auf der Straße und muß von Th zur Seite getragen werden. Ein paar kleine Antilopen huschen vorüber.

Die Vegetation nimmt wieder etwas zu. Es mehren sich die Kühe, Esel und Schafe am Rande und auf der Straße sowie die gelegentlichen Dörfer.

Es tauchen immer mal wieder interessant geformte Berge auf, denen wir uns nähern und die wir schließlich passieren.

Unser Begleiter murrt an diesem Tag bezüglich ausbleibender Bezahlung. Bei der Ankunft wollen wir ihm 10 Dollar + Taschenrechner geben. Das reicht ihm nicht, er erbittet 50 Dollar. Wir geben ihm schließlich 30 Dollar plus Taschenrechner.

Die Bank ist bei der Ankunft in Isiolo (15:30 Uhr) bereits geschlossen. Wir haben einen weiteren Tag lang kein kenianisches Geld. Trotzdem buchen wir das Hotel Bomen zu knapp 20 Dollar. Die Übernachtung und Verköstigung kann per Master-Card verbucht werden. Das nehmen wir gern in Anspruch. Es wird Wasser genommen, geduscht, getrunken.

Es gibt wieder ein Telefon-Netz! Aber leider nützt das nicht viel. Denn beim Versuch zu wählen, erhalten wir bei dutzenden von Versuchen immer die Ausschrift "Anruf nicht angenommen", nur in ganz wenigen Fällen kam stattdessen "Dienst nicht verfügbar" (oder so ähnlich). Die angezeigte Netz-Identifikation lautet "639 03", nach Netzsuche auch "639 02", was aber auch nicht weiterführt.


Koord. 00° 21.046' N / 037° 35.075' E; 6592 km


19.11.02 Di: über den Äquator nach Nairobi

Schon kurz nach 6 Uhr gibt es Frühstück. Unser Begleiter ist weder um 7 Uhr, noch eine halbe Stunde danach am Treffpunkt. Also fahren wir alleine los. In Nanyuki machen wir eine Pause. Es gibt eine Bank zum Geldtausch und mehrere Internet-Zugänge. Wir informieren die Angehörigen und Robert (über die Route nach Nairobi). Dann nehmen wir eine gute Mahlzeit in einem Restaurant ein und kaufen Kleinigkeiten im Supermarkt.

Nach wenigen Minuten erreichen wir den Äquator. Da das GPS-Gerät nicht rechtzeitig eingeschaltet war, fuhren wir wenige Kilometer vorbei und kehren - zum Fotografieren - nochmals um.

Vom Mt. Kenya ist wegen der Wolken nichts zu sehen. Nur in Wolkenlücken sind Schnee-Ansätze zu sehen.


Es gibt entlang der befahrenen Strecke in Orten immer wieder sogenannte "Bumps"; das sind absichtlich angebrachte Huckel auf der Straße, um eine Geschwindigkeitsverringerung zu erzwingen. Zusätzlich gibt es eine ganze Reihe von Check-Points, bei denen oft eine Reihe von Haifisch-Zähnen auf der Straße liegt, die nach freundlichem Grüßen und dem Beantworten von Fragen zur Seite geräumt wird.

Es herrscht in Kenia Linksverkehr. Bei der Pistenfahrt war das weniger störend, aber bei der Straßenfahrt müssen wir uns umgewöhnen.


In Stadtnähe säumen alle möglichen Buden den Straßenrand; an solchen Stellen erschüttern uns insbesondere der Schmutz in Form von Plasteabfällen. Die Stadtdurchfahrt durch Nairobi gelingt dank Stadtplan ganz leidlich. Nur das Auffinden des Campingplatzes bereitet etliche Mühe und Fragen. Der Platz ist durchaus empfehlenswert: Wasser, Dusche, saubere WC, Restaurant, Aufenthaltsraum mit Strom.

Wir treffen ein Ehepaar aus Winsen/Luhe, die aber hier nicht übernachten, desweiteren deutsche Motorradfahrer. Das Auto wird geleert, gereinigt, Schrauben festgezogen. Es gibt Abendbrot mit Lariam und Ananas.


Koord. 01° 18.020' S / 036° 48.710' E; 6884 km


20.11.02 Mi: von Nairobi nach Arusha/Tansania

Die Nacht ist mit deutlich unter 20° C wiederum angenehm kühl. Gegen morgen und im Verlaufe des ganzen Tages gibt es häufig Nieselregen. Ute friert bei Temperaturen wenig über 20° C ein wenig.

Abends zuvor hatten wir bemerkt, daß eine Befestigung der rechten Einstiegs-Trittstufe gebrochen war. Wir suchen in Reiseführern nach Werkstätten und fragen den Rezeptionär. Dank Utes Führung finden wir die Landrover-Großwerkstatt, werden von dort in einen kleineren Service-Stützpunkt in der Nachbargasse geschickt, und dort wird - im Verlaufe von einer Stunde - die Befestigung wieder angeschweißt. Wir bezahlen gern die 1700 Kenian. Schilling. Die Bedienung ist sehr angenehm.

Es folgt ein Einkauf im nahegelegenen Supermarkt. Dann geht es weiter in Richtung Tansania.

Die Straße ist asphaltiert, aber es gibt häufig Schlaglöcher, in Orten weiterhin die Huckel und gelegentlich Haifischzähne bei Check-Points. Einmal huscht ein große Affe (Pavian) vor uns vorüber. Eigentümliche Vögel ("Sekretäre") stolzieren gelegentlich auf der Straße.


Der Grenzübergang klappt ohne Probleme. Wegen der Wolken sehen wir den Kilimandjaro leider nicht, den Mt. Meru aber zumindest zeitweise fast komplett.

In Arusha sichten wir ganz grob den Ort. Ein gutes Hotel, in dem wir Geld tauschen, ist uns mit 50 $ etwas zu teuer. Wir suchen und finden den Masai-Camping-Platz, der uns gut gefällt. Es gibt ein Restaurant an freier Luft mit Überdachung. Nach Vorbereitung des Autos zum Schlafen essen wir die nächste Ananas-Frucht und nehmen dann im Restaurant eine Mahlzeit ein.


Wir haben nicht einmal mehr ein Telefon-Netz, geschweige denn können wir telefonieren.


Koord. 03° 23.130' S / 036° 43.179' E; 7184 km


1. Zwischen-Einschätzung

Die Reise verlief bisher ohne die erwarteten Schwierigkeiten. Weder hatten wir eine schwerwiegende Autopanne, noch gesundheitliche Probleme, noch besonderen Ärger mit den Grenzübertritten. Wir vertragen scheinbar die Malaria-Prophylaxe ohne Nebenwirkungen. Die Ausrüstung hat sich bewährt, mit der Einschränkung, daß wir zuviel dabei haben. Das Klima und das Wetter sind nicht belastend, sondern angenehm. Die Einheimischen verhalten sich - im wesentlichen - freundlich und zuvorkommend. Die Belagerung durch Kinder und Bettler hält sich unterhalb der befürchteten Grenze. Wir wurden nicht bestohlen und fühlen uns sicher und gut geschützt. Wir liegen gut im Zeitplan. - Das bisherige Hauptproblem waren unsere ungenügenden Sprachkenntnisse. Wir trafen weniger europäische / deutsch-sprechende Touristen als angenommen. Die Kommunikation mit dem Handy klappt nicht; stattdessen funktioniert die Verbindung über das Internet problemlos.


21.11.02 Do: über Moshi nach Bagamoyo (Ind.Ozean)

Wir radebrechen ein wenig mit englischen (wie früher mit südafrikanischen) Motorrad-Touristen.

Schon seit dem Sudan gibt es viele Hunde, die wild und frei herumlaufen, aber friedlich sind und sich nicht um irgendwelche Menschen kümmern. Auch im Camping-Complex leben mehrere Hunde. Diese dienen aber scheinbar als Hüter und sind ganz brav außer einem jungem Frechen, der noch verspielt ist und schon mal von Touristen Latschen o.ä. klaut, um damit herumzutoben.


Da der Frühstücksbetrieb erst spät beginnt und eine Weile währt, kommen wir erst gegen 8:30 Uhr fort. Die Straße ist gut, es gibt kaum Probleme. Die anfänglich sehr häufigen Speed-Humps nehmen anzahlmäßig ein wenig ab. Es verkehren ziemlich viele Busse, die uns begegnen und überholen.

Die Straße führt durch abwechslungsreiche Landschaft, erst entlang gewaltiger Bergketten (Pare- und Usambara-Mountains), wobei sich zur anderen Seite die Steppe ausdehnt; zum großen Teil gibt es auch Felder mit Kulturpflanzen; dann wird es hügeliger, und die Vegetation nimmt zu. Es gibt Früchte (Mango, Bananen, Mais, Jack-Fruit), die von Einheimischen am Straßenrand feilgeboten werden. Die Dörfer sehen ähnlich aus wie in Äthiopien/Kenia. Die Hütten haben jetzt aber häufig Wellblech-Dächer. Daneben existieren reichlich "stroh"gedeckte oder aus Stroh/Bambus bestehende Rundbauten. Die Straßen sind selten menschenleer; man wird aber seltener angewunken/gegrüßt/belästigt.

Über hunderte von Kilometern sieht man bis zum Horizont in allen Richtungen Savannen- oder Buschlandschaft, aufgefüllt mit tropischen Bäumen, Palmen, Bananenstauden und vielen unbekannten Pflanzen. Beeindruckend sind die Unmengen an lila und roten leuchtenden Blüten (von akazienartigen Bäumen). Der Himmel ist im Prinzip bewölkt, klart aber im Laufe des Tages zunehmend auf. Die Temperatur steigt auf über 30° C, ist aber wegen der höheren Feuchtigkeit nicht ganz so angenehm wie die ehemals erlebte trockene Wüstenluft.

Im Ort Segera trennen sich die Wege nach Tanga und Dar-es-Salam. Die hier befindliche Raststätte ist sehr angenehm. Überdacht, aber an frischer Luft gibt es ziemlich zügig bei Teil-Selbstbedienung Imbiß und Getränk. Wir sprechen mit einen deutschen Entwicklungshelfer (Lehrer).

Um auf kürzerem Weg an das Meer zu gelangen, wählen wir die 65-km-Piste nach Bagamoyo. Zwar können wir nur zwischen 20 und 40 km/h fahren, dafür schneiden wir eine erhebliche Wegstrecke ab. Trotzdem geraten wir - erwartungsgemäß - in die Dunkelheit. Die laut Därr-Reiseführer notwendige Fährüberfahrt entfällt; stattdessen gibt es jetzt ein Brücke.

Wir finden im Dunkeln zufällig eine Lodge. Es ist ein Komplex aus schätzungsweise zwei Dutzend Bungalows, deren einen wir zum Preis von 38000 Tans. Schilling mieten. Es ist mit Abstand das beste bisher benutzte Quartier: sehr geräumig, ohne irgendeine Beschädigung. Wir nehmen einen kleinen Abend-Imbiß im Lodge-Restaurant ein. Dann wird Wäsche gewaschen, Tagebuch geschrieben, Reiseführer gelesen, geduscht.

Es ist Vollmond. Wir sehen von unserer Bungalow-Terrasse aus das direkt vor uns liegende Meer.

Am Bungalow sitzen außenseitig viele Haus-Gecko's.


Koord. 06° 26.033' S / 038° 54.334' E; 7760 km


22.11.02 Fr: Erholungstag

Da wir gut im Zeitplan liegen, leisten wir uns einen halben Ruhetag. Wir bummeln vor dem Frühstück hinter dem Bungalow am Strand, fotografieren und liegen etliche Minuten in den Liegestühlen. Das unvermeidliche Packen folgt.


In einem Internet-Cafe senden wir u.a. die Beschwerde betr. Nicht-Funktionierens des Handy an T-Mobile.

Um noch eine andere Stelle am Meer kennenzulernen, fahren wir 15 km südlicher nochmals zum Strand. Dort liegt das "kasiki marine camp", scheinbar ein anderer Name für das Italienische Restaurant. Man kann dort auch übernachten, mit Vollpension (60 Dollar/Doppelzimmer) oder im Zelt (3 Dollar/Person). Es geht einige Kilometer auf sehr schlechter Piste nach Osten; das Camp ist schwer zu finden. Wir essen uns dort satt.


Die Durchfahrt durch Dar-es-Salaam schaffen wir wiederum dank Stadtplan auf Anhieb.

Die weitere Fahrt verläuft weitgehend auf gutem Asphalt. Nur an Baustellen müssen wir auf Altstraßen bzw. Ausweichpiste fahren, einmal ca. 20 km lang, mit wenig über 20 km/h und viel Staub durch andere Fahrzeuge. Die Straße bleibt belebt, aber nicht so dicht, wie stellenweise in Äthiopien; man findet nur mit Mühe eine Stelle ohne Sichtkontakt zu Einheimischen. Wenn man schon in keinem Straßendorf ist und keine Hütten zu sehen sind, dann läuft fast immer irgendjemand am Rand oder fährt Fahrrad.


Es ist der erste Tag, an dem wir richtig schwitzen. Die Temperatur im Auto liegt dicht über 35° C; dabei ist die Luft ziemlich feucht. Während der Fahrt bei offenen Fenstern ist das Klima angenehm. Aber bei stehender Luft fließt der Schweiß fast wie in der Sauna aus allen Poren. - Dieser Fall tritt z.B. dann auf, wenn an den Baustellen-Pisten-Strecken andere Fahrzeuge Staub aufwirbeln und aus Gründen der Sauberkeit die Fenster schnell hochgekurbelt werden. Auch schon morgens beim Einpacken haben wir geschwitzt.


Während des Mixes aus Alt- und Neustraße stehen und laufen auf der Straße etliche Affen verschiedener Größe herum (Paviane und große Meerkatzenarten).


In Morogoro suchen wir eine Weile nach einer Unterkunft und finden schließlich das Mount-Uluguru-Hotel. Es ist mit 12 000 Tans. Schilling mickrig, aber ausreichend. Wir trinken im Freien ein Bier, dann nehmen wir im Restaurant ein Abendessen ein (die zweite reichhaltige Mahlzeit am Tag). Zu Beginn der Nacht schwitzen wir noch reichlich trotz Ventilator. Bis nach drei Uhr herrscht Höllenlärm in Form von sehr lauter Musik, möglicherweise ein Vollmond-Fest?

Wir sehen - was selten vorkommt - wieder einmal einen Weißen, einen Geologen aus England/Frankreich, mit dem wir ein wenig auf deutsch sprechen. Insgesamt sehen wir nur einen Bruchteil von Menschen mit weißer Hautfarbe. Nur vereinzelt war Gelegenheit, einige Worte zu radebrechen.


Koord. 06° 49.712' S / 037° 39.836' E; 8050 km


23.11.02 Sa: nach Iringa

Nach dem Hotelfrühstück suchen wir vergeblich nach einer geöffneten Bank. Schließlich tanken wir vom Restgeld dreiviertel voll und brechen nach längerer Suche der Ausfahrtstraße auf. Es geht durch den Mikumi-Nationalpark. Während der 50-km-Durchquerung sehen wir Affen, Antilopen, Giraffen und Elefanten aus Entfernungen um 100 m; die beiden erstgenannten waren sogar unmittelbar am Straßenrand. In der abseits der Straße gelegenen Wild-Life-Lodge nehmen wir eine Cola-Erfrischung zu uns.


Die weitere Strecke ist landschaftlich sehr schön. Beidseits erheben sich Berge, derenzwischen sich die Straße windet. Streckenweise geht es am Fluß Great Ruaha entlang. Einmal sehen wir ein krokodilartiges Tier über die Straße kriechen.


Das Stadtzentrum von Iringa ist nur mit Mühe zu finden, da es abseits der Straße auf einem Berg liegt. Wiederum ist der Versuch, eine Bank/Wechselstelle zu finden, von Mißerfolg begleitet. Erst nach vielem Durchfragen und mit Hilfe eines einheimischen Lehrers gelingt der Tausch von 100 Dollar zu schlechtem Kurs. Dann finden wir den Campingplatz beim Huruma-Baptist-Conference-Center. Wir essen selbstgekochte Suppe, Brot, Wurst, trinken Tee, nehmen Wasser und packen. Es folgt noch eine Mahlzeit im Restaurant.


Koord. 07° 46.053' S / 035° 40.975' E; 8384 km


24.11.02 So: nach Malawi

Die Nacht ist kühl: beim Aufstehen sind es 16° C. Dieser und der Vortag sind wolkig bis heiter. Es erwärmt sich auf über 30° C. Damit ist es zwar schwül-heiß, unangenehm, aber nicht unerträglich.

Um Zeit zu sparen, geht es ohne Frühstück schon um 6:15 Uhr los. Nach einem Stündchen trinken wir den mitgebrachten Kaffee und essen Knäckebrot mit Wurst. Die Straße ist gut; nur vereinzelt gibt es Schlaglöcher. Die Vegetation wechselt zwischen Steppen, Wäldern und tropischen Pflanzen.

Nahe Mbeya zweigen wir von der Hauptrichtung ab in Richtung Malawi. Es geht durch schöne bergige Landschaft. Gewitteransätze (Blitze und Donner, kein Regen) berühren uns.

Der Grenzübergang klappt mit geringen Schwierigkeiten. Wir verstehen in Malawi nicht, was wir zu tun haben und bedürfen zusätzlicher Umsorgung. Ein Problem besteht darin, daß wir keine Malawischen Kwacha besitzen.

Im ersten größeren Ort Karonga am Malawi-See finden wir die Mufwa-Lodge, bei der wir campen können. (Beim Club Marina ist dies entgegen dem Reiseführer nicht möglich.) Der Rezeptionär ist freundlich, die Sanitäranlagen sind aber mickrig. Wir begehen den Strand, trinken Erfrischungen, waschen Wäsche und verbringen einen gemütlichen Abend am Auto.


Koord. 09° 56.249' S / 033° 56.680' E; 8871 km


25.11.02 Mo: am Malawi-See entlang

Aufbruch ist um 6:45 Uhr nach bisheriger Zeit; später bemerken wir einen Zeitzonenwechsel seit Einreise in Malawi um eine Stunde - also wie Osteuropa. Es ist also erst 5:45 Uhr.

Wir fahren - wieder ohne Frühstück - mehr als 200 km nach Süden bis Mzuzu. Die ersten 90 km sind tadellos; dann folgen 10 km Piste neben Baustelle. Dann geht es in Serpentinen bergauf, asphaltiert, mit etlichen Löchern. Scheinbar wegen einer LKW-Panne bilden sich lange LKW-Staus. Wir können zum Glück nach einer Weile vorbeifahren. Ein Track ist mit weißen Touristen verschiedener Länder besetzt, die von Nairobi nach Kapstadt reisen. Die Fahrt durch die Berge ist landschaftlich sehr schön, mutet sogar europäisch an. In Mzuzu tauschen wir 50 Dollar in Kwacha. In der Bank stehen etliche Weiße; mit einem Rostocker Paar sprechen wir einige Worte. Die beiden reisen per Rucksack von Kapstadt nach Nairobi. Wir schreiben eMails, essen in einem Restaurant und kaufen Kleinigkeiten ein.

Auf einer kleineren Stecke fahren wir in Richtung Nkhata Bay, und weiter auf der Küstenstraße nach Süden bis Nkhotakota. Die Strecke ist weitgehend in tadellosem Zustand; es gibt nur wenige Schlaglöcher und nur noch vereinzelt schlechte Brücken.

Vor allem im Süden von Malawi gibt es häufig Brunnen mit Pumpen.

An einem Check-Point wird ziemlich lang auf uns eingeredet und gestikuliert, bis wir endlich verstehen: wir sollen die beiden Warndreiecke vorzeigen. Dann ist alles gut. - Dazu wäre zu bemerken, daß Einheimische in der Regel liegengebliebene Fahrzeuge durch Auslegen von Steinbrocken oder Zweigen oder beider markieren.


Nach weiteren 15 km erreichen wir Sani Beach Resort, direkt am See auf einer felsigen Landzunge. Es ist sehr schön gelegen. Das Meer mit der Brandung ist eindrucksvoll. Wir schlafen im Auto; die Sanitäranlagen sind einfach, aber sauber. Wir sind fast die einzigen Gäste. Wegen des kräftigen Windes ist die weiterhin hohe Temperatur angenehm. Wir nehmen noch ein Essen im Camping-Restaurant ein.


Koord. 13° 01.672' S / 034° 19.950' E; 9350 km


26.11.02 Di: nach Sambia

Während der ganzen Nacht herrschen Sturm und Brandung. Solange nur ein Auto-Fenster offen ist, schwitzen wir uns tot; nach dem Öffnen eines zweiten Fensters haben wir herrlichen Durchzug und angenehme Kühle.

Am Morgen spazieren wir auf dem Weg zum Frühstück nochmals über die Felsen, um die Brandung zu sehen und zu fotografieren. Wir sehen etliche Krabben in den Fels-Klinzen.

Es bleibt den größten Teil des Tages über stark bewölkt und ist damit verhältnismäßig kühl, nämlich unter 30° C. Die Straße ist weiterhin - bis zur Grenze - sehr gut. Wir fahren kurz nach Lilongwe hinein, aber ohne Aufenthalt. Die Stadt ist für afrikanische Verhältnisse sehr schön: kaum Schmutz, disziplinierter Verkehr, viel Grün, sogar etliche Richtungsschilder.


Der Grenzübergang bringt das übliche Problem: Wir benötigen für die Versicherung Sambische Kwacha, die wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht haben können. Mit etlichem Hin und Her nimmt der Versicherungs-Beamte 30 Dollar an, die er vermutlich privat umtauscht.

In der ersten größeren Stadt, Chipata, nach 20 km, finden wir eine Bank und erhalten für 400 Dollar fast 2 Mill. Samb. Kwacha in kleinen (5000-er) Scheinen, also ein beträchtliches Bündel. Wir essen in einem einheimischen Restaurant. Es gibt nur Nshima = griesartiger Brei mit Fleisch. Nach Landessitte gibt es kein Besteck. Man erhält eine Wasch-Schüssel und ißt mit den Fingern.

Die Straßen in Sambia sind schlecht, nämlich Asphalt mit ziemlich vielen Löchern. Wir brauchen für die weiteren 120 km etwa 2+1/2 Stunden. Im Ort Sinda finden wir das Motel mit Camping-Möglichkeit und schlafen im Auto. Die Sanitäranlagen sind minimal.

Die Kinder (und Leute) in Sambia scheinen wieder aufdringlicher zu sein. Ein Beispiel lieferten die Geldtausch-Versuche.


Koord. 14° 12.955' S / 031° 45.686' E; 9817 km


27.11.02 Mi: kurz vor Lusaka

Die Nacht ist kühl. Am Tage wird es sonnig und warm. Wir brechen gegen 6:30 Uhr ohne Frühstück auf; es scheint kein Frühstück zu geben.

Die Straße ist während der ersten 100 km noch schlecht, Asphalt mit vielen Schlaglöchern. Wir brauchen hierfür 2 Stunden. Ab Myimba ist der Asphalt neu und gut; die restlichen knapp 300 km legen wir bis 14 Uhr zurück.

Stellenweise ist die Landschaft eintönig, dann aber kommt hügeliges Land mit zunehmender Vegetation. Auf einer Teilstrecke - während wir den 9999,9-km-Tachostand erreichen - durchfahren wir riesige Schmetterlingsschwärme; sie sind weiß, ähneln den Kohlweißlingen. Es handelt sich um viele Millionen Exemplare. Wir überqueren einen schönen Fluß namens Luangwa auf einer eindrucksvollen Brücke. Es gibt einen schönen Aussichtspunkt mit Sicht auf viele Hügel und Hänge buntbelaubter Bäume sowie auf Felsen. Es handelt sich um eine der wenigen Wegstrecken, die kaum besiedelt sind. Ansonsten bevölkern weiterhin fast immer auf Sichtweite Menschen zu Fuß, mit Fahrrädern, am Wegrand mit Auslagen, mit Bündeln und/oder Kindern auf Rücken oder Kopf die Straße.

Schon seit Malawi, so auch hier sieht man zusätzlich zu den sonst üblichen Schafen, Kühen und Ziegen auch Schweine entlang der Straßen.


Kurz vor Stadtbeginn von Lusaka zweigen wir auf den Pioneer-Camping-Platz ab. Dazu geht es 5 km über Piste mit etwas Wellblech. Der Platz ist schön, schattig, von Engländern geführt, es gibt eine Küche mit Kochern, Kühlschrank, fließendes Wasser, auch warme Dusche und ordentliche Klosetts. Am Buffet kann man trinken und tageszeitabhängig essen.


Da es hier ganz bequem ist, machen wir einen Viertel-Ruhetag. Es wird Wäsche gewaschen, die auf den vorhandenen Leinen sofort trocknet, wir kochen Kaffee für den Folgetag, schreiben Tagebuch u.s.w.

Es laufen im Verlaufe des Nachmittags und Abends etliche weiße Menschen herum, vermutlich Touristen aus englisch-sprachigen Ländern. Mit einem sprechen wir, einem Motorradfahrer aus Norwegen, der von Frankreich nach Mali fuhr, dann nach dem Sudan flog und von dort aus etwa unsere Route fuhr, aber viel langsamer, auf mehrere Monate verteilt.

Ute hat Halsschmerzen und Grippegefühl, am Folgetag auch Schnupfen.


Koord. 15° 23.727' S / 028° 27.025' E; 10263 km


28.11.02 Do: von Lusaka nach Livingstone

Wiederum brechen wir ohne Frühstück auf, um die Wartezeit bis zum Öffnen zu sparen. Es lockt ein leckeres Frühstück in der nahen Hauptstadt. - Die Stadt macht einen sehr guten Eindruck, mindestens so gut wie Lilongwe. Es herrschen Sauberkeit und ein disziplinierter Straßenverkehr. Man findet sich mit Hilfe des Stadtplanes gut zurecht. In der Hauptstraße "Cairo-Road" bummeln wir eine Weile auf Suche nach Internet-Cafe und Imbiß. In zwei Internet-Cafes versuchen wir unseren eMail-Zugang vergeblich; vermutlich ist es ein Fehler von T-Online, denn andere Seiten scheinen zu funktionieren. Wir nehmen mehrere Frühstücksimbisse ein. - Der abschließende Besuch des Bahnhofs ist etwas ernüchternd: der Bahnhof ist nicht viel mehr als ein Backsteinbau neben einem Gleis.

Dann geht es los auf die fast 500-km lange Strecke nach Livingstone. Unterwegs finden wir in einer Art Raststätte doch noch ein Internet-Cafe, bei dem wir eMails bearbeiten können, und später ein Restaurant, in dem es Nshima (und Reis) mit Chicken gibt.

Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die Straßenränder relativ leer sind. Zwar gibt es noch etliche Ortsdurchfahrten und einige Hütten neben der Straße, auch gelegentlich einen Fahrradfahrer oder ein paar Menschen, die Waren feilbieten, aber viel weniger als im Durchschnitt der vergangenen Tage und Wochen. Große Strecken neben der Straße sind zwar kultiviert, teilweise sogar abgezäunt, es gibt Schilder zu Ranchen und Farmen, es fehlt aber die sonst fast durchgängige Besiedlung und Bevölkerung.

Einen großen Teil führt die Tagestour parallel zu einer Eisenbahnlinie. Wir sehen trotz aufmerksamer Beobachtung nur zwei Güterzüge, einen davon sogar aufmerksam im Stehen auf einer Brücke.


Insgesamt ist die Straße in hervorragendem Zustand. Man soll und kann ohne Sorge 100 km/h fahren. Nur etwa 70 km vor dem Ziel, nämlich in Zimba, wird sie über etwa 20 km hinweg ziemlich schlecht, dann wieder besser.

Der Tag ist sonnig und mit über 35° C recht warm; erst gegen Abend zieht Bewölkung auf.


Wir wählen aus den Reiseführern das Motel "Ngolide-Lodge" aus. Der Schreck ist groß: statt der erwarteten 20 $ soll es reichlich doppelt soviel kosten. Nach längerem Besinnen buchen wir es trotzdem. Denn einerseits ist es schon recht dämmrig, zweitens macht es einen sehr guten Eindruck. Es gibt Telefon im Zimmer, von dem aus wir in M### und in J### anrufen. Außerdem gibt es einen Wasserkocher und Kaffee- und Tee-Utensilien, die wir gern verwenden, es gibt eine geräuscharme Klima-Anlage, vor dem Zimmer Wasserspiele und einen bewachten Parkplatz. Wir können mit Kreditkarte bezahlen. Allerdings setzt abends und nachts das Wasser (Dusche + WC) mal aus.


Koord. 17° 51.713' S / 025° 51.336' E; 10777 km


29.11.02 Fr: Victoria-Fälle, 1. Tag

Wir nehmen ein sehr reichliches Frühstück ein. Es folgt eine kurze Stadtrundfahrt durch Livingstone: Tourist-Information ist für uns wertlos, wir sehen kein Internet-Cafe, wir finden das Immigration-Office, der Bahnhof ist sehr schlicht; ein Zug ist erst morgen um 9 Uhr wieder zu erwarten.


Dann geht es zu den Fällen. Wir zahlen 40 000 Samb. Kwacha pro Person Eintritt, das ist weniger als 10 $ pro Person. Der Eindruck ist - wie zu erwarten - großartig; es erübrigt sich, hier alle möglichen Superlative anzugeben. Dabei handelt es sich zunächst um die kleinere und wasserärmere Seite und zudem um Niedrigwasserstand. Wir bummeln mehrere Stunden herum, auch zur sog. Livingstone-Insel, zu der wir von zwei ungefragten Führern gebracht werden; der Weg dorthin führt durch einen Flußzweig auf einem schmalkantigen, wasserüberfluteten Wehr, bei dem eine Handreichung willkommen ist. Abschließend steigen wir zum sog. "Boiling Pot" ab und wieder auf. Der Hitze wegen - schätzungsweise 40° C - war der Tag ziemlich anstrengend.


Zwischendrein versuchen wir - ohne Erfolgshoffnung - E### vom Handy aus anzurufen. Die Netzanzeige lautet "648 01", bei den ersten wie bei den gestrigen Versuchen kam "Anruf beendet", bei einem weiteren Versuch hat es funktioniert!

Wir treffen zwei Schweizer Burschen, die eine ähnliche Tour wie wir unternommen haben, nämlich mit einem Landcruiser über Osteuropa, dann mit einigen Umwegen im Sudan und nach Namibia. Deren Internet-Daten: www.autocross.ch, Link "Offroad - Afrikareise" bzw. Remo###;

der andere heißt Gunnar, Familienname ###. In Nähe der Fälle sehen wir etliche niedliche Meerkatzen-Affen, teils mit Jungen am Bauch, und etliche Paviane.


Wir trinken viel, dann suchen und finden wir den Campingplatz Waterfront, unmittelbar am Sambesi. Wir buchen eine Nacht zu 5 $ pro Person, waschen Wäsche. An jeder Campingbucht befindet sich ein Wasseranschluß; die Sanitäranlagen sind leidlich ordentlich. Es gibt einen großen Restaurant-Komplex mit Swimming-Pool und Touristen-Gerammel.


An den Fällen selbst und am "Waterfront-Komplex" laufen ziemlich viele weiße Menschen herum, aber auch viele schwarze Touristen. Es sind aber wiederum nicht so viele, als daß es unangenehm wäre. Mit den meisten kommen wir nicht ins Gespräch, nur mit einer deutschen Dreiergruppe, unseren Camping-Nachbarn, die dienstlich hier sind: Geographie-Studien der Dortmunder Uni (Diplomanden/Doktorand). Sie stellten sich vor mit "Raimund, Elmar und Diana".

Sie empfehlen uns für den Fall einer Malaria-Erkrankung das Medikament "Arinate (Artesunate)" manchmal auch unter dem Namen "Artenam" billig und rezeptfrei zu kaufen.

Im Laufe des Abends wird die Menge der Menschen, vorwiegend Weiße, immer größer, so daß wir es schon als etwas unangenehm empfinden. Das Abendessen ist kompliziert, weil unklar ist, wie man zu dem Essen kommt und wie zu bezahlen ist, zwar buffett-artig, aber nicht richtig durchschaubar. Wir teilen uns zu zweit in ein Menü.

Durch geringe Unachtsamkeit holen wir uns doch wieder Sonnen-Brände: An den Füßen deshalb, weil wir während des Watens zur Livingstone-Insel die Strümpfe ausziehen mußten und diese dann nicht wieder angezogen haben. Da die Sonne derzeit auf unserem Breitengrad fast im Zenit stehen wird, hat das schon gereicht. Th entledigte sich am Nachmittag kurzzeitig seines Hemdes, um es zu waschen und zu trocknen; auch das hat Hals und Schulter in Mitleidenschaft gezogen.


Koord. 17° 53.227' S / 025° 50.679' E; 10800 km


30.11.02 Sa: Victoria-Fälle, 2. Tag

Nach dem Frühstück - diesmal nehmen wir nur Toast und Kaffee - brechen wir auf nach Livingstone, um das im Reiseführer beschriebene Re-Entry-Visum zu erhalten, mit dem man bequem aus- und wiedereinreisen kann. Die Immigration ist aber wochenendhalber geschlossen. Auf einer Bank tauschen wir 20 $ in die simbabwesche Währung, die wir allerdings später nicht verwenden können. Wir sehen am Bahnhof erstmals einen Reisezug.

Dann geht es zum Parkplatz an den Victoriafällen, dann zu Fuß zum Grenzübergang. Das Re-Entry-Visum erhalten wir einfach und billig, aber das Einreisevisum für Simbabwe kostet immerhin 30 $ pro Person, die spätere Eintrittsgebühr zu den Fällen nochmals 20$ pro Person. Erstmals in Afrika haben wir hier kein Problem, beides in Dollar zu bezahlen. Der Weg über die Grenze ist mit 2 km bei der Temperatur von bald 40° C schon ein wenig ermüdend. Der Blick von der Brücke auf die Sambesi-Schlucht - wo auch Bungi-Jumping betrieben wird und von uns auf dem Rückweg beobachtet wurde - ist beeindruckend. Die Fälle selbst sind wasserreicher und von größerer Ausdehnung als auf der sambischen Seite. Dafür hat man weniger Sicht bis auf den Grund der Schlucht. Wir werden stellenweise ziemlich naß, durch aufsteigende und vom Wind getriebene Gischt. Trotzdem ist es weiterhin drückend heiß und schwül.

Zwischendurch telefonieren wir mit M### per Handy, später vom Campingplatz aus auch mit U#.

Der Hunger treibt am frühen Nachmittag zum Aufbruch. Auf simbabwescher Seite finden wir nichts zum Essen, nur viele aufdringliche Händler, die Klimbim verkaufen wollen. Also geht es zurück nach Sambia, erst zum Parkplatz, dann suchen wir den Campingplatz Maramba-River-Lodge. Er gefällt uns besser als der vortägige, da es kein Gerammel von so vielen Touristen gibt. Der Fluß gleichen Namens ist fast ausgetrocknet und mit Wasserhyazinthen übersät. Wir nehmen im Camping-Restaurant eine Mahlzeit ein. Leider werden wir in Afrika vermutlich immer dicker, anstatt - wie erhofft - etwas abzunehmen. Dann treffen wir den norwegischen Motorradfahrer wieder, etwas später auch die beiden Schweizer mit dem Landcruiser. Wir bleiben hier insgesamt drei Nächte.

Am Abend geben viele Frösche ein stundenlanges lautes Konzert.


Koord. 17° 53.361' S / 025° 51.297' E; 10823 km


01.12.02 So: Routen-Erkundung

Wie in den vergangenen Nächten ist die Abendtemperatur im Auto bei etwa 30° C, im Laufe der Nacht fällt sie bei offenen Fenstern zwar, aber auf deutlich über 20° C. Wir schwitzen ziemlich viel und schlafen unruhig, obgleich wir die Schlafrichtung ändern: Kopf in Fahrtrichtung vorn, zu den geöffneten Fenstern. Trotz häufigen Duschens, Lüftens, Waschens der Kleidungsstücke geht der Schweiß-Geruch nicht so schnell weg.


Nach dem Frühstück errechnen wir Finsternis-Koordinaten und studieren weiterhin Karten, teils gemeinsam mit den Schweizern und dem Norweger. Die ersteren reisen jedoch heute weiter nach Norden. Vormittags brechen wir auf zur Wegsuche nach Kasane in Botswana über Kazungula (auf zweitem "u" betont). Die Strecke ist teils gut, teils schlecht, auch die Ausschilderung ist unzureichend. Wir brauchen für die gut 60 km zum Grenzort Kazungula etwa zwei Stunden. Dort ist nicht viel los, außer ein paar Buden und einem Abfertigungsgebäude. Unsere Fragen nach einem übermorgigen zweitägigen Grenzübertritt mit Auto werden - hoffentlich wurden sie richtig verstanden - positiv beantwortet. Wir trinken eine Cola und kehren zurück.

In Livingstone wird getankt und ein Imbiß eingenommen. Wir essen Salate und ein Baguette. Dabei haben wir zum häufigsten Male gegen die Grundregel verstoßen, keine rohen Speisen einzunehmen. Das Einhalten der Regel ist ohnehin schwer möglich, weil bei vielen Speisen Salat dabei ist, den man nicht wegwerfen will. Und wenn man einmal vom Grundsatz abgewichen ist, dann macht man es immer öfter und mit immer weniger Bedenken. Ebenfalls wird zuweilen vom Kellner Eis in Getränkegläser gegeben. Deswegen kann und will man nicht das ganze Glas wegschütten. Trotzdem haben wir glücklicherweise während dieser sechs Wochen keine Magen-/Darminfektion bekommen.

Das Internet-Cafe ist geschlossen. Auf dem Weg zum Campingplatz statten wir der am Weg liegenden Krokodil-Farm einen Besuch ab. Man sieht eine stattliche Anzahl dieser Tiere, meist faul am Land liegend, teils in Tümpeln schwach sichtbar. Nur zum Füttern kommt stärkere Bewegung in die Ungetüme.

Komisch, obwohl Sonntag ist, unser Telefon eingeschaltet ist und wir uns vorgestern meldeten, kommt kein Rückruf von E###.


Wir haben natürlich damit gerechnet, daß in diesen Tagen etliche Finsternis-Touristen auftauchen werden. Aber von der Fülle auf unserem gestern eher einsamen Campingplatz sind wir doch erstaunt. Es stehen hier weit über ein Dutzend Zelte, es steht und fährt ein Dutzend Autos oder mehr herum, es bewegen sich mehrere Dutzend Menschen, vorwiegend Weiße. Unter anderem bekommen wir eine Visitenkarte von Jörg Seufert, einem in Namibia tätigen deutschen Reiseveranstalter aus Bad Kissingen, der eine große Gruppe führt.

Wir reparieren einen Beutel und Kleidungsstücke. Außerdem wird ein Gepäckgurt "geflickt" (oder "geschient"), der das Dachgepäck halten soll, aber offensichtlich an den Vortagen an zwei Stellen durch Abscheuern am Dachgepäckträger zertrennt worden war.


Koord. wie Vortag; 11000 km


02.12.02 Mo: Victoria-Fälle, Abschieds-Tag

Die Nacht war kalt mit Temperaturen unter 20° C; wir konnten ganz gut schlafen.

Nach Frühstück und weiteren Koordinaten-Rechnungen fahren wir in die Stadt zum Geld-(Rück-)Tausch. Das Internet funktioniert am Vormittag nicht; wir holen es nachmittags nach.

Dann besteigt Th den Aussichts-Affenbrotbaum, ohne nennenswerte Eindrücke. Zwei Stufen sind allerdings defekt. Weiter geht es über eine Piste zum schlecht-ausgeschilderten Songwe-Aussichtspunkt am Sambesi. Man sieht wegen Trockenheit keinen Songwe-Wasserfall, nur den Sambesi im Tal.


Dann folgt die wiederholte Besichtigung der sambischen Victoria-Fälle. Ein Affe sitzt zeitweise auf unserem geparkten Auto auf dem Scheibenwischer. Erstmals rufen wir die Handy-Mailbox ab und hören ein Gespräch von E### vom 15. November. Wir rufen in W### an.

Die Touristen-Anzahl an den Fällen ist trotz der bevorstehenden Finsternis überraschend niedrig. Während wir stundenlang von schattigen Plätzen aus die Fälle betrachten, kommen nur wenige andere Besucher vorbei.


Den ganzen Tag über herrscht wegen klaren Himmels große Hitze, sicher über 40° C. Wir schwitzen trotzdem nicht allzusehr.


Abends nehmen wir im Campingplatz-Restaurant ein Essen ein.

Am Campingplatz spricht uns ein Schweizer Landrover-Tourist an: Andreas Kilchmann, eMail ###. Er will mit einem südafrikanischen Begleiter (Rollstuhlfahrer) etwa dieselbe Tour fahren, die wir gekommen sind bzw. zurücklegen, aber wesentlich langsamer. Wir tauschen Erfahrungen aus, auch über das Carnet. Sie kommen mit einem in Südafrika gekauften Auto. Er ist Geschäftsmann, Anfang 40, seine Schweizer Firma hat die Filiale in Südafrika geschlossen. Er machte früher schon Motorrad-Weltreisen, auch durch Westafrika.


Koord. wie Vortag; 11050 km


03.12.02 Di: nach Botswana

Nachts gegen 4 Uhr tappen zwei Flußpferde grasrupfend über den Campingplatz, ziemlich nahe an unserem Auto vorbei (laut anderen Campern kommen diese beiden jede Nacht durch; wir haben sie bisher nur nie gesehen). Es ist wiederum angenehm kühl.

Nach dem guten englischen Frühstück fahren wir los, wie schon vorgestern erkundet, nach Kazungula. Dort treffen wir ein Paar mit altem VW-Bus mit Münchner Kennzeichen, die schon einmal kurz von dem Schweizer Landroverfahrer auf dem Maramba-Camp gesichtet worden waren. Sie unternehmen eine mehrwöchige Tour mit in Afrika stationiertem Fahrzeug.


Der Grenzübergang klappt leidlich, das Übersetzen ebenfalls für 12 Dollar. Die Münchner wollen noch nicht gleich mit uns fahren; wir sehen sie später kurz wieder. Also fahren wir allein los in Nähe des berechneten Punktes in Richtung SSO auf einer großen, guten Straße, auf der man 120 km/h fahren darf und kann, was wir aber nicht tun. Einen Elefanten sehen wir unmittelbar auf unserer Straße (da Ute schreit, muß Th weit - ca. 50 m - vor dem Tier anhalten), drei weitere unmittelbar am Straßenrand, einen weiteren entfernt.

Ein Rastversuch scheitert wegen einer Unzahl von Fliegen, die in Schwärmen zu lästig sind. Es ist weiterhin heiß, allerdings beginnt zu unserem Entsetzen leichte Bewölkung aufzuziehen.

In Nähe des Zielpunktes sitzt eine 5-köpfige Gruppe aus drei Deutschen und zwei Amerikanern, der wir uns zugesellen. Diese studieren gemeinsam in Kapstadt und unternehmen eine mehrwöchige Rundreise. Schließlich kommt noch unser norwegischer Motorradfahrer, namens Bernhard, dazu. Eine Motorradfahrer-Gruppe fährt von Süd nach Nord vorbei. Wie wir gleich erfahren, sind diese mit den Münchnern verabredet, weil diese bald danach nach jenen suchen.


Wir rechnen noch ein wenig, packen, kochen ein Süppchen und Tee. Es ist bereits die 5. Lariam-Tablette an der Reihe. Weitere Packriemen sind gerissen und werden teilweise geknotet.

Die Studenten entzünden ein Lagerfeuer. Wir setzen uns dazu, verstehen aber vom Gespräch sehr wenig, meist nur das, was gedolmetscht wird. Gegen 21 Uhr geht es zu Bett.


Das Land Botswana ist touristisch besser erschlossen als die bisher bereisten Länder. Der Zustand von Städten (Kasane) und Straßen scheint besser zu sein. Wir sehen etliche weiße Touristen, aber nicht unerträglich viele.


Koord. 19° 07.943' S / 025° 45.058' E; 11320 km


04.12.02 Mi: Finsternis und Wende

Wiederum ist die Nacht kühl, der folgende Tag heiß, obwohl die Regenzeit den Büchern nach anfangen müßte. Die Verspätung ist insofern erfreulich, als der Himmel bis 9 Uhr wolkenfrei bleiben soll. Das tut er glücklicherweise auch, von einigen schwachen Schleiern abgesehen.

Nach vergleichsweise kärglichem Frühstück aus Knäckebrot, Fischdose und Kaffee beginnt die Sonnenbeobachtung. Der Norweger Bernhard nimmt gern unsere Zusatz-Finsternis-Brille, die Studenten haben sich - mit Mühe - diesbezüglich selbst versorgt. Die partielle Verdunklung beginnt eine Stunde vor der totalen Phase. Nach einer halben Stunde beginnt die Welt immer merkwürdiger zu werden. Die Hitze und die Helligkeit nehmen ab, aber zusätzlich breitet sich eine ganz komische, unnatürliche Stimmung aus. Das mag außer an der ungewöhnlichen Beleuchtung auch am Verhalten der Kleintiere, wie der Vögel, Fliegen, Mücken, Schmetterlinge, liegen. Es wird immer düsterer und unheimlicher bis zur Dunkelheit um 8:11 Uhr (6:11 UT). Wir sehen die Korona, es ist sehr, aber nicht absolut dunkel. Man erkennt noch sehr deutlich die Bäume, es ist nur ein heller Stern zu sehen. (Bei der Finsternis in Deutschland vor gut drei Jahren war es unserer Erinnerung nach noch dunkler, da der Himmel bewölkt war.)

Offensichtlich hatten wir die Koordinaten ganz gut berechnet. In den Vorlagen hatten wir nur Punkte, die schätzungsweise 200 km auseinanderlagen. Daraus hatten wir durch lineare Interpolation unseren Zielpunkt auf der Straße ermittelt, wir standen aber noch 4 km nördlich von diesem: einmal des bequemen Rastplatzes wegen, andererseits konnte die nördliche Abweichung eventuell den Unterschied der gedachten Linie gegenüber der tatsächlichen Kurve kompensieren.


Bald nach der totalen Phase beginnt der Aufbruch, erst der Motorradfahrer Bernhard, dann die Studenten. Auch entlang der Straße trollen sich hier und da Fahrzeuge. Wir warten noch das Ende der Finsternis ab, bis der Mond nicht mehr vor der Sonne sichtbar ist, also bis nach 9 Uhr.


Jetzt beginnt unsere Rückreise, zum Glück noch nicht die Halbzeit. Es sind 6+1/2 Wochen von 17 Wochen vorüber. Zwei Hauptattraktionen durften wir erleben, die Victoria-Fälle und die Finsternis. Als weiteren Höhepunkt - zugleich im wahrsten Sinne des Wortes - hoffen wir noch auf den Kilimandjaro. Und vielleicht reicht die Zeit noch für einen weiteren Berg, eine Safari und andere Sehenswürdigkeiten.


Nach 70 km geben wir beim Getränkekauf unsere letzten Pula aus; dabei sehen wir erneut "unseren" Norweger. Auf der Weiterfahrt gestikuliert bei einer Fotopause ein vorüberfahrender LKW-Fahrer etwas von Problemen eines hinter uns liegenden Motorradfahrers. Wir warten, Bernhard kommt bald gefahren und erzählt, daß sein Kraftstoff zur Neige geht, die nächste Tankstelle ist unbekannt, spätestens in Kasane nach 70 km. Wir helfen ihm, indem wir Konvoi fahren, um im Notfall mit dem Auto in einem Kanister Benzin holen zu können. - Kurz vor Kazungula geht seine Reserve wirklich aus, er erinnert sich seines Benzinkochers und verwendet den Inhalt der Brennstoffflasche, der dann tatsächlich reicht!


Der Grenzübergang und die Fährüberfahrt klappen ganz gut, wenngleich es wegen starken Betriebes ein wenig dauert und ziemlich heiß ist. Da es bei der Ankunft in Livingstone schon 15 Uhr ist, beschließen wir, die Tagesetappe abzuschließen und zum wiederholten Male den Maramba-Campingplatz in Anspruch zu nehmen. Dort ist inzwischen die gestern erwähnte Motorradfahrer-Gruppe angekommen. Es sind Deutsche, die von Kapstadt nach Mombasa fahren, Verschiffung in beiden Richtungen von einem Rosenheimer Reiseveranstalter organisiert.

Außerdem treffen und sprechen wir den Schweizer und Südafrikaner von gestern wieder.


Auf dem Campingplatz turnen immer mal wieder Meerkatzenaffen herum. Teilweise sind sie recht frech und kramen aus den Mülltonnen Zeug heraus und schmeißen die Plastetüten in der Gegend herum.


Auf dem Platz (und auch sonst überall) gibt es wunderschöne bunte Schmetterlinge.


Wir essen, trinken, schreiben, schlafen.


Koord. 17° 53.361' S / 025° 51.297' E; 11565 km


05.12.02 Do: Livingstone - Lusaka

Nachts strolchen wiederum Flußpferde (Hippos) um unser Auto herum, diesmal noch dichter als zuvor.

Nach dem Frühstück brechen wir endgültig auf. Wir tanken und tauschen weiteres Geld in Livingstone. Ersteres kostet in Sambia um 3300 Kwacha pro Liter, eine volle Tankung also etwa so um 200 000 Kwacha. Die weitere Fahrt verläuft ohne Besonderheiten, abgesehen von einem Essen in Monze.

Zwischendurch ruft Ute erneut bei T-Mobile an; man will uns telefonisch helfen, wenn wir in Tansania sind.


Wir finden den Campingplatz Eureka südlich von Lusaka. Er ist gut. Die A-Frame-Hütte (für 10 $ mehr als im Auto) nehmen wir nach Besichtigung nicht: sie enthält nur zwei Betten, ist aber nicht dicht gegen die Umgebung abgeschlossen. Ein Chalet ist uns mit 40 $ ebenfalls zu teuer. Es gibt einen Swimming-Pool, zwei niedliche Schmuse-Katzen, einen Hund und auf dem Baum hinterm Auto Webervögel, die scheinbar Junge in ihrem Nest haben und füttern. Die Sanitäranlagen sind in Ordnung. An der Bar erhält man neben Getränken auch Kleinspeisen wie Salat, Cheeseburger u.ä. Der Campingplatz ist vom Niveau her ebenbürtig dem Pioneer-Platz (von der Hinfahrt). Dort gab es eine Küche, hier ist es dafür eben, geräumiger und leerer, höchstens noch ein oder zwei Touristen.


Ein Großteil der Ausrüstung hat sich bisher gut bewährt. Die Schlaffläche genügt, das Moskito-Netz ist dicht und heil. Das GPS-Gerät und der Kompaß waren äußerst nützlich. Der Computer mit Zubehör, die Stirnlampen und das Memo-Gerät wurden erfolgreich verwendet. Der Dachgepäckträger und die Leiter haben sich ebenfalls wider Erwarten bewährt, wenn man die Prognosen aus der Literatur bezüglich Dachgepäckträgern vergleicht. Nachteilig waren nur die scharfen Kanten, die einige Gurte durchtrennt haben. Die Enter-Haken am Leiterende sind nicht erforderlich. Die Packsäcke haben ein wenig gelitten: man sieht schon kleine Ritzen.

Das Camping-WC brauchten wir bisher nicht. Die Gardinen wurden noch nicht verwendet (außer in Deutschland beim Probeschlafen). Die Kühltruhe wurde mehrmals erfolglos probiert und wird jetzt nicht mehr verwendet. Sie scheint nur bei dauerhaftem Stromanschluß richtig zu kühlen, was bei der geringen Leistung unserer Power-Station nicht möglich ist. Die Stromversorgung ist mangelhaft. Das Laden der Kleinbatterien dauert - wenn man der Anzeige glaubt - viele Tage und noch mehr; die Power-Station wird nicht eindeutig voll. Ute vermutet, daß die Autobatterie nicht die volle, erforderliche Spannung hat; Th bestreitet das.


Koord. 15° 30.204' S / 028° 15.868' E; 12043 km


06.12.02 Fr: zum Kasanka-Park

Morgens ist es mit 20° C angenehm kühl. Es sind keine Süßigkeiten in unseren Schuhen (Nikolaustag). Wir nehmen in Gesellschaft der Katzen unser auf 6:30 Uhr bestelltes Frühstück ein. Dann brechen wir auf. Durch Lusaka geht es ohne Aufenthalt, dann auf guter Straße nach Norden.

In Kabwe machen wir einen Aufenthalt zum Besuch eines Internet-Cafes und zum Trinken einer Erfrischung. Ein verspätetes Mittagessen nehmen wir in der Forest-Inn-Farm (vor Mkushi) ein. Diese beinhaltet einen Campingplatz und macht einen guten Eindruck: ruhig und schön gelegen.

Eine Teilstrecke von etwa 70 km besteht aus einem Mix von alter, löchriger Straße und ganz neuer Straße bzw. aus schlechter Piste entlang der im Bau befindlichen Neubaustrecke.

Die Landschaft wird in dieser Gegend immer schöner, hügelig, in der Ferne erheben sich Berge.

Zwischendurch, bei einem der vielen Check-Points werden die fehlenden Reflektoren beanstandet und mit einer Strafe von 54000 Kwacha geahndet; wir haben keine Lust (und Fähigkeit) zu einer Diskussion über dieses Thema; man kann uns nicht einmal die 1000 Kwacha Wechselgeld herausgeben. Ein anderer Check-Posten hält Th wegen seines würdigen Aussehens für einen "Doktor".


Inzwischen wird unser sambisches Geld wieder knapp. Wir finden keine geöffnete Bank mehr. Da sich am Wegesrand auch kein Quartier findet, unternehmen wir einen Abstecher in den Kasanka-Nationalpark, 60 km von der Straße, bezahlen den Eintritt in Höhe von 30 $ und schlagen uns bei einbrechender Dunkelheit bis zum Campsite durch. Dieses ist äußerst primitiv, nicht vielmehr als ein Stellplatz im dichten Wald mit vielen Mücken.


Koord. 12° 34.392' S / 030° 14.083' E; 12592 km


07.12.02 Sa: nach Nord-Sambia

Der Morgen ist bewölkt bei gut 20° C im Auto. Tagsüber heitert es wieder auf, und es wird ein schöner Sommertag mit weißen Wattewolken (mit reichlich 30° C). Trotzdem erwarten sicherlich Mensch, Tier und Pflanzen, also die ganze Natur, sehnlichst die Regenzeit. Im Norden, wo wir jetzt sind, hätte sie schon Anfang November einsetzen sollen, hat also schon einen Monat Verspätung. Möglicherweise bedeutet dieser eine Monat schon eine Katastrophe für die einheimische Bevölkerung?

Beim Aufstehen schon vor 5 Uhr in der Morgendämmerung ertönt gefährliches Grunzen und Röhren aus den nahen Sümpfen. Im Verlaufe der nächsten zwei Stunden werden wir von bremsenartigen Fliegen, vermutlich Tsetse-Fliegen, geplagt. Wie schon am Vorabend sind die für diesen Park charakteristischen Flughunde am Himmel zu beobachten. Nach einem äußerst provisorischen Frühstück fahren wir ein paar Kilometer im Naturpark zu dem touristisch ausgebauten Mahagoni-Baum, der über eine fast 40-stufige Holzleiter bestiegen werden kann. Im Park sehen wir - ebenso wie am Vorabend - Antilopen-Rudel.

Es folgt die Rückfahrt zum Parkausgang, dann die 60 km zurück zur Transitstraße, dann geht es weiter nach Norden. Die Straße ist ganztags sehr wenig befahren, aber in sehr guter Qualität; die entgegenkommenden Fahrzeuge der ca. 500 km lassen sich an den Fingern mehrerer Hände abzählen. Dabei ist es die einzige Transitstraße in dieser Gegend. Alle Fahrzeuge zwischen Tansania und Sambia - außer denjenigen, die über Malawi fahren - müssen sie benutzen, daher sicher auch der gesamte Nord-Süd-Verkehr durch Ostafrika.

Am Tag vorher hatten wir erwogen, einen Umweg über die Südspitze des Tanganjika-Sees zu machen. Wir nehmen davon jedoch wieder Abstand, da der Umweg zwei ganze Tage kosten würde.

Die Landschaft ist weiterhin sehr schön. Es erstrecken sich Wälder bis zur Unendlichkeit in allen Richtungen, nur unterbrochen durch die einzige Straße, die manchmal kilometerweit schnurgerade sichtbar ist, sich aber auch gelegentlich schlängelt. Man sieht Hügel und kleinere Bergketten, teilweise felsig.

Es gibt in mittelgroßen Abständen Dörfer, bestehend vorwiegend aus Strohhütten, manchmal auch mit eingestreuten Wellblechbauten. Entlang der Straße herrscht ein geringer Fußgänger- und Radfahrer-Verkehr.

An mehreren der Check-Points werden Warndreiecke, Versicherung und Reflektoren verlangt. Bezüglich letzterer verweisen wir immer auf die vortägige Strafgebühr.

Zwischendurch, in Mpika, suchen wir mühevoll die gut versteckte Bank. Zum Glück hat sie samstags bis 11 Uhr geöffnet und wir sind 10 Minuten vor dieser Zeit da. Man tauscht uns nur gegen eine Gebühr von 10%!

Der Bahnhof in diesem Ort ist für afrikanische Verhältnisse geradezu überwältigend: ein großes, zweistöckiges, modern anmutendes Gebäude, dahinter überdachte Bahnsteige. Trotzdem ist nichts los, das meiste abgesperrt und leicht verwahrlost.

Der Ort Mpika ist in mehrere, nicht gleich einsehbare Teile gesplittet. Wir finden dann auch eine Tankstelle und schließlich ein Restaurant, in dem es als einziges Essen Chicken mit Nshima gibt, welches man wie üblich mit den Fingern zu essen hat.

Es ist noch zu früh zur Quartiersuche. Daher geht es weiter bis nach Isoka, zwischendurch mit kleinem Nickerchen auf einer von vielen vorhandenen Parkbuchten, "Lay By" genannt. In dem Städtchen finden wir am Ortsende ein Rest-House, das uns leidlich zusagt. Wir erhalten ein geräumiges Zimmer, allerdings ohne Moskito-Netz. Es gibt ein Badezimmer ohne Dusche und ein normales WC, allerdings ohne Wasser in der Nacht und am Morgen. Das Auto kann hinter dem Haus stehen. Mit 20 000 Kwacha ist die Unterkunft spottbillig.

Wir tanken, trinken Cola und kaufen Milch im Ort.


Koord. 10° 09.983' S / 032° 38.209' E; 13173 km


08.12.02 So: nach Mbeya/Tansania

Es ist zweiter Advent, wovon man nichts merkt. Tagsüber klettert die Temperatur wiederum auf über 30° C. Großenteils ist es aber bewölkt und dadurch etwas kühler. Wir bekommen einige Regenspritzer ab und sehen in der Ferne stärkere Regenfälle. Abends auf dem Dachgarten beim Bier ist Ute froh, ein langärmliges Hemd zu tragen.


Da es im Resthouse kein Frühstück gibt, nehmen wir dieses in der "Stadt" in einem "Restaurant" ein. Alle Menschen sind scheinbar auch sonntags ab 6 Uhr auf den Beinen, Geschäfte und Restaurants sind teilweise geöffnet. Das ist insofern kein Wunder, als es gegen 5 Uhr hell und nach 18 Uhr dunkel wird.

Die Tagesroute ist mit reichlich 200 km sehr kurz. Der Grenzübergang nimmt etliche Zeit in Anspruch. Vor allem auf tansanischer Seite ist besonders viel Papierkram zu erledigen, unter anderem der Eintrag unserer Personalien in eine Vielzahl von Registrier-Büchern. Zuvor besuchen wir im sambischen Grenzort Nakonde das Health-Center, um unser sambisches Restgeld in Höhe von 100 000 Kwacha sinnvoll zu verschenken. Wir geben dem freundlichen Arzt noch 100 $ dazu. Das scheint uns sinnvoller, als bettelnden Kindern und Erwachsenen oder aufdringlichen Händlern Geld in den Rachen zu werfen. Das Gesundheitszentrum ist scheinbar ein Mittelding zwischen Poliklinik und Krankenhaus. Durch eine Tür sehen wir ein Krankenbettzimmer, in dem gerade eine Visite abgehalten wird. Vor dem Komplex wartet eine Vielzahl scheinbarer Patienten, viele mit Kindern, vermutlich auf Behandlung oder Beratung. (Später, zu Hause, finden wir einen Brief des Hospitals mit Dank und Auflistung der angeschafften Medikamente vor.)

Die Straße ist bis zur Grenze gleich gut den Vortagen, danach kommen 60 km mit sehr wechselhafter Qualität, oft schlechter, zum Teil in Bau befindlich. Die letzten 40 km vor Mbeya sind wieder gut in Ordnung.

Wir übernachten in Mbeya, weil es danach keine gute weitere Zwischenetappe gibt. Die Stadt liegt wunderschön eingebettet zwischen Berge, an deren Hängen sich die Ortsteile über weite Gebiete emporziehen. Zuerst fällt der bombastische, am Stadtrand gelegene Bahnhof ins Auge, an dem aber außer dem auffallend großen Gebäude absolut nichts los ist. Dann macht es Mühe, innerhalb der vielen Ortsteile das eigentliche Stadtzentrum, Hotels und Banken zu finden. Letztere sind insofern interessant, als wir zu dem von der Hinfahrt behaltenen Geld neues brauchen, am morgigen Montag aber Feiertag ist. Wir tauschen im Rift-Valley-Hotel 100 $ zu einem schlechten Kurs, ohne Quittung. Dort könnten wir für knapp 15 000 Tans. Schilling auch übernachten, aber zuvor inspizieren wir das nahegelegene "Mbeya Green View Inn & Camp Site". Da uns dieses auch zusagt, buchen wir hier ein Doppelzimmer zu 10 000 Tans. Schilling.

Wir nehmen hier eine Mahlzeit ein, unter anderem "Ugali", scheinbar das gleiche Gericht, wie das sambische Nshima. Ein folgender Stadtbummel führt zu Fuß zum Internet-Cafe, welches erfreulicherweise geöffnet hat. Die Stadt macht einen überraschend guten Eindruck. Es gibt etliche villenartige Gebäude, ohne Beschilderung, von besserer Qualität als üblicherweise in Afrika bisher gesehen. Ansonsten besteht sie aus einfachen Häusern, oft barackenartig mit Wellblechdächern.

Die Uhr muß eine Stunde vorgestellt werden. Es besteht nach wie vor das Problem der langen Nächte, in denen man gewissermaßen zur Untätigkeit verurteilt ist. Man kann/will nicht so lange schlafen, wie es dunkel ist.


Koord. 08° 53.806' S / 033° 27.038' E; 13405 km


09.12.02 Mo: nach Mikumi

Im Preis inbegriffen ist das Frühstück, aus eigener Tasche lediglich um ein Omelett aufgestockt. Zur Frühstückszeit um 7 Uhr ist es so hell, wie gestern eine Stunde früher.

Die weitere Route - ab 9 km nach dem Ort - kennen wir schon von der Hinfahrt, allerdings nicht mehr in allen Details. Es sind zwar seit dem 24. November erst gut 2 Wochen vergangen, aber mit so vielen neuen Eindrücken, daß man sich zwar an manche Stelle erinnert, aber nicht mehr an jede Abzweigung, an jede Kurve und an jedes Schlagloch.

Zwischendrein essen wir die beiden Mangofrüchte, die wir vortags einem Kind abgekauft hatten. Sie schmecken gut und sind saftig, der Verzehr bereitet aber Mühe, da sie ähnlich einem Pfirsich einen großen, nicht ablösbaren Stein enthalten und da wir außerdem die Schale abziehen. Jetzt haben wir den ganzen Tag lang klebrige Hände.

Die Strecke ist - wie von der Hinfahrt her bekannt - im Prinzip gut, aber es bestehen etliche Holperstellen und auch etliche Schlaglöcher. Die Straße ist mäßig, aber recht wechselhaft frequentiert, bezüglich Menschen zu Fuß und per Fahrrad und bezüglich Kraftfahrzeugen. Auffällig sind besonders viele Reisebusse mit einheimischen (schwarzen) Touristen. Anfangs herrschen kultivierte Landstriche vor, nämlich Felder, teilweise mit Reis-Anbauten. Entlang der Flußpartien ist es fast einsam.

Wir hatten ursprünglich geplant, in Iringa, im schon bekannten Baptisten-Konferenz-Center Quartier zu nehmen, weil sich keine andere, etwas fernere Unterkunft anbot. Bei der Vorbeifahrt an Iringa, welches auf einem Berg 10 km neben der Transitstraße liegt, ist es aber erst Mittag. Daher disponieren wir um und nehmen uns im "Überplan" den Mikumi-Park vor, in dem es eine Lodge gibt, nahe welcher wir hinwärts eine Cola tranken. An der Hauptstraße nehmen wir eine Mahlzeit aus Fleisch mit Reis ein, einfach, aber schnell und ausreichend. Dann geht es gleich weiter. Es folgt eine landschaftlich besonders schöne Strecke, nämlich zwischen Hügeln und Bergen mit Riesensteinen (Findlingen) dahin. Danach windet sich die Straße etliche hundert Meter steil in Serpentinen abwärts, entlang am Flüßchen Lukosi. Dabei bieten sich wunderschöne Blicke ins Tal. Auf dem Abwärtsweg steigt die Temperatur flugs von bisher unter 30° auf fast 40° C an. Es tritt mehr tropische Vegetation in den Vordergrund, vor allem Affenbrotbäume, kakteenartige Bäume, Palmen, Bananenstauden, generell mehr Grün. Weiter geht die Fahrt ein ganzes Stück am Great Ruaha Fluß entlang. Bemerkenswert ist der krasse Gegensatz zwischen den üppigen Grünzonen am Fluß und der dürren Vegetation an den darüber anschließenden Berghängen. Wir sehen etliche Affen. Die Gegend bietet sich für einige Foto-Pausen an.


Das Wetter bleibt wolkig bis heiter. Eigentlich "kreuzen" wir auf unserem Weg nach Norden jetzt, südlich des Wendekreises, im Frühjahr, während die Sonne noch ein wenig nach Süden wandert, die "kleine Regenzeit". Außer den Wolken bemerken wir davon nichts.

Kurz vor unserem Tagesziel sehen wir am Ausgang des Ortes Mikumi ein Motel mit Campsite. Nach in Augenschein-Nahme buchen wir ein Bungalow-Zimmer mit Frühstück zu 20 000 Tans. Schilling. Es ist weitgehend ordentlich, mit gefliester Dusche. Allerdings reicht nachts und morgens das Wasser nur noch sehr knapp; das Moskitonetz hat Löcher. Das Wasser wurde übrigens von Hand per Kanister in einen Hochtank eingefüllt. In den meisten oder allen Campingplätzen und Hotels scheint das Wasser aus einem eigenen Tank entnommen zu werden statt aus einem öffentlichen Wassernetz.

Wir trinken Bier, waschen Wäsche und schreiben.


Koord. 07° 23.704' S / 037° 00.349' E; 13932 km


10.12.02 Di: nach Dar-es-Salam

Nach dem reichlichen Frühstück durchqueren wir den Mikumi-Nationalpark diesmal in umgekehrter Richtung und langsamer als damals, mit selten mehr als 30 km/h. Das dauert also gut zwei Stunden. Wir sehen diesmal sehr viel mehr Tiere als bei der Herfahrt: Antilopen, Affen, Elefanten, Zebras, Giraffen, Kaffernbüffel und Warzenschweine. Außerdem kroch ein schwarzer Wurm über die Straße, der sich bei näherem Hinsehen als Riesen-Tausendfüßler entpuppte, etwa 20 cm lang und 2 cm dick.


Bei der Ortsabfahrt Morogoro nehmen wir eine Erfrischung ein. Danach folgen viele Straßenbaustelllen mit Umfahrungen. Der Rest des Weges bis Dar-es-Salam verläuft ohne Besonderheiten. Dort tauschen wir Geld, da sich kein Bank-Automat finden läßt, und wir kaufen Erfrischungen in einem Supermarkt ein.

Es ist wiederum mit wenig unter 40° C ziemlich heiß und schwül. Und es ist schon merkwürdig, wenn bei diesem hochsommerlichen Wetter der Supermarkt weihnachtlich geschmückt ist und man aus Lautsprechern mit Weihnachtsmelodien - unter anderem auch "Stille Nacht" - berieselt wird. Weihnachtliche Gefühle kommen bei dieser Hitze wahrlich nicht auf.


Nach einigen Blicken zu Fuß auf den Strand geht es weiter mit dem Auto in Richtung Norden, anfangs nochmals an dem Strand entlang, dann knapp 20 km bis zum Silver-Sands-Komplex in Kunduchi, wo wir einen Campingplatz buchen. Gleich wird ein Bad im Indischen Ozean genommen. Das Wasser ist warm, wie in der Badewanne, es schwimmen aber etliche Pflanzenrückstände (Tang o.ä.) herum, die ein wenig stören.

Eine weitere weiße, englisch sprechende Touristengruppe mit Safaribus und Zelten geht auf dem Platz um, verschwindet aber im frühesten Morgengrauen. Ein deutscher Mensch mit tansanischem, alten Landrover spricht mit uns: Er heißt Markus Linnenberg, eMail: ###, ist promovierter Biologe und macht mit seiner afrikanischen Ehefrau (Sabrina?) regelmäßig hier Urlaub. Er empfiehlt als Ausgangspunkt für den Ngorongoro-Krater:

Ort: Karatu

Quartier: Plantation Lodge

Inhaber: Udo und Renate Maharens


Wir erhalten die Information von Utes Mobilbox über vorgestrige Anrufe von E###; ein Rückruf ist wegen des bekannten Fehlers nicht möglich.

Wir essen "Fish and Chips", eine Katze leistet Gesellschaft. Die sechste Lariam-Tablette wird eingenommen.


Koord. 06° 38.990' S / 039° 14.486' E; 14275 km


11.12.02 Mi: nach Segera (Abzweigung)

Der Campingplatz ist jetzt also fast leer; auch von Hotelgästen sehen wir bis 7:30 Uhr nichts. Wir nehmen diesmal ein "afrikanisches Frühstück" ein. Es enthält statt scharfer Wurst, Ei und Schinken besser passend Früchte, nämlich Wassermelone, Zuckermelone, Banane und Ananas. Das Restaurant liegt im Sand an freier Luft mit Strohüberdachung und Blick auf das Meer.

Im nächstgefundenen Internet-Cafe wird die Korrespondenz erledigt, es sind Nachrichten aus der Heimat vorhanden. Bald danach ruft prompt C### bei uns an.

In Dar-es-Salam parken wir auf demselben Platz wie vortags. Wir finden einen Bankautomaten mit Visa-Funktion; er ist einfach zu bedienen, aber wir haben eine falsche PIN im Gedächtnis. In einem Telefon-Büro erledigen wir die vierte T-Mobile-Beschwerde.

Die ersten 110 km fahren wir so, wie gestern gekommen, dann zweigen wir nach Norden ab. Diese Straßen hatten wir bei der Hinfahrt durch die kürzere Piste nach Bagamoyo umgangen.

Es ist weiterhin mit Temperaturen über 35° C ziemlich heiß und schwül. Die Straßenqualität ist gut. Es verkehren weiterhin sehr viele Busse, Menschen gehen und fahren Rad, oft - wie immer in Afrika - zu zweit oder manchmal gar zu dritt auf einem Fahrrad. Eine üppige Fauna gedeiht entlang unserer Route, einschließlich vieler Palmen und Bäume mit allen möglichen Früchten und farbenprächtigen Blüten.


Wir fahren bis zu jenem Motel, in dem wir hinwärts gegessen hatten. Es liegt an einer Straßenabzweigung, im Ort Segera, und heißt "Segera Highway Motel". Wir buchen ein Zimmer für 17 000 Tans. Schilling. Es ist sauber, schön, mit Ventilator und gefliestem Bad und es gibt Wasser ohne Mangel, sogar einen modernen Einhebel-Wasserhahn. Allerdings fällt der elektrische Strom des Abends häufig aus. Unsere Wäsche wird von einer Miss gewaschen und aufgehängt. Wir speisen sehr gut.


Koord. 05° 19.466' S / 038° 33.141' E; 14593 km


12.12.02 Do: Kili-Ausgangspunkt

In der Nacht bleibt es erneut unangenehm heiß; draußen kühlt es natürlich ab, im Zimmer weniger.

Wie üblich geht es nach dem Frühstück los. Im Laufe des Tages wird es zeitweise wieder ca. 35° C heiß. Es ist anfangs durchgehend bewölkt, klart dann aber auf. Entsprechend stecken die Usambara-Berge und die Pare-Mountains zunächst in den Wolken, die sich aber bald auflösen. Der Kilimandjaro ist trotzdem beim Näherkommen nur in minimalen Bruchstücken erkennbar.

In Moshi nehmen wir einen Imbiß in einem Restaurant ein und suchen dann nach Tour-Operators. Wir suchen eine Tour in 6 Tagen, aufwärts die Rongai-Route, abwärts die Marangu-Route, möglichst in Begleitung einer deutsch-sprechenden Gruppe. Wir finden folgende Angebote:

1. Shah, in der Hauptstraße, Nähe und nördlich vom Busbahnhof, westliche Straßenseite: eine freundliche Frau bietet die Teilnahme an der gewünschten Route in 6 Tagen mit einem australischen Paar ab 20. Dezember für 850 $ pro Person an.

2. Kilimanjaro Guide Tours & Safaris (siehe Visitenkarte), vom Kreisverkehr in schräger Richtung nordöstlich, wie in Därr eingezeichnet: ein aufdringlicher Herr will uns außerdem ein Hotel für 40 $ pro Doppelzimmer aufschwatzen, warnt vor Camping

3. Vesta Safaris (siehe Visitenkarte), an südöstlicher Kreisverkehr-Ecke, Haus mit Tourist-Info gekennzeichnet, enthält auch Bank, in dritter Etage: in einem Büro bietet eine Frau für 550 $ die Tour in 5 Tagen an, allein, ohne Gruppe.

4. Mauly, dicht südlich von vorhergehendem, an der Ostseite der Hauptstraße, wie in Därr eingezeichnet: Tour für uns allein für 800 $ mit angeblich deutsch-sprechendem Führer angeboten; erst 950 $ verlangt, erst als wir gehen wollen, wird das Angebot gesenkt; es wird wegen unserer Sprachbedenken (fälschlich) behauptet, auch die Rongai-Route sei angeblich sehr begangen

5. Das in Därr eingezeichnete Büro in der folgenden Querstraße ("Kilma Street") namens "Kilimanjaro Travels" ist nicht mehr vorhanden.


Wir beschließen nach diesen Informationen, zunächst in Arusha weiterzusuchen. Falls wir dort nichts besseres finden, bevorzugen wir das Angebot 1. Die Zeit bis zum 20. Dezember könnten wir durch die Besteigung des Mt. Meru oder durch den Besuch des Ngorongoro-Kraters ausfüllen.

Wie gedacht, so getan. Wir erreichen am späten Nachmittag den von der Hinfahrt bekannten Masai-Campingplatz. Eine andere ausgeschilderte Camping-Möglichkeit, nämlich Jacaranda, erweist sich nicht als so gut.

Der Rezeptionär (= Barkeeper) erkennt uns wieder. Es sind etliche Weiße hier mit einem Safari-Bus und Zelten; sie sprechen nicht deutsch.

Auf dem Campingplatz-Gelände gibt es auch einen Tour-Operator, der entsprechend unseren Wünschen suchen will.

Telefon-Netz-Kontakt hatten wir zeitweise, aber nicht dauerhaft.


Koord. 03° 23.130' S / 036° 43.179' E (wie Hinfahrt); 14967 km


13.12.02 Fr: Kili-Buchung

Die Nacht ist mit etwa 20° C angenehm kühl. Beim Erwachen ist der Himmel klar. Also beschließen wir, vor dem Frühstück einen Kili-Blick zu genießen. Dazu muß man von Arusha aus etliche km in Richtung Moshi fahren. Es ist aber nicht einfach, einen geeigneten Platz für eine Guck- bzw. Fotopause zu finden: mal sind zu viele Menschen oder Fahrzeuge im Weg, mal gibt es keine Haltemöglichkeit, mal versperren Bäume die Sicht. Erst nach 20 km gelingt ein Foto.

Da wir schon so weit gefahren sind, untersuchen wir das hier gelegene Hotel mit Campingmöglichkeit Tanzanite. Es ist schön, parkartig gelegen, derzeit aber geschlossen. Wir dürften kostenlos campen.

Als nächstes sehen wir nahebei die Lodge Rivertrees. Sie wird von einer deutschen Inhaberin Gehrken-Trappe (siehe Visitenkarte) geführt. Wir frühstücken dort sehr gut und ziemlich teuer. Fr. Gehrken-Trappe nimmt sich unserer Suche nach einem Tourveranstalter an. Sie vermittelt das Angebot einer englischen Familie im Ort Marangu für 600 $ pro Person für uns allein. Das Grundstück ist bemerkenswert gut gepflegt. Unter anderem bewundern wir große Blumenmeere in Gesellschaft mehrerer Hunde.

Trotzdem wollen wir noch nach einer deutschen Gruppe suchen. Bei der Tourist-Info erhalten wir einen Tip auf ein italienisches Paar. Bei der Suche nach deren Reiseveranstalter spricht uns ein Vermittler von Shidolya-Tours an. Er führt uns zum Konferenz-Zentrum in das besagte Büro. Es besteht die Möglichkeit, sich einer deutschen 3-er Gruppe anzuschließen, die ab 17. Dezember für 6 Tage die Tour über die Machame- und Mweka-Route unternehmen wird. Nach längerem Überlegen sagen wir zu. Wir zahlen 420 $ an, die restlichen 1000 $ werden wir per Scheck beim Start entrichten. Die drei Deutschen werden erst am Vortag (16.12.) anreisen. Die fehlenden Ausrüstungsgegenstände werden gestellt, das Auto auf dem Konferenz-Parkplatz bewacht.

Es folgt ein Stadtbummel auf der Suche nach Internet-Cafe und Geldautomat für Visa-/Mastercard. Zu ersterem werden wir fündig, bearbeiten die Post und richten die dritte Beschwerde an T-Mobile. Die wenigen Geldautomaten haben allerdings keinen Hinweis auf unsere Karten. Geldwechsel im Impala-Hotel erweist sich als ungünstig, erst recht die Barabhebung über Kreditkarte (nur 800 Tans. Schilling je $ werden geboten).

Wir fahren nochmal zu Rivertrees und sagen die dort angebotene Tour ab.

Auf dem Campingplatz kommen auf einmal unsere beiden Schweizer Bekannten von den Victoria-Fällen und vom Maramba-Camping an! Sie sehen und erkennen uns sofort. Sie werden hier verweilen, bis sie ihr Auto verkauft haben. Wir plaudern ein Weilchen. Das geplante Wäschewaschen fällt deshalb aus.

Für die Folgetage - bis zum Beginn der Kili-Tour - planen wir jetzt einen Besuch des Ngorongoro-Kraters, denn für eine Vortour auf den Mt. Meru erscheint uns die Zeit zu knapp.


Koord. wie Vortag; 15062 km


14.12.02 Sa: Anfahrt zum Ngorongoro-Krater

Heute sind wir genau 8 Wochen unterwegs. Immer noch zieht uns kein Heimweh nach Hause. Man könnte das Reiseleben gut noch eine ganze Weile aushalten, insbesondere wegen des vergleichsweise luxuriösen Lebensstils mit fast täglich in Restaurants eingenommenem Frühstück und Hauptmahlzeit. - In den nächsten Tagen wird die Mitte der geplanten Reisezeit erreicht sein.

Wir laden die Schweizer zum gemeinsamen Frühstück ein. Das zieht sich wegen später Öffnungszeit von Küche und Buffett ein wenig hin.

Zwei andere Campinggäste kamen gestern an; es sind "Alex + Sonja" aus Köln (Alexander Berg, eMail: ###). Sie fahren 3 Monate lang wechselweise per Mietwagen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch Kenia und Tansania. Ihre Tips zum Kraterbesuch: Campingplatz vor dem Naturpark in Karatu verwenden, dann an einem Tag, möglichst ohne Führer den Krater durchfahren.

Daher brechen wir so spät wie nie auf, erst um 10 Uhr, zunächst zur empfohlenen Bank, bei der man per Visacard Geld abheben kann. Dann fahren wir erst auf guter Straße, dann auf übler Piste nach Karatu und buchen am frühen Nachmittag eine Nacht auf dem empfohlenen Campingplatz. Er ist mindestens ebensogut wie der Masai-Camp in Arusha. Im Restaurant nehmen wir ein üppiges Mahl ein. Wir waschen Wäsche, kochen Kaffee für morgen, prüfen das Auto, gehen ins Camping-Internet-Cafe.

Der heutige Tag ist eine ausgesprochene "Kurzetappe". Es hat aber keinen Sinn, weiterzufahren, weil die Übernachtungen, sowohl per Camping und erst recht in festen Unterkünften - im folgenden Naturpark unerhört teuer sein sollen.

Wir laden die Power-Station einmal die ganze Nacht hindurch mit Netzspannung, und siehe, das Kontroll-Lämpchen wird wieder grün.


Koord. 03° 20.263' S / 035° 40.671' E; 15207 km


15.12.02 So: Ngorongoro-Krater

Es ist der dritte Advent, in dieser Umgebung sehr "unwirklich". Dieser Tag wird sehr ausgefüllt werden, die Zeit ist daher knapp. Die Pflicht ruft uns also nach kühler Nacht (etwa 15° C) aus den Federn. Das Frühstück besteht nur aus Thermos-Kaffee, Knäckebrot und Wurstbüchse, und schon geht's los auf wiederum sehr schlechter Piste bis zum Parkeingang. Für die weniger als 20 km ist gut eine Stunde nötig. Der Eintritt für zwei Personen mit ausländischem Fahrzeug in Park und Krater kostet für einen Tag den stolzen Preis von 105 $.

Im Park wird die Piste ein klein wenig besser. Am "Viewpoint" des Kraterrandes genießt man einen sehr schönen Blick über den gesamten, 20-km durchmessenden Krater. Der Rand ist teils - wie schon die letzten durchfahrenen Kilometer - mit tropischen Bäumen und Pflanzen bewachsen, teils auch wiesig kahl, das Innere hingegen steppenförmig mit einem großen See und kleineren Tümpeln.

Die Piste führt eine gute Strecke am Kraterrand hin; zwischendurch muß man ein Papier beim Tourist-Office bzw. Head-Quarter stempeln und signieren lassen. Dann beginnt auf einer einbahnigen Piste die steile Abfahrt (ca. 600 Höhenmeter). Die Forderung der Parkverwaltung nach allradgetriebenen Fahrzeugen erscheint uns hierfür voll gerechtfertigt. Unten drehen wir im Verlaufe von 4 1/2 Stunden zwei große Kreise und sehen dabei etliche Tiere. Vor allem sind es Unmengen von Zebras und Büffeln, Gazellen und Gnus, daneben ein Nashorn, ein Flußpferd, zwei Löwinnen, etliche Schakale, ein paar Elefanten und viele verschiedenartige seltene Vögel (z.B. Kronenkraniche, Strauße, Sekretäre), auch Flamingos. Einige Hyänen und Geier fressen an einem "erlegten" Büffel.

Zwischendrein ergießt sich ein gutstündiger Regen. Danach sind einige Wegstellen der sonst leidlich guten Piste aufgeweicht und rutschig, andere wegen großer Pfützen uneinsehbar und deshalb zur Durchfahrt etwas gefährlich (man könnte Achsenbruch erleiden oder einfach steckenbleiben). Zum Glück kommen wir, wenn auch manchmal mit Mühe und kurzzeitigem Einsinken, heil durch.

Die Ausfahrt (Auffahrt) geht auf ebenfalls sehr steiler Piste vonstatten.

Oben angekommen ist es gegen 15 Uhr. Unter normalen Bedingungen wäre die Heimfahrt zum Masai-Camp von 200 km keine große Leistung, wegen der schlechten Pistenqualität brauchen wir aber - wie erwartet - bis 21 Uhr.

Wir bestellen sofort Bier und Abendessen und treffen sogleich unsere Schweizer Freunde Gunnar und Remo wieder. Erstmals auf der Reise wird das Schreiben des Tagebuches auf den nächsten Morgen verschoben, weil morgen ohnehin Ausruh- und Packtag sein soll.

Wir denken wieder einmal über die Rückreisetermine nach.

Montag der 17. Februar ist Utes erster Arbeitstag. Die Fähre in Wadi Halfa fährt in der Regel mittwochs. Wenn wir sie uns für den 5. Februar vornehmen, hätten wir 12 Tage Zeit; das kann reichen, ist aber "spitz" geplant. Deshalb planen wir den 29. Januar als Fähr-Abfahrtstag. Einen Tag Reserve sollte man für die Wüste rechnen, also am 27. Januar in Wadi Halfa ankommen, und also in Khartoum 3 1/2 Tage früher abfahren, also am 23. Januar. Da steckt ein weiterer halber Reservetag drin (an dem wir hinwärts schaufelten). Dann müßten wir am 20. Januar in Bahir Dar (oder, falls wir eine andere Route wählen, in vergleichbarer Nähe) sein.


Koord. 03° 23.130' S / 036° 43.179' E (wie Hinfahrt); 15509 km


16.12.02 Mo: erster Kili-Packtag

Es wird lange geschlafen, geduscht, gefrühstückt, geschrieben, gelesen, Wäsche gewaschen, gepackt. Letzteres geht nur schleppend vonstatten.


Gegen 10:00 Uhr klingelt das Handy kurz, ohne daß sich jemand meldet; es erscheint nur die Anzeige "Anruf beendet".


Th kauft Getränke und "internetet". Derweil kommt der Tour-Operator mit Guide Eduard bei Ute auf dem Campingplatz vorbei und bittet um Verschiebung der Tour um einen Tag; ein Mitwanderer habe sich aus Nairobi "sick" gemeldet.

Die Schweizer sind nicht mehr da, dafür einige andere, scheinbar nicht-deutsch-sprechende Gäste.


Koord. und km wie Vortag


17.12.02 Di: zweiter Kili-Packtag

Es wird wiederum lange geschlafen, gefrühstückt, geschrieben, gelesen, gepackt. Am Nachmittag "gehen" wir nochmals ins Internet.


Koord. wie Vortag; 15520 km


18.12.02 Mi: erster Kili-Tag, zu Machame-Camp

(sprich "Matschame" - nomen est omen)

Schon eine Viertelstunde vor 7 Uhr - obwohl Öffnungszeit erst um 7 Uhr - nehmen wir in einer Konditorei das Frühstück in Form von Gebäck und Kaffee ein. Vor 7:30 Uhr finden wir uns im Shidolya-Büro ein und zahlen nach kurzer Wartezeit die restlichen Tour-Gebühren. Wir erfahren dabei, daß die drei anderen deutschen Touristen, derentwegen wir ausgerechnet diese Tour buchten, nicht teilnehmen. Damit waren der Wechsel der Route (von geplanter Rongai) und der vorausgegangene Wartetag umsonst. Wir ärgern uns.

Unser Führer ist Eduard, einer der Träger ist Severin, der Assistant heißt Prosper. Wir haben allerdings die ganze Tour über kaum mit den Trägern zu tun, können sie auch wegen ähnlichen Aussehens kaum unterscheiden. Unser Auto wird im Depot von Shidolya geparkt. Wir fahren mit dem Shidolya-Landy zum Machame-Gate. Dort kommen wir gegen 10 Uhr an. Zu unserem Erstaunen herrscht hier ein Gewimmel von ankommenden Autos, Trägern, Touristen. Unter anderem machen sich gleich uns weitere Gruppen auf den Weg: eine fünfköpfige englische Gruppe, drei deutsche Jung-Biologen (Simone, Renate und Detlef, deren letzte neuerdings in Halle/S wohnen) sowie ein österreichisches Paar (eMail ###, "f" steht für "Franz", ist Flughafen-Manager). So hatten wir unterwegs trotzdem deutschsprachige Unterhaltung. Nach Papierkram geht es um 11 Uhr los, Ankunft im Machame-Camp (3100 m) um 18:20, bei einbrechender Dunkelheit, also nach 7+1/2 statt 5...7 Stunden (wie im Reiseführer).

Die Tour führt durch den tropischen Regenwald. Bis zu 2/3 des Weges herrscht Matsch vor. Es ist fast unvermeidlich, beim Sprung über Matsch-Stellen oder beim Tritt auf innenliegende Bäume oder bei unausweichbaren, über den gesamten Pfad reichenden Stellen gelegentlich mit dem Schuh einzusinken. Ute fällt einmal in eine Schlammstelle hinein und hat außerdem ohnehin Schweinchenbeine (Hose fast bis zum Knie besudelt). Das Balancieren und Überklettern über umgefallene Bäume, Steine und Wurzeln ist beschwerlich und anstrengend. Wegen der Dichte der Vegetation ist es kaum möglich, dem Pfad auszuweichen. Ute ist total erschöpft; in den Füßen und Beinen hat sie Krampf-Ansätze. Entgegen dem Wanderführer ergießen sich nicht ein oder zwei kräftige, kurze Regengüsse, sondern es nieselt in der zweiten Hälfte leicht, aber dauerhaft. Am Zielpunkt stehen schätzungsweise 20 Zelte, offensichtlich neben den Touristenzelten etliche für Träger und Versorgung. Ute kann vor Erschöpfung nichts essen, muß sich übergeben und legt sich sofort schlafen.

Es macht Mühe, im Zelt die von den Trägern gebrachten Packsäcke und unsere selbstgetragenen Rucksäcke auszupacken, die Schlafstätten zu richten, sich umzuziehen, alle Habseligkeiten zu deponieren. Im Laufe der Tage gelingt dies immer besser. Es soll nichts außerhalb des Zeltes liegen. Die Nacht über hält der Nieselregen an.


19.12.02 Do: zweiter Kili-Tag, zu Shira-Camp

Nach leidlichem Schlaf bis 6 Uhr gibt es reichliches Frühstück: Toast, Omelett, Gurken-/Tomatenscheiben und Kaffee/Tee. Eine Flasche Ananas-Saft-Konzentrat können wir verdünnt die ganzen Tage über verbrauchen. Es sind etwa 8° C, am Tage meist 11° C.

Gegen 9 Uhr brechen wir auf, um 14 Uhr sind wir am Ziel auf 3800 m Höhe. Die Vorgabezeit von 5 bis 7 Stunden ist also eingehalten. Es geht anfangs viel aufwärts, über latschenartige Wiese mit Steinen, oft auf festgetretenem Erdreich. Später geht es mehr auf gleicher Höhe hin, stellenweise mit leichten Kletterstellen im Fels.

Der Weg ist abwechslungsreicher als am Vortag. Teilweise führt er auf einem Grat entlang und man kann beidseitig tiefe Abgründe sehen. Ab der zweiten Hälfte beginnt ein an Stärke zunehmender Dauerregen. Die Regenmäntel erschweren die Bewältigung der normalerweise interessanten Kletterstellen, zumal diese manchmal ziemlich ausgesetzt sind.

Wir bekommen kalte Füße.


20.12.02 Fr: dritter Kili-Tag, zu Barranco-Camp

Der Guide Eduard bittet für 7 Uhr zum Frühstück, weil er im Laufe des Tages Regen erwartet - zu Recht, wie sich herausstellt. Also stehen wir bereits um 5:30 Uhr auf. Auf diesem Camp, wie auch auf dem nächsttägigen, wieselt eine große Anzahl niedlicher Mäuse herum.

Wir brechen um 8:30 Uhr auf und erreichen das Barranco-Camp (3950 m) vor 14 Uhr, also nach 5+1/2 Std, entsprechend der Vorgabe 5 bis 7 Std. Nach anfänglich längerem Anstieg erreichen wir eine Höhe von 4300 bis 4400 (laut Guide bzw. GPS). Dann geht es wieder abwärts zum Camp, wodurch die Höhenanpassung begünstigt wird.

Es handelt sich um einen schönen Höhenweg, heute leider ohne Sicht und deshalb weniger interessant. Er geht am Hang entlang und kreuzt gelegentlich Bachtäler mit zu überspringenden Bächen. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, anfangs steinige Erde mit Gras und rumliegenden Felsbrocken, später ohne Vegetation, quasi eine Fels-/Steinwüste. Beim Abstieg zum Camp ändert sich die Vegetation schlagartig, indem schöne - uns unbekannte - Pflanzen, sogenannte Senecien und Lobelien, in unterschiedlichsten Größen auftauchen.

Nach einem Drittel der Wegstrecke beginnt zunehmender Regen, der mit geringen Unterbrechungen bis in die Nacht hinein anhält. Wir werden von den Knien an abwärts durchnäßt, vor allem Füße und Schuhe. Das erschwert die Wanderung und verhindert einen Genuß.

Die Abendtemperatur beträgt 10° C. Es gibt als Dessert einen leckeren Obstsalat.

Die beiden Wiener haben die gesamte Tour für 7 Tage (statt normal 6 Tage) geplant, werden sich also am Folgetag von uns trennen, indem sie die nächste Etappe in zwei Tage aufteilen.


21.12.02 Sa: vierter Kili-Tag, zu Barafu-Camp

Wir schlafen nicht sehr gut, da es kalt und unruhig ist. Die Morgentemperatur beträgt 7° C. Das Frühstück enthält u.a. Ananas-Scheiben. Nebelschwaden ziehen talaufwärts und geben nur selten die Sicht zum Gipfel frei.

Nach 8 Uhr geht es auf den Weg. Er verlangt diesmal eine Felskletterei über die sogenannte Breakfast-Wand, ansonsten führt er wiederum über steiniges Erdreich und größere Steine. Nach kurzer Weile, zum Glück erst nach der Wand, beginnt der schon gewohnte Dauerregen, der gegen Abend sogar in leichten Schneefall mit verbundenem Matsch übergeht. Wegen eines Mißverständnisses gehen wir teilweise ohne Regencape, werden daher fast bis auf die Knochen naß und frieren ziemlich. Für die Teilstrecke bis Karanga benötigen wir 3+1/2 Std, für den zweiten Teil bis zum Barafu-Camp (4600 m) weitere 3 Std. Im Plan ist die Tagestour mit 7 bis 8 Std veranschlagt, in Wanderführern steht für beide Teile jeweils 5 bis 7 Std. Die zweite Hälfte führt nur bergauf. Wir gehen sehr langsam, getreu dem Grundgebot "pole pole". Dabei haben wir keine Probleme außer dem Frieren (besonders der Hände) und der Nässe. Insbesondere spüren wir keine Anzeichen der Höhenkrankheit.

Es gelingt langsam eine Teil-Erwärmung. Es besteht die theoretische Schlafgelegenheit von 19 bis 23 Uhr, nutzbar sind davon 1+1/2 Stunden. Die übrige Zeit liegen wir schlaflos, vielleicht wegen Kälte und Härte, vielleicht wegen der Unruhe vor dem bevorstehenden Aufstieg.


22.12.02 So: fünfter Kili-Tag, zum Gipfel

Es ist der vierte Advent, aber kein Lichtlein brennt. Nach dem 23-Uhr-Wecken, einigen Keksen und heißem Tee starten wir um Mitternacht. Das Wetter ist ganz gut, der nicht mehr ganz volle Mond scheint, denn der Niederschlag hat aufgehört, nur eine Schneeschicht bedeckt den Boden, anfangs nur dünn, je höher wir kommen, umso dicker, ganz oben dann eine richtige Dauerschneedecke. Darunter liegt wiederum steiniges Erdreich. Mit uns gehen diesmal der Guide Eduard und der Assistant Prosper. Wir gehen wiederum "pole pole", Ute gibt als zweite in der Reihe das Tempo vor, Th folgt mit Stirnlampe auf ihrem Fuß. Die Biologen und weitere Touristen überholen. Th erleidet eine Übelkeit. Nach wenigen Minuten Rast und ein paar Schluck Getränk geht es wieder gut. Die Ursache dafür kann man höchstens raten: Übermüdung, mangelnder Zuckerspiegel, Schwindel durch monotones "nach-unten-Schauen" auf die Vorderschuhe im Lampenlicht oder psychische Ursachen; gewiß aber nicht die Höhenkrankheit, wie die Fortsetzung beweist. Ute klagt über allgemeine Erschöpfung, muß immer häufiger Pausen einlegen, einmal sich übergeben. Erst gegen 4:15 Uhr erreichen wir den "halben Weg" zum Stella Point, wie Eduard sagt, mit 5150 m Höhe. Laut Vorgabe hätten wir aber für den ganzen Weg nur 6 Std, also bis 6 Uhr brauchen sollen. Wenig später gibt Ute auf, also etwa auf 5400 m Höhe. Sie klagt über Schwindel und allgemeine Erschöpfung. Vermutlich handelt es sich ebenfalls nicht um die Höhenkrankheit, sondern um einen Komplex aus Übermüdung, Unterkühlung, mangelnder Mahlzeit vor Aufbruch, Magenproblemen und vor allem psychischen Ursachen. Auch die Umkehr der Biologen-Renate eine Weile vorher mag zur Aufgabe beigetragen haben. Sie kehrt mit Eduard um, wenig später schließt sich eine Südafrikanerin der absteigenden Gruppe an. Th steigt weiter mit Assistent Prosper und berichtet jetzt aus eigenem Mund:


Ich gehe vermutlich deutlich schneller als im bisherigen Tempo, aber immer an der "Atem-Grenze". Ich spüre bei jedem Schritt, ob die Luft noch reicht und passe die Schrittweite bzw. das Schritt-Tempo der verfügbaren Luftmenge an. Denn letztere kann ich nicht erhöhen, weil sie an der physischen Obergrenze liegt. Jeder Atemzug benötigt eine bestimmte Zeit und liefert eben nur eine bestimmte, endliche Menge Luft. Ich darf bei keinem Schritt mehr als diese Menge verbrauchen. Auf diese Weise geht es ganz gut voran, fast ohne Pause, nur gelegentlich von Prosper zu einigen Minuten animiert. Allerdings zieht sich der Weg - wie es mir vorkommt - ewig hin. Er will und will kein Ende nehmen. Er kommt mir wesentlich höher vor, als ein 1000-m-Aufstieg in den Karpaten, in der Tatra oder in den Alpen. Umso erstaunter bin ich auf dem Stella-Point (5745 m) über die Uhrzeit, nämlich erst 6:10 Uhr. Das Thermometer zeigt wenige Grad unter Null, in der Getränkeflasche sind Eiskristalle, der Reißverschluß und die Schnallen des Rucksackes sind gefroren und lassen sich kaum öffnen. Die aufgehende Sonne färbt den östlichen Horizont rot, der Mond steht noch am Himmel, ich sehe dahin, wo der beeindruckende Krater sein muß, sehe aber nur wenig scheinbare Kämme. Denn die Sicht ist äußerst mangelhaft.

Ich fühle eigentlich keine körperlichen Beschwerden, insbesondere keine Anzeichen der Höhenkrankheit. Das einzige, was mich bedrückt, das ist die Angst vor der Höhenkrankheit. Es gibt also keinen triftigen Grund, nach 15-minütiger Pause nicht auch den 1-stündigen Weg zum höchsten Gipfel am Kraterrand, dem Uhuru-Peak mit 5895 m Höhe, zu versuchen. Die Fortsetzung des Weges ist leichter als befürchtet. Da der Anstieg viel geringer als bisher ist, sogar ebene Stellen und leichte Neigungen vorkommen, geht es sich ganz gut, trotzdem immer mit dem Prinzip der luftangepaßten Schrittweite. Auf dem Gipfel sehe ich die Schilder "Uhuru Peak 5895 m", "Highest Point of Africa" und "Highest vulcan of the world" - oder so ähnlich -, sonst aber nichts außer Nebel. Es lohnt sich also nicht, länger als wenige Minuten hier zu stehen. Insbesondere habe ich - völlig unbegründet, da ja ohnehin der Abstieg beginnt - immer noch Angst vor der Höhenkrankheit.

Etliche andere Touristen sehe ich am Kraterrand zwischen Stella Point und Uhuru-Peak. Ich kann mit ihnen aber mangels Sprachkenntnis ohnehin nicht sprechen, merke mir auch ihr Aussehen gar nicht erst.

Wir gehen zurück, zuerst ganz gemütlich im Schnee, beinahe übermütig schnell, zum Stella Point. Ab hier wird es ungemütlich. Denn die Abstiegsroute ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Rutschpartie. Es handelt sich um Rinnen losen, lockeren Erdreiches, in welches man tritt und somit bei jedem Schritt ein ganzes Stück herunterrutscht. Trotzdem passe ich bei jedem Schritt auf, um nicht zu stürzen und nicht zu schnell zu werden; und das kostet ganz schön Kraft in den Beinen. Mal versuche ich mehr rechtshangig, man mehr linkshangig zu rutschen, mal einen der vereinzelten größeren Steine als Zwischenhalt zu finden. Logischerweise gelangt eine ansehnliche Portion Erde, gemischt mit Steinchen, in die Schuhe und drückt unangenehm. Die Anstrengung verlangt weiterhin mehr Luft, als ich es von vergleichbaren Wegen in anderen Teilen der Welt gewohnt bin; ich muß also nach wie vor damit haushalten. Das schlimmste aber: der Weg scheint nie zu enden. Ich denke, längst 1000 m oder ein Mehrfaches abgestiegen zu sein, aber kein Ende ist in Sicht. Jeder Schritt strengt mehr an, die Beine werden immer schwächer, ich glaube manchmal, mit solchem Gummi kaum noch gehen zu können.

Trotzdem komme ich irgendwann, schätzungsweise am späten Nachmittag, wieder im Barafu-Camp an. Die Uhr zeigt zu meiner Verblüffung 9 Uhr an. Offensichtlich bin ich sowohl zur Spitze als auch herunter noch schneller gewesen, als es die Zeitvorgabe vorsieht. Ich bin total erschöpft, setze mich auf einen beliebigen Stein und mache 1/2 Std lang gar nichts.


Ute berichtet von ihrem Abstieg :

Kurz nach der Umkehr begegnet uns ein aufsteigendes Grüppchen, von dem eine Frau auch zurück möchte. Sie schließt sich meinem Führer und mir an. Der Abwärtsweg ist unendlich lang. Daran ist zu merken, daß ich schon relativ weit hoch gekommen war. Die Beleuchtung wird immer schöner, da es langsam Morgen wird. Oben über dem weiß leuchtenden Kibo-Gipfel scheint noch der Mond; gegenüber hinter dem Mawenzi erscheint das erste Morgenlicht zwischen gespenstisch dunklen Wolkenstreifen. Über dem Tal hat sich ein schönes Watte-Wolkenmeer ausgebreitet. Als wir endlich nach zwei Stunden Abstieg am Camp ankommen, lege ich mich ins frostig knisternde Zelt und schlafe auch sofort ein. Ich schlafe etwa zwei Stunden fast ohne Unterbrechung und werde erst richtig wach, als die Gipfelstürmer nach und nach eintreffen.


Nach ein paar Stunden Ruhe und einem Essen geht es gemeinsam weiter abwärts. Eigentlich sollte die normale Mweka-Route wegen Wegbauarbeiten gesperrt sein, weshalb ein Ersatz über das Rau-Camp und das Kidia-Gate geplant war. Trotzdem wurde uns - weshalb auch immer - die kürzere und bequemere Standard-Route gestattet. Nach gut einer Stunde erreichen wir das Millennium-Camp (4000 m). Der Name resultiert daraus, daß es sich um ein Behelfslager aus der Zeit des Jahrtausendwechsels handelt, als der Ansturm großer Touristenmengen diese Notunterbringung forderte.

Der Weg hierher ist ganz leidlich. Es mischen sich zunehmend Gras- und Moos-Sorten unter, bald tauchen auch Latschen und Sträucher auf. Es regnet den gesamten Weg über leicht.

Wir beginnen, über die Fortsetzung der Reise nachzudenken. Th favorisiert eine Wiederholung der Kili-Besteigung auf der Rongai-Route. Ute kann sich das mit ihren Beinen, Blasenfüßen und in ihrem erkälteten Allgemeinbefinden schwer vorstellen.


23.12.02 Mo: sechster Kili-Tag, zurück

Das Wetter ist gut! Wir sehen den Gipfel schön und klar in greifbarer Nähe!

Um 7 Uhr gibt es Frühstück. Die Träger trennen sich jetzt aus technischen Gründen. Wir geben jetzt die guten Trinkgelder: 40 $ je Träger, 70 $ bzw. 80 $ für Assistant und Guide. Das ist jeweils 10 $ mehr als die Norm. Einerseits haben es alle in unseren Augen für die unvorstellbare Mühe verdient, andererseits ergab es sich so aus den im Moment verfügbaren Geldschein-Stückelungen bzw. sogar aus einem Versehen bei der Aushändigung.


Um 8 Uhr geht der Abstieg weiter. Es handelt sich um mehr als 2000 Höhenmeter, nach Eduards Meinung eine leichte 3+1/2-Stunden-Tour. Die Zeitangabe stimmt zwar, aber dieser dauerhafte Abstieg macht die besten Beine kaputt. Schon nach einem Teil des Weges tut es weh: die Muskeln, die Gelenke, die Kraft läßt nach, die Fußsohlen brennen, es bilden sich Wundstellen an den Füßen. Aber irgendwie geht auch diese Phase zu Ende, das Gate ist erreicht.

Der Weg hat bis zum Mweka Camp auf 3100 m Höhe die übliche Qualität. Kurz danach abwärts beginnt die neu ausgebaute Wegstrecke. Die Wegfläche ist hier eingeebnet, an beiden Rändern mit tiefen (Wasser-)Rinnen versehen und mit Holzstämmen befestigt. In tieferen Lagen ist sie mit feinem Schotter belegt. Der Weg führt weitgehend durch tropischen Regenwald.

Nahe und in bewohnter Gegend sehen wir wieder Menschen, einschließlich Kinder, die in unglaublichen Mengen Brennholz tragen. Eduard zeigt uns Kaffee-Pflanzen mit daran wachsender Frucht; wir hatten solche noch nie gesehen.


Ute kann kaum noch krauchen, um die Abfahrstelle zu erreichen. Dort hocken wir 2 Stunden, bis kurz vor 14 Uhr, weil der Fahrer des Shidolya-Landys die Abhol-Stelle mißverstanden hatte. Es gibt eine letzte gute Mahlzeit, sogar mit Rotwein. Dann geht die Fahrt los, zunächst zur Hauptverkehrsstraße und dann östlich von Moshi zum Kidia-Gate über (mittelgute) Piste, nur deshalb, um Th's Besteigungsurkunde ausfertigen zu lassen. Dann fahren wir zum Auto-Stellplatz und mit beiden Fahrzeugen zum Shidolya-Büro, um einen Satz ins Gästebuch zu schreiben. Übrigens: Beim Shidolya-Landrover hält die linke Vordertür nicht zu, sondern sie wird nach jedem Ein-/Aussteigen mit einem Gummiband zugebunden.

Wir bieten Eduard an, ihn mit zu seiner Zweitunterkunft in Arusha zu nehmen, da wir dachten, er müsse sonst zu Fuß laufen. Es fährt aber doch der Shidolya-Landy hinter uns her, um den gleichfalls dort wohnenden Severin und weiteres Gepäck dorthin zu bringen.

Eduard teilt uns seine eMail-Adresse mit: ###, auch die Tel-Nr seines deutschen Freundes R###, nämlich ###.


Am Masai-Camp, bei einbrechender Dunkelheit, treffen wir die Schweizer Gunnar und Remo wieder. Wir trinken schnell ein Bier, laden die allernotwendigsten Sachen aus Pack- und Rucksäcken. Dann ist es absolut dunkel; das weitere Aufräumen muß warten.

Wir nehmen das Abendessen ein und beginnen, das Tagebuch für die vergangenen Tage zu schreiben. Ute duscht und beginnt zu schlafen. Th muß spät in der Nacht das Schreiben abbrechen, da der Nachtwächter den Generator abschalten will. Jetzt geht alles Licht aus, also kann man auch nicht mehr duschen. Th kann aber mit 1-wöchigem Schmutz nicht ins Auto-Bett. Er führt am Auto die Schreibarbeit zu Ende. Dann geht es schon auf die morgendliche Inbetriebnahme des Campingplatzes zu.


Koord. 03° 23.130' S / 036° 43.205' E (erneut gemessen, fast wie Hinfahrt); 15539 km


Kili-Tour, Allgemeines

Insgesamt läßt sich die Tour nur als Teilerfolg betrachten. Der Kilimandjaro war eigentlich als Höhepunkt der Afrikareise nicht nur im wörtlichen, sondern auch in übertragenem Sinne geplant. Das war er aber nicht.

a) Hauptursache war das schlechte Wetter. Der viele Regen, der Nebel, die Wolken verhinderten vielerorts und vielerzeits die Sicht auf die nahe und ferne Umgebung. Im Regen macht das Wandern keinen Spaß, erst recht nicht das gelegentliche Klettern. Wir waren des Regens wegen oft durchnäßt und unterkühlt, wodurch das physische und psychische Wohlbefinden beeinträchtigt waren. Hierdurch wiederum war unsere Leistungsfähigkeit herabgesetzt und damit die folgende Ursache begünstigt.

b) Der Erfolg einer Bergtour ist nun einmal der Gipfel, da hilft kein Herumreden. Wir haben ihn nicht gemeinsam geschafft. Der Grund scheint nicht die Höhenkrankheit gewesen zu sein, sondern entweder eine Reihe von Einzelfaktoren, die die physische und psychische Leistungsfähigkeit herabgesetzt haben. Oder aber die nötige Leistung ist wirklich nicht vorhanden. Das ist keine Schande, ebensowenig wie es keine Ehre ist, jung, gesund und stark zu sein. Trotzdem freut man sich über das Erreichen eines Zieles, vor allem wenn es fast 6000 m hoch ist. Putzig, daß ausgerechnet Th es geschafft hat, der in Sport fast immer die Note 4 hatte und dafür eigentlich nicht prädestiniert war.

c) Wir sind nicht die gewünschte und geplante Route gegangen. Die Sprachschwierigkeiten, genauer das mangelnde Selbstvertrauen, diese zu überwinden, haben uns davon abgebracht und zusätzlich unnötige Zeit gekostet.


Die Hauptursache, das schlechte Wetter, ist kaum beeinflußbar. Eigentlich hätte die Jahreszeit ganz günstig sein sollen. Kurzfristiger, also wetterabhängiger, läßt sich eine Kilimandjaro-Besteigung kaum organisieren. Da der Anmarsch etwa 4 Tage dauert, kann man das Wetter am Gipfeltag kaum voraussehen. Man kann auch nicht nach den ersten beiden Regentagen abbrechen und verschieben, da eine große organisatorische Aktion in Bewegung gesetzt worden ist (Träger, Verpflegung).

Wir sollen uns damit abfinden. Der materielle Schaden (Zeit und Kosten) war nicht größer als bei einem verregneten Alpenurlaub.


Die Organisation der Bergbesteigung mutet den unkundigen Europäer etwas merkwürdig an. Für uns zwei Touristen werden weitere 6 Personen heraufgeschickt, die eigentlich die Hauptarbeit übernehmen. Sie zeigen den Weg und tragen die Ausrüstung und Verpflegung. Ironisch gefragt: Warum tragen die Träger nicht auch gleich die Touristen mit hoch? Wenn dem Tourist am Ende bescheinigt wird, er habe den Berg bestiegen, so stimmt das nur sehr relativ.

Besonders kraß stoßen am Berg die Zivilisationen aufeinander. Hier steht der reiche Weiße, der nur einer Laune zuliebe dank seines Geldes ein Heer von armen Schwarzen sich für einen Hungerlohn schinden läßt.

Andererseits ist der Bergtourismus nicht ganz unsinnig. Schließlich bringt er Hunderten von Führern und Tausenden von Trägern Arbeit und Brot. Was wir für eine Schinderei halten, empfindet der Einheimische wirklich als normale Arbeit. Er hat, was physische Anstrengung betrifft, nicht nur völlig andere Vorstellungen, sondern auch objektiv andere Voraussetzungen. Wir sehen es tagtäglich beim Schleppen von Lasten im Alltag der Einheimischen.

Weiterhin kommen die erheblichen Eintrittsgebühren der Erhaltung des Naturparkes zugute. Die Beeinträchtigung der Natur wird in Grenzen der wenigen zulässigen Routen gehalten. In Person des Führer wird ein gewisses Maß an Aufsicht über den Touristen ausgeübt.


Trotz des Vorgesagten halten wir einige Einzelerlebnisse für über die Stränge geschlagen:

- Damit der Tourist sich nicht auf einen Stein zu setzen braucht und damit sein Bein krumm machen muß, schleppt ihm jemand 6 Tage lang einen Stuhl nach. (allerdings nur in Einzelfällen beobachtet)

- Analoges gilt für einen Tisch.

- Der Tourist könnte durchaus ein paar Tage lang auf schwergewichtige Delikateß-Artikel verzichten (und dafür nach Rückkehr umsomehr davon essen), so Melonen, Apfelsinen, Ananas, Eier.

- Bei etwas besserer Organisation brauchte nicht für jeden Touristen ein anderes Zelt hinauf- und wieder heruntergetragen zu werden, sondern man könnte Zelte und Matratzen auf dem Berg wiederverwenden. Gleiches wäre für Kochgeräte denkbar.


Nach Aufbau der Zelte bestehen die Camps aus einer Ansammlung dieser Zelte, ohne den üblichen Comfort eines "Campingplatzes". Die sanitären Einrichtungen bestehen nur aus primitiven "Toiletten". Bei diesen handelt es sich um eine Grube mit überdachendem Bretterverschlag und Loch im Fußboden, ohne Tür, höchstens mit einem Windfang. Sie sind den Umständen entsprechend erträglich, indem man mit Mühe und Erschwernis seine Notdurft verrichten kann.

Jeden Morgen bringt ein Träger ein Schüsselchen mit warmem Wasser "for washing", welches seinen Zweck nur bedingt erfüllt, da Th zu dieser Zeit bereits wandermäßig (vor allem mit Schuhen) angezogen ist und nicht mehr ins Zelt will, und Ute kann sich im engen Zelt auch nur notdürftig waschen.


Das Zelt ist ein normales, nur leicht beschädigtes 3-Mann-Iglu-Zelt, die Matratzen sind dünne Schaumstoff-Isomatten. Man kann trotz der harten Unterlage (Steinboden + Matten) einigermaßen schlafen.

Wegen der Nässe ist das Trocknen der Kleidung unmöglich. Das morgendliche Ankleiden mit nassen Kleidungsstücken, vor allem der "quaatschenden" Schuhe, ist bei den üblichen ca. 7° C unangenehm.

Die Mahlzeiten nehmen wir den Umständen entsprechend bei Regen - also meist - im Zelt ein, manchmal vor dem Zelt auf dem Boden / im Stehen, einmal auf einer Sitzbank.

Es gibt reichlich zu essen. Das Frühstück besteht aus zwei Gängen, nämlich Toastbrot mit Mus/Honig und Omelett oder Spiegelei, dazu Kaffee/Tee. Jeden Tag erhält der Tourist ein Lunchpaket, gefüllt zum Beispiel mit Apfel, Banane, Apfelsine, Hühnerbein, Ei, Gemüsetaschen, Möhre. Am Zielort erhält man kurz nach der Ankunft einen Imbiß, bestehend aus Kaffee/Tee und z.B. Popkorn, frisch gerösteten Erdnüssen oder ähnlichem.

Das Abendessen besteht in der Regel aus 4 Gängen: Suppe mit Toast, Eierkuchen, Hauptgericht und Obst. Es wird auf Edelstahlgeschirr serviert. Das Hauptgericht war z.B. einmal Huhn mit Pommes, ein anderes Mal Spaghetti mit Bohnen und Fleischsoße, dann Reis mit Thunfisch-Soße.


Häufig verwendetes Schlagwort ist der Begriff "pole pole", zu deutsch "langsam", nach vielfältig geäußerter Anweisung ein maßgeblicher Grundsatz zum Erfolg. Zweites wichtiges Element ist vieles Trinken, manchen Quellen zufolge 1 Liter pro Stunde, anderen Quellen zufolge mindestens 5 Liter pro Tag. Wir haben nur einen Bruchteil davon vollbracht.


Der Weg ist großenteils gut ausgetreten, stellenweise mit alten Farb-Markierungen versehen, andernteils mit Steinmännchen markiert. Er wäre - außer bei der Gipfeletappe - eigentlich auch ohne Führer zu finden. Man wird darüberhinaus immer wieder von Trägern überholt. Sie führen Gepäck auf Rücken, Kopf und in den Händen, oft einiges davon kombiniert. Das Gepäck beinhaltet z.B. Riesen-Packsäcke, Körbe, 20-l-Kanister, Klapptisch/-stühle und anderes. Damit nicht genug, führen sie noch Regenschirme und Radios für den eigenen Gebrauch mit. Trotzdem springen sie behend selbst über die schwierigen Kletterstellen.


während der ganzen Kili-Tour steht unser Auto hier:

Koord. 03° 22.090' S / 036° 42.728' E; 15524 km


24.12.02 Di: packen und planen

Es ist Heiliger Abend. Das stimmt aber nicht. Denn der Tag beginnt schon am Morgen. "Heilig" ist es auch nicht, verglichen mit Europa. Es sind hier zwar nicht mehr 40° C, aber immerhin noch über 20° C Tagestemperatur. Die Dunkelheit beginnt erst gegen 19 Uhr. Die sogenannten "Christmas-trees" sehen ganz eigentümlich, nämlich zedernartig, gefranst, aus. Im Masai-Camp ist seit unserer gestrigen Ankunft auch alles "weihnachtlich geschmückt".

Nach dem üblichen Camp-Frühstück fahren wir in die Stadt, da wir wegen Regens noch keine Wäschewasch- oder Umpackaktion starten können.

In der Stadt sehen wir zufällig einen Hanomag mit Rendsburger Kennzeichen, dem wir sofort folgen und dessen Insassen wir beim Parken ansprechen. Es sind Alexander + Gisela Schmitz, mit denen wir ein Stündchen plaudern; eMail ###. Sie kauften das gut 30 Jahre alte und wohnlich eingerichtete Fahrzeug im südlichen Afrika von Deutschen und fahren jedes Jahr einige Wochen.

Wir erledigen unsere elektronische Post, holen Geld am Automaten und kaufen Kleinigkeiten für Weihnachten ein, z.B. Martini, Brandy, Ananas-Frucht.

Auf dem Campingplatz wird unter erschwerten Bedingungen Wäsche gewaschen, weil sich einerseits durch die Kili-Tour enorm viel angesammelt hat, es gibt mehrere Regengüsse, es ist schwül-feucht. Selbst bis zum Folgetag wird sie nicht trocken.

Zur Feier des Festes essen wir am Nachmittag die Ananas-Frucht.

C### ruft nachmittags an; sie kann unsere eMail "aus technischen Gründen" nicht abholen; wir verweisen auf Hilfsmöglichkeiten durch J###. Wir hören den gespeicherten Anruf von E### von der Mobilbox vom 20. Dezember. Abends rufen J### zweimal an; aus W### und M### ist nichts zu vernehmen.

Nach dem Abendessen im Restaurant nehmen wir am Auto unsere Lariam-Tablette ein, trinken Martini bei Kerzenlicht, schreiben ein wenig und schlafen dabei ein. Das Restaurant befindet sich übrigens an frischer Luft, nämlich ohne Wände unter einer Strohüberdachung auf einer Holzpfosten-Konstruktion. Gleichartig war es auch an anderen Stellen in Afrika, so auf dem Maramba-Camp bei Livingstone und an mehreren anderen. Auch komfortable Restaurants - wie die Lodge in Bagamoyo - bedürfen keiner Wände; wozu auch?


Koord. wie Vortag; 15549 km


25.12.02 Mi: Weihnachts-Ruhetag

Erst um 7:30 Uhr stehen wir auf. Vor dem Frühstück besuchen wir das schon gestern kurz gesichtete Landrover-Auto mit deutschem Kennzeichen AS. Nach kurzem Plaudern erfahren wir den Namen der Insassen: es sind Bernd und Bärbel Jacobi!!! (eMail: ###) Schließlich kennen wir sie schon seit Jahren, einerseits aus der Afrika-Literatur im Internet, zweitens von ihrem Vortrag auf dem vorjährigen Därr-Treffen. Zu unserer Schande haben wir sie nicht von selbst erkannt.

Wir unterhalten uns eine weitere Weile. Sie fahren nach mehrjährigen Etappen auch unsere Richtung, wollen aber erst bis April 2003 zu Hause sein. Wir geben Tips zum Ngorongoro-Krater und erhalten auch von ihnen interessante und nützliche Informationen, sowie einen "Deutschland-Aufkleber".

Darüber vergeht die Zeit vor und nach dem Frühstück. Wir beginnen, die für heute geplante Fahrt nach Nairobi in Gedanken auf morgen zu verschieben. Wir unterhalten uns mit Jacobis und den Schweizern auch noch den Nachmittag über und am Abend. Damit ist die Entscheidung über Nairobi besiegelt. Letzte Packungen erfolgen.


Koord. wie Vortag; 15549 km


26.12.02 Do: am 2. Weihnachtstag nach Kenia

Das war die 9. Übernachtung im Masai-Camp. Wir erkennen inzwischen fast alle sieben oder acht Hunde!

Die Reisefreunde Bernd und Bärbel Jacobi verabschieden sich von uns, um zum Ngorongoro-Krater aufzubrechen. Nach dem Frühstück und letzten Packungen verabschieden wir uns von den Schweizern Gunnar und Remo und brechen selbst auf.

Der Abwechslung wegen wollen wir nicht die hinwärts benutzte Hauptstraße nach Kenia verwenden, sondern auf der anderen Seite des Mt. Meru herumfahren. Die Strecke sei - laut den beiden Schweizern - sehr schön. Den Beginn finden wir ohne größere Mühe. Es handelt sich aber um eine ziemlich üble Piste mit vielen großen Steinen, steilen Stellen und schwer passierbaren Riesenpfützen. Die Gesamtlänge beträgt laut Karte etwa 55 km.

Wir sehen besonders schöne blaue, große schwalbenschwanz-ähnliche Schmetterlinge an feuchten Stellen, auf der Wiese auch Warzenschweine und Zebras.

Nach mehreren Stunden haben wir die reichliche Hälfte bis zu einer Einmündung geschafft. Mangels Ausschilderung sind wir uns der Pistenführung nie völlig sicher, zumal es immer wieder Abzweigungen, scheinbar geringer befahren, gibt. Die Piste wird immer schlechter und unklarer. Kurz vor dem erwarteten Erreichen der Asphaltstraße endet sie an einem unüberwindbaren Flußlauf. Wir suchen hier und da, auf- und abwärts, oft unter Begaffung von Masai-Kindern und auch -Erwachsenen. Schließlich wagen wir auf deren Hinweis eine riskante Bachdurchquerung. Zum Glück gelingt sie. Doch nach etlichen hundert Metern kommt der nächste Bach, später noch weitere. Dank größter Vorsicht und großen Glückes bewältigen wir diese Hindernisse ohne erkennbaren Schaden am Fahrzeug. Erstmalig während unserer Reise mußten Geländegänge und Differentialsperre verwendet werden. Erst nach 16 Uhr, also nach 7 Stunden, erreichen wir die rettende Asphaltstraße!


Daher kommen wir nicht bis 18 Uhr zum Grenzübergang. Glücklicherweise ist er trotzdem noch geöffnet. Wir schaffen die Grenzformalitäten bei inzwischen völliger Dunkelheit. Wir buchen im Grenzort Namanga auf kenianischer Seite das River-Hotel und essen im Restaurant zu Abend.

Es handelt sich um eine schöne Anlage mit Bungalows einer niederländischen Inhaberin. Allerdings ist der Preis hoch; erst für 3900 Kenian. Schilling angeboten (mit allem möglichen Schnickschnack); erst als wir gehen wollen, ist man mit 2900 Kenian. Schilling für "Bed and Breakfast" herausgerückt. Ab 23 Uhr gibt es wegen Generatorabschaltung kein Licht mehr; warmes Wasser gibt es nur auf besondere Anforderung (mit Bedienung des Heizgerätes durch das Personal).


Also haben wir es nicht geschafft, wie geplant Nairobi zu erreichen. Wir hoffen trotzdem, noch am Folgetag die Äthiopische Botschaft zur Öffnungszeit zu erreichen. - Der zweite Weihnachtsfeiertag war ziemlich anstrengend.


Koord. 02° 32.503' S / 036° 47.393' E; 15719 km


27.12.02 Fr: nach Nairobi

Entgegen Utes Vermutung findet keine Zeitumstellung statt. Wir kommen deshalb erst spät - kurz nach 7 Uhr - zum Frühstück. Die Weiterfahrt verläuft ohne Besonderheit. Das Wetter ist schlecht, nämlich dunkle Wolken, oft Regen, kühl.

Vormittags erreichen wir die Hauptstadt. Wider Erwarten finden wir die Äthiopische und die Sudanesische Botschaft auf Anhieb im Reiseführer, im Stadtplan und in Natur. Beide haben wegen der heutigen Wahl geschlossen. Einmal werden wir - beim Wenden vor dem State House - von Posten festgehalten, offensichtlich als Terroristen verdächtigt und erst nach 10 Minuten wieder freigelassen.

Wir suchen einen anderen Campingplatz als bei der Hinfahrt, nämlich den von den Rendsburgern Alexander + Gisela Schmitz (siehe oben) empfohlenen. Da wir nicht ahnten, wie weit er entfernt ist, fuhren wir ein paar Umwege. Er heißt "Nairobi Park Services Campsite" und liegt etwa 10 km südwestlich außerhalb der Stadt. Er gefällt uns zunächst ein klein wenig besser als ersterer, da er luftiger und heller ist. Allerdings ist die Entfernung zur Stadt nachteilig. Auf dem Platz stehen ein Schweizer und ein MTK-Fahrzeug, deren Insassen wir aber nicht sehen.

Wir essen und planen, nämlich einen zweitägigen Ausflug zum Masai-Mara-Nationalpark. Er liegt südwestlich an der tansanischen Grenze und geht dort in die Serengeti über. Die Fahrt dorthin soll etliche Stunden erfordern. Deshalb beschließen wir, noch diesen Nachmittag aufzubrechen. Zuvor gelingt es, an einem Geldautomaten der Standard-Charter-Bank Geld abzuheben. Sonst sind wegen der heute stattfindenden Wahl fast alle Einrichtungen in der Stadt geschlossen, selbst der schon oben erwähnte Supermarkt.


Mit einiger Mühe und mit Hilfe des Stadtplanes finden wir die angeblich bessere Ausfahrtstraße in Richtung Naivasha. Nach etlichen Dutzend Kilometern erreichen wir den Rift-Valley-Abbruch. Trotz strömenden Regens und schlechter Sicht ist der Anblick aus dem Auto eindrucksvoll. Später verschlechtert sich die Straßenqualität immer mehr, so daß wir größere Strecken nur in Schrittgeschwindigkeit fahren und Narok, das Tagesziel, erst bei Dunkelheit, gegen 20 Uhr, erreichen.

Unterwegs sehen wir am Straßenrand etliche Giraffen, Zebras, Antilopen, Affen und einen Elefanten.

Das im Reiseführer empfohlene Transit-Hotel erscheint uns von außen in der Dunkelheit nicht gut zu sein. Wir gehen in das besser aussehende Osupuko-Hotel. Es erweist sich gegenüber den Angaben im Reiseführer als heruntergekommen und schäbig. Insbesondere ist das einzige WC katastrophal, seine Umgebung von ekelerregendem Gestank erfüllt. Das Auto kann im Innenhof stehen. Da das Hotelrestaurant nicht mehr existiert, nehmen wir ein Abendessen im Spaer-Hotel ein; es macht keinen viel besseren Eindruck als Osupuko.

Nachmittags gegen 16:45 Uhr klingelt das Handy, aber es kommt keine Verbindung zustande. Möglicherweise hätte es nach mehrfachen Anrufversuchen geklappt. Während des Abendessens gegen 21 Uhr erhalten wir einen Anruf von E###.

Ausnahmsweise kann mangels Steckdose im Zimmer kein Tagebuch in den Computer geschrieben werden; ersatzweise Stichpunkte auf Papier.


Koord. 01° 05.419' S / 035° 52.367' E; 16075 km


28.12.02 Sa: Masai-Mara-Nationalpark

Wir brechen bald auf, ohne uns zu waschen und ohne Frühstück. An einer Tankstelle am Ortsausgang erhalten wir zumindest einen Kaffee. Die Straße ist wenige Kilometer gut, dann über 50 km wechselhaft schlecht. Es folgen 36 km Piste, aber nicht "hervorragend", wie Därr schreibt, sondern mittelmäßig. Insbesondere ist der Matsch unangenehm; selbst wir sind einmal ins Schleudern geraten. Wie am Vortag sehen wir wiederum viele Tiere. Gegen 10:30 Uhr erreichen wir das Sekenani-Gate. Der Eintritt für zwei Tage kostet 115 $. Wir fahren auf drei Haupt-Routen hin und zurück und sehen dabei alle Tiere außer Löwen, Geparden und Leoparden. Das Wetter ist deutlich besser, oft Sonne mit Temperaturen wenig unter 30° C, aber schwül.

Lange bekommen wir nichts zu essen, erst in der Keekerok-Lodge einen Imbiß.

Der Park ist sehr frequentiert. Es gibt eine sehr große Anzahl, um nicht Gewimmel zu sagen, von Minibussen, meist mit einheimischem Fahrer und weißen Touristen. Alle Lodge's, auch wenn der Name irreführend "Camp" lautet, sind sehr vornehm, mit Pool, schön, gepflegt und teuer. Der Imbiß kostet z.B. 1000 Kenian. Schilling, eine Übernachtung im Doppelzimmer zwischen 208 und 250 $, nur mit Vollverpflegung möglich. Das ist uns nun doch zu viel. Wir suchen bis zur Dämmerung nach Alternativen und werden außerhalb des Nationalparkes erst zum ausgestorbenen Campingplatz "Olperr Elongo", dann schließlich zu einem Masai-eigenen Campingplatz gewiesen und geführt. Wir erreichen ihn bei Dunkelheit im unübersichtlichen Wald. Der Masai-Inhaber "Peter" verlangt 1500 Kenian. Schilling, wir handeln den Preis auf 1000 herunter. Immerhin gibt es mitten im Wald ein leidliches WC und eine Dusche und einige andere Touristen. Wegen der Dunkelheit sehen wir einen besonders leuchtenden Sternenhimmel. Wiederum beschränkt sich das Tagebuch-Schreiben auf Papiernotizen.


Koord. 01° 31.496' S / 035° 20.702' E; 16256 km


29.12.02 So: Park und Rückfahrt nach Nairobi

Kurz nach 6 Uhr geht es aus dem Bett, eine halbe Stunde später vom Platz zum Gate, wieder ohne Frühstück. Es herrscht bereits reges Treiben der Minibusse. In den nächsten zwei Stunden folgen wir einige Male abseits der Hauptpisten einigen Rudeln von Bussen. Dadurch gelingt es uns, einige Nashörner ziemlich dicht und einen stattlichen Löwen aus größerer Entfernung zu sehen.

Die Rückfahrt verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Die Piste ist wegen des trockenen Wetters viel leichter als am Vortag zu befahren. Wir brauchen für 36 km etwa 2 Stunden, für die folgenden 50 km eine Stunde, dann für fast 90 km 2+1/2 Stunden. Am Rift-Valley-Abbruch genießen wir dann bei besserem Wetter als auf der Herfahrt die Ausblicke. Wir fahren die andere und deutlich bessere Straße weiter nach Nairobi (obwohl sie laut Reiseführer schlechter sein sollte).

Gegen 16:30 Uhr erreichen wir das "Nairobi Park Services Campsite". Wir buchen eine Nacht und essen (nach Knabberkram) die erste Mahlzeit des Tages. Dann wird die Wäsche gewaschen, die schon drei Tage im Wasser stand. Es folgt das Nachtragen des Tagebuches im Restaurant während eines heftigen Gewitters.


Koord. 01° 21.348' S / 036° 45.708' E; 16544 km (nicht exakt)

(vor dem Tor)


30.12.02 Mo: Äthiopische Botschaft

Nach wie vor haben wir Probleme mit den Klein-Akkus. Schon zum wiederholten Male zeigt das Ladegerät am Morgen die Voll-Ladung an, die aber mitnichten erfolgt ist, wie die Verwendung der Akkus und eventuelle weitere Ladeversuche beweisen. - Auch die Power-Station wurde lange nicht verwendet, da die Aufladung von der Lichtmaschine scheinbar nicht ausreichend wirksam ist; Netzspannung haben wir aber nur sehr selten zur Verfügung.

Unsere Stab-Taschenlampe gibt ihren Geist, in Form der Spezial-Glühlampe, auf. Sie war sicher teuer, nämlich ein Weihnachtsgeschenk des CIB.


Für die bevorstehende Vorsprache bei der Botschaft versuchen wir, uns zumindest ein wenig "well dressed" zu machen. Das dauert eine Weile. Eine weitere Verzögerung bereitet eine Kundgebung der Kibaki-Anhänger, die die Präsidenten-Wahl gewonnen haben und ausgelassen freudig über alle Straßen zum Versammlungsplatz strömen.

Am Botschaftsgelände werden wir mit einem Detektor überprüft und dann zum Schalter vorgelassen. Es ist je ein Formular auszufüllen und es sind je Person 63 $ zu entrichten. Am morgigen Dienstag Vormittag seien die Visa abholbereit.

In der Stadt herrscht immer noch Feierstimmung. Wir finden auf Anhieb kein Internet-Cafe, erst nach einigem Herumfahren im Flughafen-Gebiet. Wir finden unter anderem eine Nachricht vom Motorradfahrer-Robert (siehe Assuan), der gerade in Nairobi auf dem Upper-Hill-Campingplatz weilt. In einem nahegelegenen Restaurant nehmen wir eine Mahlzeit ein.

Dann geht es auf den Nairobi-Park-Campingplatz zurück. Wir trocknen und waschen Wäsche, packen ein wenig und betreiben - allerdings zum viel zu seltenen Male - die nötige Autopflege.

Am frühen Abend fahren wir zum Upper-Hill-Campingplatz, um Robert zu besuchen. Er ist tatsächlich da, habe uns auch schon per eMail geantwortet. Wir trinken Bier, essen und plaudern. Er reist seit Karthoum mit einem niederländischen Paar zusammen, will aber morgen oder spätestens übermorgen allein weiter in Richtung Mombasa. Die Niederländer namens Henk und unbekannt hatten uns bereits auf dem Zoll in Alexandria gesehen. Sie brauchten dort zwei Wochen, um ihre Motorräder durch den Zoll zu schleusen. Wir verabreden uns nur lose zum morgigen Silvester-Abend.

Im Straßenverkehr kommen wir einigermaßen gut zurande. Wie in fast allen afrikanischen Städten herrschen Kreisverkehre vor, die in Kenia und südlicher natürlich in Uhrzeigerrichtung durchfahren werden müssen, meist bei unzureichender Spurmarkierung. Die Fahrweise der Einheimischen und die unzureichende Sicht nach der rechten Seite erschweren das Durchfahren. Immer noch befremdlich ist das Verhalten der Fahrradfahrer und Fußgänger, die vor dem Auto stets ausweichen, selbst wenn sie den Regeln nach Vorrang haben. Man fühlt sich motiviert, sie durch vorschriftsmäßiges und rücksichtsvolles Fahren zu erziehen, was natürlich nicht möglich ist.

Gleichfalls verwundert immer wieder die große Anzahl herumstehender Leute, die scheinbar mit minimalen Handgriffen ganztags beschäftigt sind: das Personal in Unterkünften und in Restaurants, die Pförtner, die Nachtwächter, die Checkpoint-Posten. In Supermärkten steht hinter jeder Kasse ein Packer, auf der Parkfläche stehen etliche Wächter, an der Schranke jedes Campingplatzes sitzen ein oder zwei Leute.

Auf "unserem" Campingplatz schreiben wir bei Cola, Kaffee und Tee das Tagebuch.

Immer mal wieder werden wir von Mücken geplagt. Trotz der Moskitonetze und der chemischen Mückenschutz-Präparate lassen sich die Stiche nicht ganz vermeiden. Insbesondere bieten sich Angriffsmöglichkeiten auf dem WC und nach dem Duschen, sowie unter Kleidungsstücken, weil man sich da nur unvollkommen einschmieren kann. Um so wichtiger erscheint es, die medikamentöse Prophylaxe fortzusetzen; morgen ist die nächste Lariam-Dosis fällig.


Koord. wie Vortag; 16594 km


31.12.02 Di: Äthiopische und Sudanesische Botschaft

Da wir das Visum um 10 Uhr abholen sollen, nehmen wir uns Zeit. Es sind morgens auch nur 17° C, da bleibt man gern bis 6:30 Uhr im Bett. Nach dem Frühstück ist immer noch Zeit. Auf dem Weg in die Stadt liegt der (aus einem Reisebericht bekannte) Wilson-Airport, in dessen Umgegend wir noch Geld tauschen und eine eMail beantworten. Über den Ausgang der kenianischen Wahl finden wir von der T-Online-Startseite aus keine Information (mehr).

Auf der Äthiopischen Botschaft geht alles glatt und dauert nur wenige Minuten. Es geht dann zur Sudanesischen Botschaft. Wir füllen etliche Formulare aus und werden zur Abholung am Fr, dem 3. Januar beschieden. Am vorausgehenden Donnerstag sei Feiertag. Die Visa kosten zusammen nur 5000 Kenian. Schilling. Wir sollen "um" oder "ab" 11 Uhr kommen, den Unterschied verstehen wir nicht, er interessiert uns auch nur wenig.


Danach begeben wir uns zum Supermarkt. Dort befindet sich neben einem hervorragenden WC (mit Abstand das beste ganz Afrikas) ein sehr gutes Restaurant, in dem wir das Mittagessen einnehmen. Dann folgen die Einkäufe: vor allem Rotwein zum Glühen, Sekt und Knabberzeug für die Silvesterfeier, daneben etwas Joghurt, Milch, Pudding, Obst.

Jetzt fahren wir zum Upper-Hill-Campingplatz und buchen eine Übernachtung. Die freundliche Rezeptionärin hilft uns bei der Suche nach der Syrischen Botschaft im Telefonbuch - erfolglos. Auch ihre telefonischen Rückfragen an mehreren Stellen führen zu nichts. Möglicherweise gibt es wirklich keine syrische diplomatische Vertretung in Kenia? Wir versuchen, uns bei der deutschen Botschaft in Nairobi telefonisch zu erkundigen, aber es meldet sich niemand. Vielleicht feiert man so gegen 14 Uhr schon Silvester?

Die beiden Niederländer sind da. Nach einer Weile taucht auch Robert auf und bringt besuchshalber zwei motorradfahrende Herren mit: ein Deutscher aus Stuttgart, der urlaubshalber seinen in Nairobi wohnhaften und bei der UNO beschäftigten Schweizer Freund besucht. Wir plaudern mit allen ein wenig.

Wegen des bevorstehenden langen Abends schlafen wir ein Stündchen auf dem unvorbereiteten Bett (im Tag-Zustand). Dann packen wir und bereiten uns für den Abend vor. Auf dem Campingplatz findet eine Grill-Verköstigung statt, an der wir nach dem Lösen der Verständigungsprobleme teilnehmen. Außer den schon erwähnten drei Motorradfahrern ist weiterhin ein niederländisches "Backpacker-Paar" anwesend; die beiden fliegen morgen heim. Auch drei südafrikanische junge Leute mit einem Landrover sind auf dem Platz, an der Feier aber nur wenig beteiligt. Nach dem Essen trinken wir Glühwein, Wein und Robert's Kaffee, wir essen Obst und Knabberzeug. Trotz Müdigkeit halten alle bis Mitternacht durch. Einschließlich der Campingplatzbesatzung stoßen wir mit Sekt auf ein "Happy New Year" an. Danach wird in der Bar getanzt, besser herumgehüpft. Wir erhalten Anrufe aus M### durch J###, E### und C###, mit kleinen Pannen, da das Handy leer ist.

Nachts gegen 2 Uhr unserer Zeit klingelt das Telefon wiederum; die Zeit zum Aufwachen, Heranangeln und Abheben reicht aber nicht. - Gegen 4 Uhr kommt ein erneuter Anruf, diesmal von Ute's Kollegen M###.


Koord. 01° 18.020' S / 036° 48.710' E (wie Hinfahrt); 16616 km


01.01.03 Mi: Naivasha und Hell's-Gate-Park

Zwei Tage bis zum Abholen der Visa müssen ausgefüllt werden. Dafür scheint sich diese Tour gerade zu eignen. Erstmals auf dieser Reise schlafen wir bis nach 8 Uhr. Nach Frühstück, Packen und Verabschiedungen brechen wir gegen 10:30 Uhr auf.

Wir queren den Rift-Valley-Abbruch diesmal an anderer Stelle. Auf manierlicher Straße erreichen wir den Ort Naivasha und dann den gleichnamigen See. Auf dem Campingplatz "Fisherman's Camp" essen wir zu Mittag. Wir erreichen den Hell's-Gate-Park erst kurz vor 15 Uhr. Er ist landschaftlich sehr schön: Steppengelände inmitten einer Hügellandschaft mit etlichen steilen Felsabbrüchen. Dazwischen stehen einige hohe Felssäulen. Wir sehen zahlreiche Antilopen, auch bisher noch nichtgesehene Arten, Zebras, Giraffen und anderes Getier. Zu unserem Leidwesen sehen wir aber keine Raubtiere in Gestalt von Löwen, Leoparden oder Geparden.

Die Piste ist gut befahrbar, die Ausdehnung in Hauptrichtung beträgt nur etwa 10 km. Auf dem Rückweg beobachten wir etliche (murmeltierähnliche) Klippschliefer. Während Th Knabberzeug verzehrt, hüpfen zwei freche Spatzen nahe bei uns herum, setzen sich in die offene Autotür und wundern sich über ihr Spiegelbild im Rückspiegel.

Abends im "Fisherman's Camp" bei Imbiß und Bier rufen J### und J### an. Das Tagebuch wird am Auto geschrieben.

Der Campingplatz ist beachtlich groß, hat aber schlechte Sanitäranlagen. Die Toiletten beschränken sich auf etliche einzelne Bambushüttchen mit Trocken-Steh-Klosett. Ungewöhnlicherweise besuchen auch sehr viele schwarze Touristen diesen Campingplatz.


Koord. 00° 49.635' S / 036° 20.303' E; 16764 km


02.01.03 Do: Lake-Nakuru-Park

Nach verregneter Nacht kochen wir wieder mal einen Kaffee, um beizeiten - gegen 7:30 Uhr - aufbrechen zu können. Bis zum Abend essen wir nur wenige Keks und Nüsse. Während des "Frühstücks" stolzieren auf dem Campingplatz etliche Marabus in der Nähe herum.

Wegen des schlechten Wetters verschieben wir die Besteigung des Mt. Longonot auf den Nachmittag und fahren erst einmal nach Nakuru. Die Straße ist schlecht; wir brauchen für etwa 70 km ab Naivasha fast 2 Stunden.

Am Parkeingang verteidigt Th seine Kekse gegen die Meerkatzenaffen auf unserem Auto. Der Park ist abwechslungsreich, anfangs urwaldartig dicht bewachsen, später freier mit Blick zum See, dessen Ufer durch Millionen Flamingos rosagefärbt scheint. Es sind wiederum viele Antilopen-Arten, Zebras, einige Giraffen und Büffel zu sehen. Nach halber See-Umrundung entdecken wir endlich einen Leoparden, zuerst auf einem umgestürzten Baum im Gehölz, dann wenige Meter neben dem Auto im Gras. Minutenlang beäugen wir uns gegenseitig, bevor sich das Tier geschmeidig ins dichtere Gebüsch zurückzieht. Bald danach sehen wir noch unmittelbar neben der Piste ein Nashorn, dann mehrere in ein paar Meter Abstand, sowie einen Büffel in unmittelbarer Nähe.

Jetzt wird es höchste Zeit, zum Berg Longonot zu eilen, um die Besteigung noch vor Einbruch der Dunkelheit zu bewältigen. Wir sind zwar um 15 Uhr am Fuß, aber leider hindert uns ein Unwetter an dem Vorhaben. Unverrichteter Dinge ziehen wir nach kurzer Wartezeit - für heute zu spät zur Besteigung - ab, um in der Nähe ein Quartier zu suchen. Wir buchen im Yelogreen-Tree-Hotel für 2000 Kenian. Schilling ein Doppelzimmer, um uns morgen in aller Frühe erneut an dem Berg zu versuchen. Im Hotel sind wir scheinbar die einzigen Gäste und werden dementsprechend überschwenglich und sehr freundlich aufgenommen. Das überreichliche Essen, obwohl die einzige richtige Tagesmahlzeit, können wir selbst vereint nicht ganz bewältigen. Das Hotel einschließlich Sanitäranlagen ist in gutem Zustand. Auch Camping ist möglich. Allerdings gibt es kein warmes Wasser.

Während einer Stromsperre trinken wir ein weiteres Bier im Restaurant und amüsieren uns über drei sehr junge, possentreibende Katzen.

Das Laden der Klein-Akkus brechen wir jetzt nach 4 Tagen ab; sie sind laut Anzeige im GPS-Gerät dreiviertelvoll.


Koord. 00° 45.256' S / 036° 26.345' E; 17016 km


03.01.03 Fr: Mt. Longonot

Der Tag wird als sehr ausgefüllt geplant: Nach Besteigung des 2777-m-hohen Mt. Longonot wollen wir gegen 11 Uhr die Pässe mit den sudanesischen Visa abholen und nach Isiolo weiterfahren. Deshalb stehen wir schon um 5 Uhr auf und brechen eine halbe Stunde später ungefrühstückt auf. Bis zur gestrigen Abzweigung geht es ohne Probleme. Dort trinken wir ein paar Schluck Kaffee aus der Thermosflasche und essen ein paar Kekse, bis die Dämmerung die Weiterfahrt erlaubt. Die Wegfindung erweist sich als nicht ganz einfach. Erst um 7 Uhr sind wir 4 km weiter am Mt-Longonot-Gate.

Mangels bequemen Zugriffes zu unserer auf dem Dach verstauten Wanderausrüstung müssen wir uns mit Sandalen und Umhänge- bzw. Handtaschen begnügen.

Der Weg zum Kraterrand sieht im klaren Morgenlicht nicht weit aus, fordert aber doch eine anstrengende Stunde (gegenüber 2 Stunden lt. Reiseführer). Er hat einige steile, ausgewaschene und rutschige Abschnitte. Der Blick vom Rand in und über den Krater, zum Gipfel und in die Umgebung hat den Aufstieg gelohnt. An vielen Stellen steigt Kraterrauch auf, obwohl der Vulkan "ruht".

Nun machen wir uns auf den Weg entlang des manchmal sehr schmalen Kraterrandes zum gegenüberliegenden Gipfel. Der Gratweg ist sehr hübsch, gegen Ende wird er allerdings recht steil und wegen der Lava-Asche sehr rutschig. Außerdem ist er oft so eng in tief ausgewaschenen Rinnen geführt, daß man kaum einen Fuß, geschweige denn zwei, nebeneinander setzen kann. Der Aufstieg dauert gut eine weitere Stunde - zuviel, um rechtzeitig um 11 Uhr die Sudanesische Botschaft zu erreichen. Daher halten wir uns bei dem jetzt einhüllenden Nebel nur wenige Minuten auf dem Gipfel auf und gehen bzw. rutschen wieder herunter. Kurz vor 11 Uhr sind wir wieder am Gate. Inzwischen beginnen ein paar andere Touristen den Aufstieg, unter anderem ein alleinreisender deutscher "Backpacker".

In aller Eile, nur mit einer Umziehpause am Straßenrand, fahren wir zum vierten Male nach Nairobi und erreichen die Botschaft vielleicht 20 Minuten nach 12 Uhr. Wir erhalten unsere Pässe nicht mehr, sondern wir müssen bis Montag darauf warten.

Was bleibt also zu tun? Wir nehmen ein kleines Mittagessen im Supermarkt ein, gehen ins integrierte Internet-Cafe und kaufen einen neuen Waschlappen für Th, da der bisherige aus unerklärlichen Gründen weg ist. Wir holen neues Geld bei einer Bank per Master-Card und begeben uns wiederum zum Upper-Hill-Campingplatz. Die Rezeptionärin erkennt uns sogleich namentlich wieder und läßt uns - erneut vergeblich - bei der deutschen Botschaft anrufen, wo wir uns nach einer syrischen Vertretung erkundigen wollen.

Wir lesen, planen, essen und trinken.

Es ist ein französisches Wohnmobil "3 enfants autour du monde" auf dem Platz, dessen fünf Insassen tatsächlich eine mehr als dreijährige Weltreise unternehmen. Sie bleiben länger als wir und wollen dann - zusammen mit dem später hier eintreffenden Citroen-Niederländer - über Moyale nach Äthiopien - weiterfahren. Für zwei Tage ist ein australisches Vogelliebhaber-Paar anwesend, scheinbar mit verschiedenen Verkehrsmitteln; wir radebrechen einige Male mit ihnen.

Weiterhin sind ein paar "Backpacker" da und ein Riesen-Mercedes (als Safari-Fahrzeug umgebaut) mit uraltem HH-Nummernschild, von zwei englisch-sprechenden Burschen gesteuert.

Wir stellen fest, daß inzwischen die andere Einstiegs-Trittstufe (vgl. 20.11.) angebrochen ist, und wir beschließen, sie morgen reparieren zu lassen.

Th's Waschlappen findet sich wieder im Waschraum des Campingplatzes, wo er scheinbar vor 3 Tagen abhanden kam (sprich: liegengelassen wurde).


Koord. 01° 18.020' S / 036° 48.710' E (wie Hinfahrt); 17123 km


04.01.03 Sa: Nairobi-National-Park

Nach gemütlichem Frühstück wollen wir in der bekannten Autowerkstatt (Body Shop) die Trittstufe schweißen lassen; aber sie ist geschlossen.


Um den Tag auszufüllen, besuchen wir den nur wenige Kilometer entfernten Nairobi-National-Park. Wie in allen besuchten Parks Kenias ist die Eintrittsgebühr für "non residents" erheblich höher, nämlich mehr als das Zehnfache, gegenüber "residents" oder gar gegenüber "citizens". Wir halten zugute, daß in der Tat die ausländischen Touristen, die sich einen Flug von anderen Kontinenten leisten, unter den paar zusätzlichen Dollar nicht schlimm leiden, während derselbe Eintritt für einen Einheimischen ein halbes Jahreseinkommen wäre. Und irgendwie müssen die Parks - sollen sie der Nachwelt erhalten bleiben - ja finanziert werden. Allerdings ist fraglich, welcher der Einheimischen überhaupt das Geld und das Interesse hat, die Parks zu besuchen.

Am Eingang erwerben wir einen Plan. Mit dessen Hilfe fahren wir den ganzen Tag herum, ziemlich langsam, nur mit Standgas. Trotzdem sehen wir vergleichsweise wenig Tiere. Die Pisten sind weitgehend sehr gut. Vormittags ist es recht warm, später wolkig und gewittrig mit ein paar Regenspritzern. - Wir haben noch etwas Muskelkater von der gestrigen Bergbesteigung.


Am späten Nachmittag besuchen wir ganz kurz den Supermarkt, ehe wir am Campingplatz zwei weitere Nächte bezahlen, essen und noch Wäsche waschen. Es ist eine Gruppe von vielen jungen Menschen angekommen (international - deutsch-/englischsprachig, auch Asiaten).


Koord. wie Vortag; 17215 km


05.01.03 So: Lake Magadi

Die Nacht über hat es mehrfach geregnet, so daß unsere draußen hängende Wäsche am Morgen nasser als zuvor ist. Es herrscht "Novemberwetter", nebelig und kühl, allerdings nicht ganz so kalt wie in Deutschland. Für die ursprünglich geplante Umrundung des Mt. Kenya ist es erstens nicht schön genug, und zweitens würden wir die Tour auch zeitlich nicht mehr schaffen (500 km, davon etwa 150 km üble Straße). Deshalb entscheiden wir uns kurzfristig für eine Fahrt zum Lake Magadi, die uns bereits von mehreren Reisenden empfohlen wurde, die aber laut Reiseführer wenig interessant klang. Das Wetter ist inzwischen wieder besser. Die Strecke nach Magadi entpuppt sich als sehr abwechslungsreich und schön. Sie führt durch die Ngong Hills zu den Rift-Valley-Abbrüchen und in mehreren Etappen auf schmaler, relativ guter Straße sehr steil hinunter und in einem langen Tal weiter hinab bis zum Lake Magadi. Inzwischen ist es sonnig und ziemlich heiß geworden, etwa 35° C. Im Ort Magadi fahren und laufen wir etwas herum. Aber wie schon im Reiseführer erwähnt, ist nichts los. Es gibt ein Soda-Werk, was den See verschandelt, eine Reihe von Siedlungshäusern, eine Kirche, eine Tankstelle. Etwas außergewöhnlich ist ein Freibad (Pool) nur für die Einheimischen. Wir verlassen den Ort gleich wieder und machen Picknick an einem schönen Schattenplätzchen oberhalb des Sees. Wir kochen und essen ein Süppchen (ungestört - es kommen keine Einheimischen zum Gucken). Dann fahren wir mit etlichen Foto-Pausen zurück nach Nairobi.


Heute findet sich unter anderem ein niederländischer Reisender mit einer Citroen-Wohnmobil-Ente (Aufschrift "Au Péché Mignon") auf dem Campingplatz ein. Er fuhr im vergangenen Jahr die ganze Westküste entlang von Marokko bis Kamerun, verschiffte dann nach Südafrika und fährt jetzt etwa unsere Route bis Ägypten, aber viel langsamer, später über Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko zurück.


Wir essen im Restaurant zu Abend; Th verzehrt einen Bund Bananen.


Koord. wie Vortag; 17449 km


2. Zwischen-Einschätzung

Die Reise nähert sich mit raschen Schritten ihrem Ende. Zwar sind noch 6 Wochen Zeit, aber es handelt sich dabei eigentlich nur noch um die Rückfahrt in engerem Sinn. Die Hauptreiseziele liegen bereits hinter uns, die Victoriafälle, die Finsternis, der Kilimandjaro, die Naturparks.

Die Eindrücke der 1. Zwischen-Einschätzung haben sich bestätigt und erhärtet.

Als erstes Hauptproblem haben sich weiterhin unsere mangelnden Englisch-Kenntnisse erwiesen. Wie schon früher erwähnt, brachte dieser Mangel mehrfach Geld- und Zeitverluste und Unannehmlichkeiten mit sich. Schlimmer noch, der interessanteste Aspekt einer solchen Fernreise, sich mit anderen Reisenden und Einheimischen zu unterhalten, geht weitgehend verloren. Dadurch verlieren wir zugleich wertvolle und interessante Informationen und können solche auch nicht weitergeben. Wir reisen nicht offen sondern beinahe isoliert durch die Welt.

Das zweite Hauptproblem besteht in dem ständigen Zeitdruck. Kein anderer Mensch fährt in solcher Hast und Eile durch Afrika. Jeder hat genug Zeit, an einem schönen Ort oder bei Begegnung mit netten Reisebekanntschaften etliche Tage zu verweilen, oder aber die Route auszudehnen und einen zusätzlichen Ort zu besuchen. Bei uns waren diese Möglichkeiten eingeschränkt. Andere Reisende haben entweder keine feste Berufstätigkeit. Ihre Reisedauer ist vorwiegend vom vorhandenen Geld bestimmt. Oder sie unternehmen jedes Jahr nur Teilreisen, indem sie zu dem in Afrika deponierten Fahrzeug hin- und vom Fahrzeug wieder zurückfliegen.

Ausgeblieben sind weiterhin die erwarteten Probleme und Schwierigkeiten. Es gab bisher keine Panne, die der Rede wert wäre, keine Krankheit, kein Diebstahl, kein anderweitiger schwerer Verlust, keine Erpressung, kein Überfall. Wir haben keine besonderen Anstrengungen oder Strapazen erlitten, keinen Hunger und keinen Durst und keine Hitzebeschwerden. Die Reiseausrüstung und die Einrichtung des Autos haben sich großenteils gut bewährt. Einige Gegenstände haben sich als überreichlich oder überflüssig erwiesen; dies wird später separat ausgewertet.



06.01.03 Mo: Abschied von Nairobi

Als Frühstücks-Begleitung gibt es statt des üblichen Gedudels heute Mozart-Musik (Nachtmusik, Serenata notturno, Divertimenti 136-138). Das haben wir sicher der heute amtierenden weißen Rezeptionärin zu verdanken.

Nach dem Frühstück lassen wir als erstes im schon bekannten Body-Shop unsere abgebrochene Trittleiste schweißen. Die Aktion verläuft genauso schnell und problemlos wie vor 6 Wochen. Danach besuchen wir wieder einmal die Sudanesische Botschaft. Dort werden wir auf 2 Uhr (nachmittags) vertröstet. Wir ärgern uns etwas, haben aber keine andere Wahl, als uns damit abzufinden. Wir nutzen die Zeit, um der Libyschen Botschaft in der Loita Street einen Besuch abzustatten. Dort werden wir sehr freundlich im luxuriösen Visitor-Room empfangen, erhalten aber - wie nicht anders zu erwarten - die Auskunft, es dauere mehrere Tage, bis wir nach Abstimmung mit der Libyschen Botschaft in Berlin eine nähere Auskunft erhalten könnten. Wir bedanken uns vielmals.

Nun versuchen wir erneut, die deutsche Botschaft anzurufen, um nach einer syrischen Vertretung in Nairobi zu fragen. Das erweist sich als sehr schwierig. Wir kaufen eine Telefonkarte, die sich nach vergeblichen Versuchen und Rat von Einheimischen als Handy-Karte erweist. Der freundliche Verkäufer nimmt sie, obwohl jetzt aufgerissen, wieder zurück. Wir finden trotz vielfachen Fragens keine Verkaufsstelle für Telefonzellen-Karten. In einem Telefonbüro für "local calls" können wir endlich anrufen, doch ehe der Gesprächspartner in seinen Unterlagen gesucht hat, reißt die Verbindung wegen Ablaufs der Gesprächszeit ab. Ehe sie neu aufgebaut ist, ist fast das Ende der Besuchs- und Sprechzeit der Botschaft erreicht. Zum Glück meldet sich noch nicht die bekannte Tonbandansage, sondern eine menschliche Stimme, die mich an das "Foreign Office" verweist. Der vorige Gesprächspartner war vermutlich ihr Chef, Herr Winzig, der gerade nicht sprechbar sei. Da es bei unseren Englisch-Unkenntnissen aussichtslos wäre, das "Office" anzurufen, geben wir auf.

Wir essen lieber in einer Mac-Donald-ähnlichen Gaststätte ein mittelmäßiges Mittagessen. Dort treffen wir per Zufall "unsere" Rendsburger Reisebekannten Alexander + Gisela Schmitz (von Arusha, siehe 24.12.) wieder und wechseln ein paar Worte mit ihnen.

Jetzt ist die Zeit gekommen, zum fünften Male zur Sudanesischen Botschaft zu gehen. Die Miss wirft uns die Pässe hin und korrigiert mißmutig noch einen von Ute bemerkten Schreibfehler.

Inzwischen ist der Tag schon soweit fortgeschritten, daß wir nur noch mit Mühe das Tagesziel Isiolo erreichen werden. Das geschieht denn auch, mit einem kleinen Umweg wegen einer verpaßten Abzweigung. Wir passieren diesmal ohne Zwischenhalt und von Süd nach Nord den Äquator. Unterwegs ist minutenweise ein Spitzchen des in Wolken verhüllten Mt. Kenia zu sehen. Ansonsten wird das Wetter sommerlich angenehm, aber nicht zu heiß. Kurz nach Nanyuki bricht die Dunkelheit herein. Gegen 21 Uhr sind wir im bekannten Bomen-Hotel, werden vom Kellner wiedererkannt und freundlich begrüßt. Nach dem Essen und dem Schreiben des Tagebuches ist es nach Mitternacht.

Der fest geplante Rückkehrtermin zwingt auch bei der Rückreise zur Eile. Sicherheitshalber will Ute die Fähre von Wadi Halfa nach Assuan schon für den 22. Januar planen, also eine Woche früher als im Th'schen Entwurf (siehe 15.12.). Damit verbleiben für Äthiopien nur noch wenige Tage.


Koord. 00° 21.046' N / 037° 35.075' E (wie Hinfahrt); 17769 km


07.01.03 Di: Piste nach Marsabit

Des zeitigen Konvoi-Starts zuliebe stehen wir kurz nach 5 Uhr auf, bezahlen per Kreditkarte und begeben uns zum Abfahrts-Checkpoint. Wiederum, obgleich wir nichts bezüglich Langsamfahrens andeuten, will unbedingt ein Begleiter in unserem Fahrzeug mitfahren. Es läßt sich durch energisches Ablehnen verhindern.

Vor der Abfahrt kurz nach 7 Uhr ist der Mt. Kenia nochmal zwar fern, aber in ganzer Größe zu sehen.

Die Strecke ist - obwohl wir sie nun zum zweiten Male fahren, oder gerade deswegen - interessant, weil man sich an dies oder jenes Detail rückerinnert. Es scheinen heute deutlich mehr Fahrzeuge in beiden Richtungen zu fahren als damals. Schätzungsweise gut ein Dutzend begegnet uns. Die Anzahl der insgesamt 4 Checkpoints kommt uns kleiner als damals vor. Zwischen dem Stand 100 km und 150 km soll es besonders gefährlich sein; wir müssen hier einige Minuten auf die allerdings trotzdem bald verschwindende Begleitung warten. Die gesamte Entfernung beträgt laut Schild 262 km. Wir fahren bis zum Einbruch der Dunkelheit, nämlich bis 19:30 Uhr, fast ohne Pause mit Geschwindigkeiten vorwiegend zwischen 20 und 30 km/h, also einer Reisegeschwindigkeit von 20 km/h. Das ist deutlich weniger als bei der Hinfahrt, erstens deswegen, weil wir nicht mehr von einem Begleiter gedrängt werden, zweitens meint Ute, unser Fahrzeug sei "angeschlagen" und müsse noch mehr als hinwärts geschont werden. Und in der Tat: Einmal quietscht ein Rad beim Fahren ganz verdächtig! Zum Glück gibt es sich wieder von selbst!


Anfangs ist das Wetter kühl und klar; es erwärmt sich auf reichlich 30° C und ist dabei angenehm trocken.


Mit Mühe finden wir eine mittelschlechte Unterkunft, nämlich das Jeyjey-Center (auch JJ-Center), zwar billig, aber mit schlechten Gemeinschafts-Sanitäranlagen.


Koord. 02° 19.950' N / 037° 59.403' E; 18033 km


08.01.03 Mi: von Marsabit nach Moyale

Das Klosett ist am Morgen wegen Verdreckung kaum benutzbar. Ohne Frühstück brechen wir um 6 Uhr auf und werden beim ersten Checkpunkt glücklicherweise gleich durchgelassen. Der aus einem einzigen LKW bestehende Konvoi überholt nach einer Weile.

Die Piste ist im großen und ganzen eine winzige Spur besser als die gestrige, enthält dafür aber eine große Teilstrecke mit ekligen Steinen und grobem Schotter mit tiefen Spurrillen. Wir brauchen für die 250 km 12 Stunden. Gegenüber der Hinfahrt hat sich die Piste nach den zwischenzeitlichen Regenfällen verschlechtert. Das nördlichere Steppengebiet wirkt üppiger als vor 6 Wochen, es gibt viel frisches Grün an Bäumen und Sträuchern und viele gelb bis dunkelrot blühende Bäume. Auch am Boden blüht es, hier weiß und gelb. Viele hasengroße Antilopen huschen vorüber; es tauchen wieder - schon seit gestern - Kamele auf.

Das Wetter ist mit etwa 35° C ein wenig wärmer als gestern, dabei trotzdem angenehm.

Die Besiedlung ist dünn. Trotzdem stehen immer mal wieder Menschen am Straßenrand. Ihre Gesten variieren zwischen Winken und Betteln, der Unterschied oder weitere Bedeutungen sind oft nicht erkennbar. Ohnehin verstehen wir ihre Wünsche aus sprachlichen Gründen (Suaheli) nicht; und wir können und wollen auch nicht täglich Dutzende Bettelgaben austeilen. Wir halten daher - wie schon während der ganzen Afrika-Reise - in der Regel nicht an, auch wenn wir in einem von tausend Fällen einmal hätten helfen können, sei es durch Mitnahme eines Menschen, durch die Verabreichung von Wasser oder durch den Transport von Gepäck.

Im Gegenkonvoi aus etwa 10 LKW fährt ein großes Fahrzeug mit Dortmunder Kennzeichen. Die Insassen sind Brigitte + unbekannt + Hund. Sie sind seit September auf dem Landweg und auf unserer Rückfahrtroute unterwegs, haben 1 Jahr Zeit und wollen rückwärts von Südafrika aus verschiffen.

In Moyale belegen wir - als einzige Gäste - den von der Hinfahrt her bekannten Campingplatz, kochen und essen Suppe und Reis bei Kerzenlicht und nehmen einen guten Schluck Weinbrand zur Kehle.


Koord. 03° 31.006' N / 039° 02.973' E (wie Hinfahrt); 18284 km


09.01.03 Do: nach Awassa

Nach selbstgemachtem Frühstück in Form von Knäckebrot mit Büchsenfisch und Kaffee brechen wir gegen 8 Uhr zur Grenze auf. Auf der kenianischen Seite geht es flott. Auf der äthiopischen Seite dauert alles ein Weilchen länger. Beim Customs erkennt uns Sami sogleich wieder und begrüßt uns freudig. Trotzdem dauert die Prozedur bis nahe 10 Uhr.

Auf der Bank tauschen wir 200 $ in gut 1712 Äthiopische Birr. Die Geldzählung durch den Bankier ist - wie schon mehrfach in Afrika erlebt, zuerst und besonders drastisch in Alexandria - sehenswert. Mit flotten Bewegungen werden die Banknotenbündel immer und immer wieder durchgezählt beziehungsweise durchgeblättert und dabei nach guten und schlechteren Scheinen ausgewählt, bis nach einer langen Weile die ausreichende Menge selektiert ist.


Dann geht es auf bekannter Straße in Richtung Norden, erst bei recht guter Straßenqualität, dann wird es schlechter. Die gut 500 km bis Awassa schaffen wir zwar an diesem Dreivierteltag, brauchen aber bis nach 21 Uhr; bei der Hinfahrt waren es zwei halbe Tage. Es lockt uns die große Stadt mit guten Quartier-Möglichkeiten.

Die Landschaft ist immer wieder beeindruckend, nämlich die fast ständigen Blicke in die unendliche Weite in allen Richtungen, der Verlauf der Straße über Hügel, durch Täler und zwischen Bergen, die oft rötliche Färbung des Landes wegen der Bodenart. In der ersten Hälfte, in der dünn besiedelten und steppenartigen Gegend, geht es oft viele Kilometer schnurgerade; die Straße ist häufig in weiter Ferne sichtbar. In der zweiten Hälfte, im dicht besiedelten und dicht bewachsenen Gebiet, schlängelt und windet sie sich manchmal bis zu 180 Richtungs-Grad wechselnd auf und zwischen Hügelkämmen entlang. Dabei begleitet uns das "Jujuju" der Kinder fast ständig, meist als freudige Begrüßung, zuweilen gemischt mit Bettelei.

Da wir die Koordinaten nicht im Kopf haben und den Computer nicht extra auspacken wollen, kostet es uns ziemliche Aufmerksamkeit, um zur Erinnerung die Übernachtungsstelle der Hinfahrt am Straßenrand wiederzuerkennen. Bei hereinbrechender Dunkelheit kommen wir im Ort Dila vor und zwischen Umleitungsstrecken von der Straße ab und müssen ein Weilchen nach dem richtigen Verlauf suchen, wobei ein Einheimischer durch Vorausfahren hilft.


In Awassa sehen wir bei Dunkelheit gleich ein in den Reiseführern nicht enthaltenes Hotel namens Lewi. Es erweist sich als sehr gut. Der Preissturz zwischen Kenia und Äthiopien wird uns bewußt, als wir die Preise für das Hotelzimmer (60 Birr) und das gemeinsame Abendessen mit reichlich Bier (35 Birr) bezahlen.

Das Tanken des dreiviertel-leeren Tankes kostete nur 174 Birr.


Unterwegs bei einem Schritt von der Straße ab spießte sich Th sofort einen der überall zu Millionen herumliegenden Dornen durch die ganze Sandale hindurch bis in den Fuß. Es ist völlig unverständlich, wie die Einheimischen oft barfuß laufen können. In Äthiopien laufen wieder verstärkt Menschen mit Regenschirmen als Sonnenschutz herum. Weiterhin werden Lasten auf dem Kopf getragen.


Koord. 07° 03.145' N / 038° 29.160' E (wie Hinfahrt); 18798 km


10.01.03 Fr: Addis-Abeba

Wir geben dem Wächter, der unser Auto wusch, ein in unseren Augen angemessenes Trinkgeld. Dann frühstücken wir und fahren ab.

Es sind knapp 300 km bis Addis-Abeba. Unterwegs am Langano-See legen wir einen Aufenthalt an dem südlichen Hotel-Camping-Komplex der Hotelkette "Bekele Mola" ein. Er ist gegenüber dem auf der Hinfahrt besuchten Platz nicht ganz soweit, nur etwa 2 km, von der Straße entfernt. Der Strand ist schöner. Die Bungalows machen einen guten Eindruck. Die felsige Umgebung gefällt uns gut. Wir trinken eine Cola.

Die Straße ist in tadellosem Zustand, vermutlich die beste von uns in Afrika befahrene Strecke. Man kann ohne Probleme mit 100 km/h fahren, allerdings stehen dem einige Ortsdurchfahrten und häufig unvermittelt auf die Straße tretende Kuh- und Ziegenherden im Wege. Es kommt uns so vor, als sei das karge Land trockener geworden, als es auf der Hinfahrt war. Trotzdem wundern wir uns über den Tier-Reichtum.

Die Einfahrt in die Hauptstadt gelingt problemlos. Allerdings suchen wir einige Stunden lang vergeblich nach einem Telefonbuch. Auf dem Hauptpostamt gibt es keines, ebensowenig im Telekommunikationszentrum. Zum Glück geraten wir an einen deutschfreundlichen Mitarbeiter (er wurde in Deutschland medizinisch behandelt), der in einem Botschaftsverzeichnis keine syrische Vertretung findet; vermutlich gibt es also in Addis-Abeba keine solche.

Auf keiner von drei Banken tauscht man uns die letzten 4000 Kenian. Schilling um.

An etlichen Stellen erfolgen Leibesvisitationen und Taschenkontrollen: Post, Telekom-Amt, Banken.

Wir suchen und finden das im Därr-Reiseführer als Camping-Möglichkeit genannte Hotel Ghion. Es handelt sich um eine sehr vornehme Anlage, die zum campen nicht geeignet ist. Unser diesbezüglicher Wunsch wird erwartungsgemäß abgelehnt.

Dann geht es zu dem neulich von Robert empfohlenen Hotel "Bel Air". Dieses ist offensichtlich geeignet. Die Sanitäranlagen sind allerdings mickrig; wir nehmen das in Kauf.

Wir treffen wieder einmal "alte Bekannte", nämlich Werner und Hannelore aus Winsen/Luhe mit ihrem Unimog, die wir bei unserem ersten Aufenthalt auf dem Upper-Hill-Campingplatz in Nairobi am 19.11. kennengelernt hatten; eMail: ###.

Wir waschen Wäsche. Übrigens haben sich schon bei den ersten Waschaktionen vor 2 Monaten einige Wäschestücke verfärbt.

Im mittelmäßig guten Restaurant nehmen wir mit langen Wartezeiten ein mittelmäßig gutes Essen ein und trinken dabei unter anderem "Maciato" (sprich: makiato); das ist ein starker Mokka.

In Begleitung von Werner und Hannelore reist ein junges belgisches Paar. Sie sind seit 16 Monaten unterwegs: Libyen, Sudan, Äthiopien, Kenia, Äthiopien, später im Sommer weiter über Sudan, Tschad, Mali, Algerien, Tunesien nach Hause.

Ein deutscher Backpacker Jürgen ist seit 4 Wochen unterwegs von Ägypten über Sudan, der uns Tips zur Fahrt nach Lalibela gibt.

Abends plaudern wir im Unimog noch 2 Std lang mit Werner+Hannelore, die mit über 60 Jahren bereits im Rentenalter sind und über viel Reiseerfahrung und -erlebnisse verfügen (z.B. Ost- und Zentralasien).


Koord. 09° 02.162' N / 038° 46.308' E; 19096 km


11.01.03 Sa: in Richtung Lalibela

Am Morgen sind es nur etwa 7° C. Wir mußten uns in der Nacht richtig zudecken. Soll es in Nähe des Äquators nicht eigentlich warm sein?


Um Zeit zu sparen, trinken wir im bummeligen Hotel-Restaurant nur einen Kaffee. Ein deutscher Tourist, von dem wir nur wissen, daß er Richtung Kenia reist, tauscht uns die restlichen Kenian. Schilling in 40 $ um. Nach Verabschiedung von Werner und Hannelore brechen wir kurz nach 8 Uhr auf.


Es ist bis zum vorgesehenen Tagesziel, der Stadt Dessie (auch Dese), eine Strecke von 400 km zu bewältigen. Die Straßenqualität ist anfangs mittelmäßig, später recht schlecht, dann gut und sehr gut, gegen Ende für 30 km Ausweichpiste parallel zu Neubaustrecke. Wir fahren wiederum bis 19 Uhr, also in die Dunkelheit hinein.

Bald nach Addis-Abeba wird die Landschaft wegen der zunehmenden Höhe karg. Die Strecke steigt allmählich bis zu einer Höhe von etwa 3200 m an. Es eröffnen sich immer neue Blicke auf das umgebende Hügel- und Tal-Land, stellenweise auch auf schroffe Abhänge. Bald nach dem Paß (häufig gibt es atemberaubende Tiefblicke) geht es hingegen schnell und steil in vielen Serpentinen wieder hinab. Dabei wechselt die Vegetation zu mehr Grün und größeren Pflanzen.

Die Straße verläuft dann weiter in ständigem Auf und Ab durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft.


Zum Zielort geht es nochmals in vielen Serpentinen steil aufwärts. Wir suchen im Dunkeln mühsam nach einem geeigneten Hotel. Das "Ghion" des Reiseführers finden wir nicht gleich, stattdessen das Lalibela-Hotel, welches unseren Ansprüchen genügt: 90 Birr, Zimmer mit WC und Dusche, allerdings nicht ganz so schön, wie jenes vor 2 Tagen in Awassa. Nach dem Abendessen im Restaurant bummeln wir erfolglos auf der Suche nach einem Internet-Cafe durch ein paar Straßen, oft von bettelnden Kindern begleitet. Zwar war es tagsüber angenehm warm, aber jetzt am Abend ist es schon wieder empfindlich kühl.


Koord. 11° 07.530' N / 039° 38.111' E; 19509 km


12.01.03 So: nach Lalibela

Th ist mutig und traut sich, zum Frühstück eine neue Speise auszuprobieren, nämlich Firfir. Es ist etwas ähnliches, wie das einst in Bahir Dar gegessene Nationalgericht in Form eines Sauerteig-Breies.

Gegen 7:30 Uhr kommen wir endlich los. Es herrscht klares, sonniges Wetter, am Morgen ist es aber noch recht kühl.

Noch im Ortsbereich liegt ein toter Mensch, mit einer Decke bedeckt in einer Blutlache mitten auf der Straße, einige Menschen stehen herum (vermutlich ein erst kurz vorher passierter Unfall).

Der Straßenzustand ist zunächst schlecht, der Asphalt weitgehend aufgelöst, also harte, steinige Piste. Wir sorgen uns schon, das Tagesziel, Lalibela, nicht mehr erreichen zu können. Doch auf halbem Weg nach Weldiya beginnt ordentlicher Asphalt. Die Strecke ist wiederum eindrucksvoll. Es geht über einen Seitenkamm nach dem anderen, immer wieder mit interessanten Teilausblicken auf neue Täler, auf die nächsten Berge, auf den weiteren Verlauf der Straße.

Es gibt in Weldiya, wie überhaupt sehr selten, kein lesbares Straßen-Richtungsschild. Die Menschen verstehen unsere Fragen und wir ihre Antworten fast nie. Daher ist es trotz genauer Information in den Karten, in Reiseführern und mit Hilfe des Kompasses oft Zufall, ob man die richtige Ausfahrstraße findet. Danach gibt es selten Probleme, weil die Straßen oder Pisten hunderte von Kilometern ohne nennenswerte Verzweigungen verlaufen. Auch heute sind wir diesbezüglich unsicher, weil die Richtungen in der Natur und auf der Karte nicht exakt übereinstimmen. Die gewünschte Richtung ist nämlich durch eine schätzungsweise 1000-m-hohe, fast senkrechte Bergkette versperrt. Die von Chinesen erbaute und in sehr gutem Zustand befindliche Piste schlängelt sich in vielen Serpentinen und mit Zwischenabsätzen auf nur partiell einsehbare Weise an dieser Wand hoch. Oben angekommen befinden wir uns nicht etwa, wie erwartet, auf einem hohen Berg, sondern auf einer riesigen hügeligen Hochfläche. Sie liegt im Durchschnitt 3000 m hoch. Dementsprechend ist es kahl und dürr. Trotzdem gibt es viele Dörfer und alleinstehende Hütten mit dementsprechend vielen Menschen und Tieren. Man wundert sich, wie die Schafe und Esel von dem kaum sichtbaren Grün leben können. Wir sehen auch abgeerntete Getreidefelder; scheinbar gedeihen in anderen Monaten trotzdem Nutzpflanzen.

Nach 110 km Fahrt auf der Hochfläche erreichen wir die Abzweigung nach Lalibela im Dorf Gaschena. Da es natürlich wiederum keine Ausschilderung gibt, erkennen wir diese nur dank der Koordinaten des Belgiers Erik (Begleitung von Werner und Hannelore, siehe vorgestern). Von dort geht es auf guter Piste in Serpentinen am Steilabhang der Hochfläche herunter und weiter kurvenreich bergauf und bergab, zum Schluß noch steil hinauf nach Lalibela. Da der "Stadtplan" unseres Reiseführer nicht stimmt, haben wir arge Mühe, das Hotel "Seven Olives" zu finden. Es stellt sich dann heraus, daß die neue Asphaltstraße im Plan noch fehlt und statt dieser die Dorfstraße als "Hauptstraße" eingezeichnet ist. Obwohl wir heute schon relativ früh am Zielort sind, belegen wir unser Quartier erst bei einbrechender Dämmerung. Das Zimmer ist leidlich, mit WC und Dusche, kostet allerdings 37 $. Wir hätten auch für 100 Birr im Auto schlafen können und WC/Dusche benutzen dürfen. Für äthiopische Verhältnisse sind vor allem die Getränke, wie Bier und Cola, recht teuer. Der Rezeptionär organisiert für uns eine deutsch-sprechende Führerin, mit der wir uns für morgen früh verabreden. Sie heißt Aseni und verlangt 150 Birr; wir geben ihr später 200.

Es gibt im Ort kein Internet-Cafe; deshalb können wir heute wiederum keine Nachricht an die Angehörigen schicken.


Unterwegs überholten wir ein belgisches Fahrradfahrer-Paar, mit dem wir einige englische Worte wechselten. Im Hotel steht ein niederländischer Landy, dessen Insassen wir weder am Abend sehen, weil sie schon schlafen, noch am Morgen, weil sie noch schlafen. Mit der Frau eines französischen Paares können wir mehrfach deutsch sprechen, mit einem Italiener wiederum ein paar Worte englisch. Am folgenden Tag treffen wir in der Kirche sogar noch einen deutschen Burschen. Alle letztgenannten sind mit Flugzeug bzw. Bus/Anhalter unterwegs.


Es zeigt sich erneut die terminliche Schwierigkeit, unterwegs Visa einzuholen. Nachdem wir schon in Nairobi vom 27.12. bis zum 6.1. warten mußten, befürchten wir das nächste Problem in Khartoum, weil am 16. Januar Donnerstag, also islamisches Wochenende ist. Wir nehmen uns deshalb vor, das syrische Visum in Kairo oder Amman verlängern oder erneut ausstellen zu lassen.


Abzweig. in Gaschena:

11° 41.303' N / 038° 55.432' E; 111 km entfernt von Weldiya

Koord. 12° 01.924' N / 039° 02.898' E; 19820 km


13.01.03 Mo: Lalibela und weiter

Lalibela ist die berühmteste Sehenswürdigkeit Äthiopiens. Es handelt sich um mehrere Kirchen samt Nebengebäuden, die im 12. Jahrhundert von oben her in Naturfelsen ein- und herausgehauen wurden.

Allgemein wird empfohlen, zur Besichtigung einen Führer zu engagieren.

Den Dienst eines Schuhträgers/Schuhaufpassers lehnen wir ab: Es ist fast lächerlich, für die paar Minuten, in denen wir demnächst unsere Sandalen in die Hand nehmen müssen, einen Diener zu beschäftigen. Man kann diese Sitte allerdings auch aus einer anderen Betrachtungsweise sehen: Anstatt nur herumzustehen und zu betteln, wie es sehr, sehr viele in Lalibela tun, mag es immer noch besser sein, diese (symbolische) Dienstleistung zu verrichten. Möglicherweise trägt der Tourist also zur Erziehung bei, wenn er einen solchen Dienst in Anspruch nimmt.

Aseni hat in ihrer Kindheit zwei Jahre in Deutschland verbracht, durch Vermittlung und auf Kosten eines Touristen.


Der Anblick der beinahe "unterirdischen" Kirchen ist beeindruckend, insbesondere bestaunt man die Unmengen herausgehauenen Steines. Die Kirchen sind sowohl von oben zu sehen, die Decke fluchtend zu den umgebenden Felsen, als auch im Inneren zu erreichen durch eine Vielzahl winkliger Gänge, Tunnel und hoher, unförmiger Stufen.

Die Besichtigungszeit von zwei Stunden ist gerade recht. Wir versuchen dann, mit Asenis Vermittlung auf dem Tele-Amt ein Fax aufzugeben an denjenigen Herren in Khartoum, der für den Ponton Wadi Halfa - Assuan zuständig sei. Aber vergebens: Es gibt keinen Strom, auch noch nicht nach einer Cola-Pause.

Nach 11 Uhr treten wir den Rück- bzw. Weiterweg an. Erst geht es 65 km auf der gestrigen Strecke zurück, dann 190 km nach Westen auf der chinesischen Piste. Jene Verlängerung ist noch etwas schlechter als der gestrige Beginn, aber meistens noch erträglich. Die Landschaft ist auch weiterhin sehr beeindruckend: Anfangs geht es auf der hügeligen Hochfläche weiter, wobei man mal auf der einen, mal auf der anderen Seite die steilen Abbrüche sehen kann; dann verengt sich die Hochfläche für eine kurze Strecke zu einen schmalen Steg, zu dem man ein Stück steil in Serpentinen hinunterfährt und von dem man nach beiden Seiten Hunderte von Metern hinuntersehen kann.

Da wir ständig in Westrichtung fahren und die Sonne schon recht tief steht, können wir wegen der Blendung die zahlreichen Unebenheiten und Hindernisse kaum erkennen, was das Fahren ungemein erschwert.

Erst nach 20 Uhr, im Stockdunkeln, sind wir an der Einmündung der Hinfahr-Strecke Gondar - Bahir Dar. Nach weiteren gut 20 km machen wir am Straßenrand eine Übernachtungs-Rast. Da es schon spät und dunkel ist, wollen wir uns nicht erst ausziehen, sondern wir schlafen provisorisch auf Sitzbank bzw. auf unabgezogenem Bett. Allerdings sinkt die Temperatur im Auto auf 16° C, so daß wir jämmerlich frierend schon vor 5 Uhr weiterfahren.

Erfreulicherweise gab es im Hotel in Lalibela ein Lunch-Paket, welches uns den Tag über gute Dienste tat.

In Eile und flüchtig wird das Reisetagebuch geschrieben.


Während der Fahrt erlebten wir erneut - wie schon oft in Afrika - schlimme Staubwolken durch entgegenkommende und überholende sowie seltener durch überholte Fahrzeuge. Oft hat man über etliche Sekunden keinerlei Sicht. Unser Auto ist außen und innen (obwohl wir jedes Mal die Fenster hoch- und wieder runterkurbeln) wieder völlig verstaubt, die Farbe kaum noch erkennbar. Wir bemitleiden die Einwohner, die scheinbar tagaus-tagein an den Pisten entlanglaufen und ihr ganzes Leben lang in diesem Staub leben.

Wir überschreiten an diesem Tag die 20000-km-Grenze.


Abzweig. Highway von Gonder - Bahir Dar

11° 57.080' N / 037° 42.635' E; 189 km von vorher. Abzweig.

Koord. 12° 08.492' N / 037° 45.904' E; 20100 km


14.01.03 Di: Gondar

Dank eingeschalteter Heizung und etlicher kräftiger Schlucke Schnaps aus der Flasche (sie muß wegen der Sudan-Einreise heute leer werden) tauen wir langsam wieder auf. Am Nachmittag endlich bemerken wir schrecklich schwitzend die Heizungseinstellung und schalten wieder ab. Je weiter wir nach dem angeblich kalten Norden kommen, desto höher werden überraschenderweise die Tagestemperaturen, heute bereits wieder über 30° C.

Wie schon am letzten Abend, so sehen wir auch wieder in der Morgendämmerung den ausgedehnten Tana-See dicht vor dem Horizont. Schöne Berge tauchen mit beginnender Helligkeit auf, andere, noch schönere, sind uns durch die Dunkelheit verloren gegangen.


Europa kommt etwas näher: Wir gewöhnen uns langsam wieder an den ab Äthiopien geltenden Rechtsverkehr. Morgen, im Sudan, werden die Uhren auf osteuropäische Zeit rückgestellt (gleich der mitteleuropäischen Sommerzeit, nach der die beiden Autouhren und das elektr. Notizbuch die ganzen Monate über liefen).


Gegen 8 Uhr sind wir an der Kreuzung bei Azezo, wenig später in Gondar. Die zweimalige Fahrt durch das Stadtzentrum verschafft uns einen Überblick über den Ort. Sowohl der Eingang zum Palast als auch das scheinbar einzige Internet-Cafe sind schwer zu finden. Es wimmelt dafür von Bettlern, "Helfern" und aufdringlichen Kindern.

Wir trinken zweifach Kaffee. Der zweite Versuch, das gestern entworfene Fax abzusenden, mißrät ebenfalls: die Fax-Nr sei eine Tel-Nr.

Für 50 Birr pro Person besuchen wir die Palast-Ruinen aus dem 17. und 18. Jahrhundert.


Vor dem Internet-Cafe treffen wir ein deutsches Paar mit Ulmer Toyota-Landcruiser-Auto-Kennzeichen. Es sind Bernd Spaeth (eMail ###) und Sabine Fratzke (eMail ###), www.afritracks.de. Sie fuhren bzw. fahren etwa auf unserer Route, allerdings bis Südafrika, jetzt zurück und langsamer als wir, denn sie haben insgesamt 1 Jahr Zeit. Sie bitten uns um Nachricht, ob und wie wir das Syrien-Visum, möglicherweise in Amman, bekommen werden.


Wir bearbeiten die eMails. Ganz kurz vor dem Absenden fällt der Strom aus. Wir einigen uns auf 20 min Wartezeit. Genau zu deren Ablauf kommt der Strom wieder.

Ein schlimmeres Problem wäre beinahe die Versorgung mit Dieselkraftstoff geworden. An etlichen Tankstellen in Gondar gibt es kein Diesel mehr, zum Glück aber noch in Azezo.

Die Piste in Richtung der sudanesischen Grenze ist größtenteils sehr gut befahrbar. Wir machen nach kurzer Zeit eine Rast, um unsere Wasserflaschen zu füllen, einen leeren Reserve-Diesel-Kanister bereitzustellen und um uns umzuziehen, da unsere Oberbekleidung total verdreckt ist. Bei diesen Aktionen bleibt das Publikum natürlich nicht lange aus. Ein Kind und zwei Männer beobachten wie gebannt, was wir da treiben. Wir schenken dem Kind eine Kappe, geben den Leuten etwas zu trinken und zum Schluß noch eine Rolle Keks.

Nochmals fallen uns - sehr im Unterschied zum gleich folgenden Sudan - die vielen bettelnden Menschen auf. Sehr viele, also insgesamt tausende der am Straßenrand stehenden Menschen halten ihre Hände auf. Offensichtlich besteht in der Bevölkerung kein dem entgegenstehendes Ehrgefühl, wie wir es kennen. Man kann darüber sinnen, ob unsere oder die dortige Einstellung die bessere ist.

Die anfangs hügelige Landschaft wird zunehmend bergiger. Es geht wechselnd steil bergauf und bergab. Rundum sind schroffe Felsabhänge zu sehen.

Unterwegs begegnet uns ein Landy mit einem norwegischen Paar. Wir halten beide rechtzeitig an und plaudern ein paar englische Worte. Die beiden bereisen innerhalb eines Jahres West- und Ostafrika.

Auf diesem Pistenabschnitt hüpft wieder einmal ein Meerkatzen-Affe über den Weg. Wir vermuten, daß dies der letzte auf unserer Tour sein wird. Nachdem die Felsenberge durchquert sind, erreichen wir bald, gut 20 km früher als erwartet, 153 km nach Azezo und 35 km vor Gallabat, die äthiopische Customs-Station. Der Offizier ist wieder sehr freundlich und läßt uns im Hof campieren. Da wir ihm unser letztes überzähliges äthiopisches Geld gegeben haben, spendiert er uns vier Bier. Wir waschen Wäsche, essen Eier (noch vom Lunch-Paket aus Lalibela) und trinken Bier.


Koord. 12° 46.606' N / 036° 24.433' E (wie Hinfahrt); 20361 km


15.01.03 Mi: wieder nach Gedaref

Nachts werden wir durch Gewehrschüsse (?) in der Umgebung, die minutenlang andauern, wach.

Obwohl wir heute nur eine kurze Etappe vor uns haben, stehen wir in der Morgendämmerung auf. Auf der Straße herrscht schon emsiges Treiben. Wir trinken gemütlich Kaffee und machen uns dann auf den Weg zur Grenze, die noch etwa 35 km entfernt ist. Dort geht es auf äthiopischer Seite sehr schnell. Auf der sudanesischen hingegen dauert es etwas länger. Die Zöllner schreiben etliche Papiere, derweil wir warten. Der Immigrationsbeamte will 4000 Dinar pro Person. So viel haben wir von der Hinreise nicht mehr übrig. Der Vorschlag, beim Zoll zu tauschen, taugt nicht, denn dort tauscht man nicht. Th fragt im Ortsgewimmel und bekommt das Geld nach einer Weile zu einem schlechten Kurs, wird dafür zu einem Kaffee eingeladen. Nach 10 Uhr ("neue" sudanesische Zeit) können wir weiterfahren.


Die in Äthiopien noch weitgehend gute Piste verschlechtert sich zusehends. Große Strecken können wir wegen Wellblech oder Steinigkeit nur noch mit 20 km/h fahren. Wir haben den Eindruck, daß die Piste innerhalb der zwei Monate schlechter geworden ist. An vielen Stellen haben sich bereits "Neben"-Pisten gebildet. Andererseits stellen wir aber auch fest, daß weitergebaut wird. Auf äthiopischer Seite sind bereits alle Brücken fertig, auf sudanesischer Seite wird an vielen Stellen gearbeitet.

Vor Gedaref, kurz nach den bei der Hinfahrt aufgenommenen Koordinaten "Pistenbeginn", verzweigt und verläuft sich die Piste in viele Einzelspuren. Wir erreichen ein Stück Asphalt-Ausfahrstraße, welches vom Stadtzentrum aus nach Süden führt, aber ebenfalls im Randgebiet endet bzw. sich in Einzelspuren verliert.


In Gedaref kommen wir erst nach 15 Uhr an. Die Banken haben bereits alle geschlossen. Wir tauschen privat 100 $, um das Hotel "El Motwakil" buchen zu können, denn hinwärts gab es diesbezüglich ja Schwierigkeiten. Das Hotel, das uns auf der Herfahrt so relativ gut vorkam (im Gegensatz zu den davor kennengelernten), wirkt jetzt recht schäbig. Wahrscheinlich sind wir durch die letzten Wochen besseres (für entschieden weniger Geld) gewöhnt. Es gibt nur Kaltwasserhähne. Die Bad-WC-Tür geht nicht zu, das WC-Becken hat keinen Sitz, das Bett sieht nicht besonders sauber aus, es gibt keine Handtücher, kein WC-Papier, keine Seife.

Nach dem Stillen unseres Durstes gehen wir in unser bekanntes Internet-Cafe. Die Verbindung ist aber sehr schlecht, die eMail-Bearbeitung gar nicht möglich. Daher gehen wir nach etwa einer Stunde wieder unverrichteter Dinge von dannen.

Das Essen im Hotelrestaurant ist manierlich, allerdings gibt es nur zwei Speisen. Ein paar andere einheimische Gäste scheinen nur zu trinken. Das Hotel scheint nur schwach belegt zu sein.

Die Funktion unseres Computers ist beeinträchtigt, zum Glück nur geringfügig, indem die Anzeige schlecht ist. Abhängig von mechanischer Bewegung scheinen Bildpunkte auszufallen.


Koord. 14° 02.675' N / 035° 23.279' E (wie Hinfahrt); 20561 km


16.01.03 Do: mit undichtem Reifen nach Khartoum

Nach dem Frühstück, auf Tankstellensuche, sehen wir eine geöffnete Bank. Deren Uhr zeigt schon auf nach 9, also eine Stunde weiter als die unseren. Also haben wir ein Land zu früh rückgestellt!

Nicht jede, sondern nur eine bestimmte Bank tauscht unsere Dollar gegen Dinar ein; es macht Mühe, diese Bank (Sudan. French Bank) zu finden. Daher kommen wir erst gegen 10 Uhr aus Gedaref heraus.

Der rechte Hinterreifen drückt sich sichtbar stärker zusammen. Die Druckprüfung bestätigt eine fehlende atü. Wir pumpen gleich und weitere Male im Tagesverlauf Luft auf. Wir wollen trotzdem versuchen, diesen Reifen ohne Rad- bzw. Schlauchtausch bis Wadi Halfa weiterzuverwenden.

Es geht die bekannte Route entlang, vorbei an den Bergketten und an den einzelnen steinigen Bergen, dann im ausschließlichen Flachland. An einer einzelnen Stelle sehen wir den blauen Nil sehr gut, sonst nur beim Überfahren. Des Reifens wegen fahren wir den Großteil der Strecke nur mit 60 km/h und kommen deshalb erst am späten Nachmittag nach Khartoum.

Unterwegs nehmen wir einen Einheimischen mit, einen jungen Mann, ohne Gepäck, der schätzungsweise 150 km bis kurz nach Wad Medanie mitfährt. Unsere Einladung auf ein Erfrischungsgetränk an der uns bekannten Abzweigung lehnt er dankend ab; stattdessen lädt er uns an seinem Zielort auf eine Bewirtung ein, was wiederum wir ablehnen müssen.

Den vom Ulmer Touristen in Gondar empfohlenen Campingplatz nahe des Mitsubishi-Hauses finden wir nicht und haben auch keine Lust, in der Dämmerung lange zu suchen. Deshalb begeben wir uns zum Blue Nile Sailing Club. Dort treffen wir ein niederländisches Paar (Pieter en Monique Mulder, eMail ###) mit Toyota mit Wohnaufbau und ein junges deutsches Paar (Dinah und Jörn, eMail ###) mit Magirus mit Fuldaer Kennzeichen. Beide fahren von Nord nach Süd, erstere ähnlich uns, letztere von Tunesien über Algerien, Tschad, Niger, Sudan o.ä.

Wir lassen uns den Weg zu einem Internet-Cafe beschreiben und besuchen jenes. Ebenso mühsam ist es, ein Restaurant zu finden. Wir nehmen schließlich ein kleines Gericht im "Club" ein.


Koord. 15° 36.680' N / 032° 32.062' E ; 21006 km


17.01.03 Fr: von Khartoum in die Wüste

Wir stehen nach 6 Uhr auf, kochen sehr leise - um niemanden zu stören - Kaffee und bereiten uns für die Wüstenfahrt vor: viel Wasser nehmen, Luft pumpen, ein wenig schwatzen. In Omdurman kaufen wir Brot, Bananen und tanken alle Kanister voll. Erst um 10 Uhr starten wir bei Beginn der Asphaltstraße. Die Koordinaten weichen um 400 m von denen der Hinfahrt ab.


Wir fahren des luftlassenden Reifens wegen langsam, brauchen daher für die 317 km bis zum Ende der Straße bis nach 16 Uhr. Unterwegs fährt über einen großen Teil der Strecke ein Toyota-Pickup in geringem Abstand hinter uns her; überholt nur, als wir stehenbleiben; nach einer Weile verfolgt er uns wieder; später scheint eine Ablösung stattzufinden; diesmal fährt der Toyota in Sichtweite vor uns her (Räuber, Aufpasser, Beschützer ???). Nach vielen Kilometern scheint die Überwachung beendet zu sein.


Am Ende der "Autobahn" packen wir Kocher und Computer aus, werden dabei von einer großen Zahl Einheimischer umringt. Jene bekommen ein paar Geschenke. Trotzdem ist es in dem Trubel nicht gemütlich. Wir fahren noch ein Stück (18 km) in die Wüste hinein. An einer Stelle, an der die Spuren plötzlich aufhören, schlagen wir unser Nachtquartier auf. Es wird im Laufe der Nacht ziemlich kalt, im Auto 16° C. Wir schlafen erstmals im Auto wieder ohne Moskitonetz, können also etwas bequemer einsteigen.


Koord. 17° 58.434' N / 031° 05.319' E; 21358 km

Ende der Asphaltstrasse bei 21340 km


18.01.03 Sa: Wüste vor und nach Dongola

Es gibt Frühstück in Form von Banane und guten sudanesischen trockenen Brötchen sowie Saft-Wasser-Gemisch. Wir fahren die gestrige Spur wenige Kilometer zurück und finden eine bessere, möglicherweise eine zur späteren Asphaltierung vorbereitete Piste. Dann geht es halt so weiter, mal durch weichere Sandstellen, mal über Wellblechstellen. Einmal sitzen wir in einer Spur-Rille fest und müssen uns durch Schaufeln befreien. Zufällig ist es fast dieselbe Stelle, nur ungefähr 2 km von jener entfernt, an der wir auf der Hinfahrt graben mußten und übernachteten. Diesmal geht das Freischaufeln schneller; es herrscht außerdem eine angenehme Temperatur von unter 30° C.

In Dongola halten wir uns nur kurz auf zum Einkauf von Bananen und Brot und zum Tanken. Dann geht es mit der Fähre über den Nil und weiter in Richtung Norden. An einer einsamen Stelle (kurz nach der Abzweigung der Abkürzungspiste von der Nilstrecke) legen wir mit beginnender Dunkelheit gegen 19 Uhr die Nachtrast ein. Wir kochen eine Suppe und schreiben das Tagebuch bei Vollmond-Licht und frischer Temperatur.


Koord.:

Asphaltstraße-Zwischenstück (18 km lang):

südl.Beginn, km 21418 18° 09.734' N / 030° 43.404' E

nördl. Ende, km 21436 18° 18.549' N / 030° 40.265' E

Asphaltstraße bei Dongola (ca. 26 km)

Baustelle/Strasse erreicht 18° 50.203' N / 030° 28.164' E

südl.Beginn, km 21513 18° 56.339' N / 030° 26.741' E

nördl.Abzw. bei Dongola 19° 09.286' N / 030° 26.371' E

Abzw. von der Nilstrecke nach Osten (zwischen Dongola - Wadi Halfa)

südl.Beginn 19° 41.494' N / 030° 24.281' E

nördl.Ende, km 21641 19° 55.196' N / 030° 29.197' E


Koord. 19° 41.639' N / 030° 24.639' E; 21612 km

Fähre km 21546


19.01.03 So: letzter Pistentag

Um 6:20 Uhr klingelt der Wecker. Im Auto sind es 10° C, draußen also entsprechend weniger. Das Frühstück besteht - wie gestern - aus trockenem Brot, Bananen und Saft-Wasser-Gemisch. Auf den undichten Reifen pumpen wir mit dem Kompressor 1 bis 2 Atmosphären Druck auf. Bei einbrechender Helligkeit geht es eine Stunde nach dem Aufstehen los.


Das Tagesziel liegt kurz vor Wadi Halfa. Wir halten es für zweckmäßig, bis spätestens Montagmorgen bei Kamal zu sein, damit er notfalls noch das Andocken des Pontons an das im Laufe des Tages in Assuan auslaufende Fährschiff veranlassen kann. Deshalb wollen wir mindestens bis auf 30 km an sein Haus herankommen.

Es müssen also etwa 300 km gefahren werden. Da Ute vorsichtig ist, fährt sie in der Regel mit 20, selten mit 30 oder gar 40 km/h. Wir brauchen daher wiederum die Zeit bis zur Dunkelheit, nämlich bis nach 21 Uhr. Je mehr sich die Reise dem Ende neigt, desto häufiger werden scheinbar die Nachtfahrten.


Obwohl wir die Piste schon von der Hinfahrt kennen müßten, kommt uns vieles unbekannt vor; das betrifft insbesondere diejenige Teilstrecke, die eine Nilschleife abkürzt. Auch jetzt hatten wir Mühe, in Ortsdurchfahrten aus dem Gewirr von Spuren immer diejenige der Hauptpiste herauszufinden. Wie schon bei der Hinfahrt gibt es einige, aber nicht allzuviele Blicke auf den Nil. Der Fluß ist einerseits durch die umgebende Vegetation, vor allem in Form von Palmen, verdeckt, andererseits hebt er sich wegen der oft flachen Landschaft nicht ab. Die verschiedenartigen Formationen der Wüste sind wiederum beeindruckend: Flächen, Hügel, Berge aus Sand und Stein, abwechslungsreich gemischt. Bergige Passagen verlaufen meist etwas entfernt vom Niltal, welches man trotzdem manchmal sehen kann.


Etwa 30 km vor Wadi Halfa, an ebenfalls einsamer Stelle in der Wüste, kochen und essen wir Reis und schreiben Tagebuch. Der Mond sieht immer noch voll aus, obwohl er erst eine Stunde nach Sonnenuntergang hinter Wolkenschleiern aufgeht. Tages- und Nachttemperaturen liegen deutlich unter jenen der Hinfahrt. Ute friert häufig.


Koord. 21° 34.851' N / 031° 13.021' E; 21926 km


20.01.03 Mo: Wadi Halfa, 1. Tag

Wie vortags stehen wir um 6:20 Uhr auf, waschen uns und ziehen uns manierlich an. Das Frühstück, bestehend aus Popkorn und Saft-Wasser-Gemisch, nehmen wir während der Fahrt ein. Es werden nun doch fast 40 km, weil die Piste sehr stark kurvt. Der Schimmer des Morgenhimmels verstärkt die ohnehin schon rötliche Farbe des Sandes und versetzt die Landschaft in besonders attraktives Aussehen. Diese vermutlich letzte Fahrt auf einer Piste durch die Wüste wird hoffentlich als besonders nachhaltiger Eindruck dauerhaft in unserer Erinnerung verbleiben.


Wir finden das Haus von Kamal dank GPS-Gerät. Er ist auch zu Hause, scheint aber um 9 Uhr noch zu schlafen. Frauen lassen uns ein, wir warten ein Weilchen vor seinem Gemach und werden dann eingelassen: ein Raum aus Lehmwänden auf Sandboden, fast ohne Licht, als einzige Möbel zwei Metallgestell-Betten. (Ähnlich primitiv war damals die Unterbringung im Nile-Hotel.) Dazu gibt es nur noch zwei Koffer. Er erkennt uns freudig wieder, wir plaudern im Rahmen unserer geringen Englisch-Kenntnisse und bekommen Kaffee auf einer Art Dreibein (als Tisch-Ersatz).

Die Fähre bzw. der Ponton am Mittwoch seien kein Problem. Er wolle mit uns alle Wege erledigen. Das geschieht denn auch. Wir fahren gemeinsam zum Ticket-Office, um die Fahrkosten zu erfahren und tauschen dann bei einem "Freund" 400 Dollar. Dann geht es zum Hafen, wo wir den Ponton bezahlen. Er ist mit 140000 Dinar deutlich teurer als bei der Hinfahrt; scheinbar handelt es sich um ein besseres Schiff. Es folgt das Customs-Office, wo das Carnet gestempelt wird und etliches Papier beschrieben wird. Auf dem Hafen müssen wir dann noch die Bescheinigung abholen. Schließlich erwerben wir für zusammen 13300 Dinar die beiden Fähr-Tickets. Wir verlangen zweite Klasse, mit der Absicht, statt in einer schmutzigen Kabine oder in dem Mannschaftsraum in unserem Auto zu nächtigen, was scheinbar offiziell nicht erlaubt ist.

Laut Kamal gibt es leider kein Internet-Cafe in Wadi Halfa. Nach Abschied von ihm essen wir in einer "Gaststätte" in sudanesischer Art ein Gericht aus Fleischbrocken, Suppe und gutem Fladenbrot. Wir kaufen Brot, Schmelzkäse und ein paar Konserven.

Jetzt suchen wir uns einen abgeschiedenen Platz am östlichen Ortsrand und finden zum Glück eine geeignete Sandgrube. Dort wechseln wir erst das undichte Rad und später den Luftfilter. Wir packen einige nicht mehr benötigte Dinge ins Dachgepäck. Die Zeit reicht noch, um "zum Vergnügen" den undichten Reifen näher zu untersuchen. Nach Demontage des Reifens von der Felge ist am Schlauch keinerlei Beschädigung festzustellen. Schade, wir haben keine Badewanne dabei, müssen also die Ursachenforschung auf Eltmann verschieben. Also montieren wir den Reifen wieder mit einem neuen Schlauch, pumpen ihn mit Kompressor-Hilfe auf und wechseln das Rad erneut. Denn wir wollen lieber die inzwischen zerschundenen Reifen gemeinsam bis zu Hause "aufbrauchen". Die Arbeit ging wider Erwarten gut, leicht, sehr schnell und unproblematisch vonstatten und hat bei dem relativ kühlen, angenehmen Wetter (ca. 25° C) richtig Spaß gemacht. Die noch gewaschene Wäsche trocknet beim letzten Sonnenschein und stürmischem Wind recht gut.

Zum dritten Mal stellen wir fest, daß eine, nämlich wieder die rechte, Trittstufenbefestigung angebrochen ist; vielleicht hält die Stufe auf den jetzt glatten Straßen bis zu Hause?

Das Abendessen besteht aus Käsebrot und viel Tee unterm Sternenhimmel bei mittlerweile schon kühlen Temperaturen. Der gegen 21 Uhr aufgehende Mond sieht immer noch voll aus.


Koord. 21° 47.101' N / 031° 24.172' E; 21990 km


21.01.03 Di: Wadi Halfa, 2. Tag

Der Ort Wadi Halfa war laut Aussage von Kamal früher - vor der Überflutung - sehr schön. Er enthielt historische Gebäude, Pyramiden und ein 5-Sterne-Hotel. Jetzt ist es nur noch eine ausgedehnte Sandwüstenfläche, durchzogen von einer Unzahl Fahrspuren an allen Stellen und in allen Richtungen, dazwischen Häuser und Marktbuden. Der Ort, incl. Hafen, besteht aus mehreren Teilen, die sich über einige Kilometer erstrecken. Es gibt 25000 Einwohner.

Das sudanesische Essen entspricht nicht den Vorstellungen, die wir mit einer Gaststätte verbinden. Zur Hauptspeise, Fleischbrocken, Ei oder Bohnen, gibt es grundsätzlich runde Fladenbrote, die der Servierer mit schmutzigen Händen aus einem schmutzigen Trog nimmt und auf den schmutzigen Tisch legt. In der Regel essen mehrere Gäste aus einer gemeinsamen Schüssel.


Das Frühstück besteht - wie das gestrige Abendessen - aus Käsebrot. Wir sind absprachegemäß gegen 8 Uhr bei Kamal. Während wir am Auto auf ihn warten, begrüßen uns die meisten vorbeikommenden Schulkinder und Erwachsenen sehr freundlich, etliche reichen uns auch die Hand.

Mit Kamal erledigen wir weitere Behördengänge. Sie kosten: 3000 Dinar für Pässe, 2700 Dinar für Hafen und 2500 Dinar für unbekannten Zweck. Zwischendrein trinken wir mehrfach gemeinsam Kaffee bzw. Tee und essen in der besten Gaststätte zu Mittag. Unter anderem spendiert uns Kamal einen "Kakadi" genannten Tee, möglicherweise ist "Karkadi" gleich "Hibiskus" gemeint. Die Getränke werden gewöhnlich auf einem "Dreibein" serviert.

Gegen 14 Uhr sind wir gemeinsam bei der Schiffsankunft zugegen. Sie spielt sich ähnlich wie unsere damalige ab. Es ist allerdings ein anderer Ponton, ohne Reling, für nur zwei querstehende PKW's.

An ankommendem Bord sind unter anderem folgende Personen:

- 5 deutsche Ärzte, die wir wegen deren abgeschirmter Sonderbehandlung nur aus der Ferne sehen

- 1 Pole mit Landy Td5

- 1 jüngeres niederländisches Paar mit einem älteren Toyota-Landcruiser, für ein Jahr erstmals in Afrika unterwegs

- 1 junges deutsches Motorradfahrer-Paar mit Kennzeichen UE, die beliebig lang bis Südafrika fahren; sie waren schon vor Jahren in Westafrika

- 2 niederländische Motorradfahrer

Wir werden aufgefordert; unser Auto schon an diesem Tag auf den Ponton zu fahren, weil dieser nach der Entladung wegen geringeren Tiefgangs schwerer zu befahren sei. Zuvor kaufen wir im Ort schnell noch Brot, Käse und Cola ein.

Bis zur Dunkelheit verbringen wir die Zeit mit den auf die Zollabfertigung wartenden Touristen.

Empfehlung für Jordanien: Hotel "Valentine Inn" bei Petra


Wir schlafen nachts im Auto auf dem Ponton. Wegen stürmischer See hat Ute wenig Ruhe und tut die Augen nur kurz zu. Die Entladearbeiten dauern bis gegen 2 Uhr nachts und beginnen morgens gegen 8 Uhr wieder.

Wir benutzen das WC auf der Fähre.


Im Buch von Kamal sind verzeichnet:

- Manuel Elkloeti 22.10.2002 - siehe "Manuel und Daniela" vom 10.11.02

- Oberhauser Albrecht mit Iveco Fiat 25.09.2002


Koord. 21° 48.485' N / 031° 18.942' E; 22034 km


22.01.03 Mi: Abreise aus Wadi Halfa

Früh morgens führen wir das Tagebuch ein wenig unbequem im Auto (weil wir den Tisch nicht aufbauen können) im Knien.

Gegen 10 Uhr beginnen wir im Hafengelände herumzubummeln. Im Abfertigungsgebäude gibt es eine Art Theke, an der wir Kaffee trinken und Käsebrot essen. Dann sehen wir Kamal kommen und trinken mit ihm Tee. Die Zeit vergeht bis 14 Uhr mit Warten und nochmaligem Essen. Ute ist dabei recht ungeduldig. Dann werden die Pässe gestempelt und es geht zwischen 15 und 16 Uhr an Bord. Kamal erhält unser Restgeld, gut 5000 Dinnar, als Geschenk und erbittet noch ein Radio, welches wir zufällig feilhaben. Wir werden auf die Fähre geschickt; das Lastboot sei zu gefährlich. Für die Zollprüfung (scheinbar auf dem See, bei Überschreitung der Grenzlinie) müssen wir allerdings den Fahrzeugschlüssel beim Begleitpersonal abgeben. Bald danach startet das Lastboot, gegen 18 Uhr auch die Fähre. An Bord sind zwar ziemlich viele Menschen, aber - wie auch auf dem Lastboot - keine Ladung.

Nach dem Essen bleiben wir auf den belegten Bänken bis zur Nacht sitzen. Andere Menschen schlafen mit Selbstverständlichkeit und Unkompliziertheit auf dem schmutzigen Boden, oft, aber nicht immer, auf einem Tuch oder Gebetsteppich.

Wiederum ist die Nacht kurz. Erst gegen 23 Uhr flaut die Betriebsamkeit soweit ab, daß wir uns auf die Bank legen können, ab 5 Uhr morgens beginnt wieder Unruhe.


3. Zwischen-Einschätzung

Weiterhin verläuft die Reise angenehm und problemlos. Die Aussagen der vorherigen Zwischeneinschätzungen treffen bis heute zu.

Es drängt sich zusätzlich ein Kommentar zu den immerhin beträchtlich angewachsenen Ausgaben auf. Allein die eingetauschten Dollar belaufen sich auf über 6000, dazu kommen Barabhebungen von 1500 $ und Schecks von über 1000 $.


Hauptposten dabei waren Fähren, Straßengebühren und Nationalpark-Eintritte. Man kann sich darüber ärgern, man braucht es aber nicht unbedingt. Letztlich handelt es sich um Beträge, die dem besuchten Land zugute kommen, sei es zum Erhalt der Parks oder zum Ausbau des Verkehrsnetzes. Ob man nun einem bedürftigen Land eine Spende zukommen läßt oder eine solchartige Gebühr entrichtet, nimmt sich nicht viel. Ohnehin ist das Wohlstandsgefälle zwischen Nord und Süd nicht "gerecht" und kein Geld kann das Unrecht wiedergutmachen, welches von früheren Generationen den Schwarzen zugefügt wurde.


Wir haben auf der Reise nicht gespart, sondern gewissermaßen wie die Made im Speck gelebt. Noch höher als der bisherige Unterwegsverbrauch waren übrigens die Kosten für Anschaffungen und Vorbereitungen. Nach der Rückkehr sollen die Ausgaben noch gründlicher analysiert werden.


23.01.03 Do: Ankunft in Assuan

Zu unserer Überraschung ist kein an der Fähre angedockter Ponton zu sehen. Wir sitzen und stehen herum und beobachten an Deck den Sonnenaufgang. Es weht ein kalter Wind. Wir verzehren mitgebrachte Kost. Gegen 11 Uhr legt die Fähre an. Es ist immer noch kein Ponton zu sehen. Die Abfertigung der Passagiere durch den Immigrationsbeamten an Bord zieht sich bis gegen 13 Uhr hin; sie beinhaltet einige Sekunden für das Abstempeln der Pässe und stundenlanges Herumsitzen. Die ausländischen Touristen werden als erste gesondert herausgelassen.

Die Bevorzugung nützt uns jedoch wenig, da wir ohnehin noch auf das Auto warten müssen. Wir stellen vergebliche Nachforschungen beim Customs an, werden eine Stunde hingehalten, suchen dann nach dem Kapitän der Fähre. Dabei geraten wir an Mr. Raschad, der vom Hafengebäude aus Mr. Sallah anruft. Mit letzterem redet Ute erfolgreich in englischer Sprache. Sie erfährt, daß das Lastboot im Winter auf der Rückfahrt getrennt von der Fähre verkehrt und also erst übermorgen hier sein wird. Wir sind verärgert. Schließlich gehen nicht nur zwei Tage verloren, wir haben auch keinerlei Gepäck und Papiere bei uns, von Computer und Telefon ganz zu schweigen. Da wir sehr schimpfen, verspricht Mr. Sallah Hilfe für heute und bei der Zollabwicklung am Sonnabend. Erstere besteht darin, uns von einem in unserem Raum anwesenden Mitarbeiter namens Sabri in die Stadt bringen zu lassen. Letztere drückt sich in einer Verabredung für Sonnabend auf 8:30 Uhr in seinem Büro aus. Wir fahren per Taxi mit Mr. Sabri in die Stadt, holen am Automaten Geld, tauschen etliche Dollar und buchen das Hotel Hathor für zwei Nächte. In diesem hatten wir bereits auf der Hinfahrt gewohnt. Wir kaufen Zahnputzzeug und Haarwaschmittel und besuchen ein Internet-Cafe.

Im Aswan-Moon, beim Essen, treffen wir Mahmoud. Von ihm erfahren wir unter anderem die Erklärung für das getrennte Fahren von Fähre und Lastboot: Es ist die wechselnde Passat-Windrichtung. Mahmoud klagt über schlechter gehende Geschäfte, weil Touristen wegen der Irak-Krise ausbleiben. Sabri, mit Mahmoud befreundet, taucht noch auf. Er habe uns übrigens schon im Oktober im Aswan-Moon gesehen.

Mahmouds eMail-Adresse, auch für dienstliche Zwecke, lautet: ###

Der Tag endet mit Duschen und mit dem Waschen der verschmutzten Oberhemden.

Assuan kommt uns einigermaßen vertraut vor. Wir fühlen uns wieder heimisch. Das mag an den immerhin 5 Aufenthaltstagen während der Hinfahrt liegen. Andererseits tragen die verhältnismäßig vielen weißen Touristen im Straßenbild dazu bei. - Wir erinnern uns auch gleich wieder der typischen Fladenbrote, die anders als die sudanesischen sind.


Die Syrische Botschaft in Amman hat folgende Telefon-Nr:

00962 6 58591 02 (oder Endziffern 03 oder 04)

Wir mailen u.a. an Gerhard Boecken, Kiel eMail ###


24.01.03 Fr: Warten und Nichtstun in Assuan

Nach dem Frühstück sehen wir einen französischen Landy mit Wüstenausrüstung vor unserem Hotel. Wir bummeln durch den botanischen Garten und durch die Umgebung des Cataract-Hotels. Eine Fähre bringt uns auf die Elephantine-Insel. Dort, in einem nubischen Dorf mit verwinkelten Gäßchen, zeigt uns der Bürgermeister sein Haus. Wir sehen die ägyptischen Ruinen auf der Insel an.

Wieder auf der Stadtseite besuchen wir ein Internet-Cafe, essen in einem Restaurant, faulenzen im Park, trinken Kaffee, bummeln herum, essen wieder.

Abends, im Aswan-Moon, werden wir sehr freudig von Mohamed Orabi, dem Kamel-Führer, begrüßt, der uns noch von der Hinfahrt her kennt. Er lädt uns zum Besuch in sein Haus ein, was wir dankend ablehnen, aber für einen eventuellen späteren Aufenthalt in Assuan versprechen müssen. Er bittet zumindest um einstigen schriftlichen Kontakt: eMail ###


25.01.03 Sa: Auto-Zoll Assuan

Nach dem Frühstück und dem Bezahlen der Hotelrechnung bummeln wir zur "Nile Valley River Navigation Company". Wir treffen ein Paar englischer Touristen mit weißem Landy (von Mahmoud bereits am Vortag erwähnt). Wir erfahren deren Route: von Tunesien - Libyen - Ägypten, dann weiter nach Mombasa oder nach Südafrika. Mr. Sallah erscheint gegen 9 Uhr, Mahmoud hingegen trotz Vereinbarung nicht. Er habe andere Geschäfte. Daher müssen wir allein, mit einem Empfehlungsschreiben von Mr. Sallah, zur Polizei und zum Zoll am Hafen.

Ein Taxi fährt uns zum ca. 15 km entfernten Hafen. Das Fahrzeug spottet jeder Beschreibung. Ein Wunder, daß es überhaupt fährt. Es klappert und eiert fast alles. Man denkt, das Auto habe weder Stoßdämpfer noch Radlager, noch ein Getriebe. Von der Innenausstattung ist kaum noch etwas übrig, nichts davon ist intakt. Lediglich die Hupe funktioniert, von ihr macht der Fahrer regen Gebrauch.

Der Taxifahrer überredet den Einlaßposten, uns in das Hafengebiet zu lassen. Zufällig trifft uns die Bootsbesatzung des Lastbootes und will "Bakschisch". Wir verlangen aber erst den Autoschlüssel und das ausfahrbereite Anlegen des Bootes und das Auslegen der Abfahr-Rampen. Erst nach dem Herunterfahren des Autos verteilen wir Trinkgelder.

Wir werden zum Zoll gewiesen. Mr. Hamman hat Urlaub, sein Vertreter hat Mühe, alles zu bewerkstelligen. Die Prozedur dauert bis nahe 13 Uhr. Zwischendurch drängt der immer noch wartende Taxifahrer und will Geld. Th feilscht von 80 auf 60 & herunter. Dann zieht jener zufrieden ab.

Der Zollbeamte kassiert noch gut 1000 &, dann weist er uns einen anderen Beamten namens Maikdi zu. Dieser begleitet uns in unserem Auto zurück in die Stadt zur Polizeistation. Dort folgt die Enttäuschung: Da Sonnabend sei, hätten alle Versicherungen geschlossen. Die Bearbeitung unserer Angelegenheiten sei erst morgen möglich. Wir können vorerst nicht weiterreisen. Wir verabreden uns mit Maikdi für morgen 9 Uhr am selben Platz. Wir dürfen aber mit dem Auto fahren.


An einer einsamen Stelle außerhalb des Stadtgebietes reparieren wir erneut das Schloß der Hecktür, genau wie damals in Moyale (siehe 17.11.02). Dann suchen und finden wir ein/das Restaurant "Panorama" am Nil; in diesem hatten wir bereits mit Robert vor Monaten gespeist. Utes Essen ("Mousaka") ist hervorragend.

Wir bearbeiten die eMails im Internet-Cafe. Unter anderem erfahren wir von Bernd und Bärbel Jacobi, daß man das Syrien-Visum neuerdings an der Grenze erhalten könne. Anschließend tanken wir und buchen eine weitere Nacht im Hotel. Mittlerweile stehen - mit dem unseren - vier Landys fast nebeneinander: der erwähnte französische, der englische von heute morgen und ein weiterer englischer. Den Fahrer des letzteren sehen und sprechen wir etliche Minuten später. Es ist Spike Garrett, eMail ###, der mit seiner Frau reist. Sie fuhren über Frankreich, Tunesien, Libyen. Ihr Landy ist 10 Jahre alt und fast leer, obwohl ohne Dachzelt! (Sie reisen schon zum wiederholten Mal und wissen das Gepäck auf ein Minimum zu reduzieren). Da dieser Landy schon das dritte Fahrzeug in Richtung Wadi Halfa ist, müssen sie eine weitere Woche warten, denn das Lastboot faßt nur zwei PKW's, wie wir bereits festgestellt hatten.

Das Handy funktioniert wieder. In der Mailbox sind nur Anrufe ohne Nachricht. Abends ruft C### an, wir melden uns bei E###.


Koord. 24° 05.509' N / 032° 53.755' E (wie Hinfahrt); 22075 km


26.01.03 So: Autoversicherung Assuan

Wie immer im Hotel Hathor besteht das Frühstück aus etlichen Brötchen-Stücken, ägyptischen Fladenbrot-Stücken, Butter, Marmelade, einer Schmelzkäse-Ecke, einem Ei und wahlweise Kaffee oder Tee.

Verabredungsgemäß treffen wir uns um 9 Uhr mit Maikdi an der Polizeistation. Drinnen herrscht das übliche Chaos: Menschen drängen und schreien vor den Schaltern, die Angestellten wühlen in Papieren und Mappen, die in Massen unordentlich, auch auf dem Boden, verteilt herumliegen. Auch Maikdi hat offensichtlich Mühe, obwohl durch den Mitarbeiter-Eingang im Dienstbereich operierend, unser Anliegen voranzubringen. Hier und da muß etwas besprochen oder überredet werden, ein Zettel geholt, gegeben oder beschrieben werden, die meiste Zeit kostet aber das Warten.

Irgendwann geht es weiter zur Versicherung. Wir fahren mit dem Auto zur ersten; sie ist sonntags geschlossen, die zweite gleichfalls. Die dritte scheint für unser Anliegen nicht zuständig zu sein, der Bearbeiter der vierten verlangt scheinbar eine Bescheinigung zur Fahrgestellnummer. Wir fahren zu einem Platz zwischen Stadt und Hafen, wo Mitarbeiter eines nicht erkennbaren Unternehmens die Fahrgestell- und Motor-Nr ablesen und bescheinigen. Dann zurück zur Versicherung. Sie wird scheinbar für 19 & ausgestellt. Schließlich fahren wir erneut zur Polizeistation und erhalten nach einer weiteren geraumen Weile dank Maikdis Bemühungen und weiterer 20 & endlich die "driving licence" und die Nummernschilder. Jetzt, gegen 13 Uhr, sind wir endlich "finished" und binden die Nummernschilder an. Maikdi hat 100 & Trinkgeld verdient.

Im Restaurant Panorama nehmen wir ein Essen ein. Die Wartezeit nach der Bestellung nutzt Th zu einem kurzen Besuch des nahegelegenen Internet-Cafes. Es gibt heute Kebab, das sind Schaschlik-Fleischstücke, und Kufra (oder so ähnlich), das sind Hackfleischwürstchen. Gestern hingegen aß Th "Okra", auch "Ladyfingers", das war so etwas ähnliches wie heiße Gewürzgurken.

Auf geht es endlich in Richtung Luxor. Unser Pförtner hatte gemeint, das ginge nur per Konvoi früh um 8 Uhr. Wir kommen aber auch jetzt unbehelligt von allen Posten aus der Stadt heraus. Nach der knappen halben Strecke werden wir allerdings gestoppt und müssen nach kurzen Wartezeiten die restlichen gut 100 Kilometer im Konvoi zurücklegen.

In Luxor finden wir dank Reiseführer den auch von Mahmoud empfohlenen Campingplatz. Er ist leidlich, mit Motel, Restaurant, Swimmingpool und Internet-Cafe. Die Sanitäranlagen sind mäßig. Wir übergeben das "Empfehlungsschreiben" von Mahmoud, bereiten Wäsche vor und schreiben Tagebuch. Das Auto wird von Hunden gut "bewacht" (eher beschlafen).

Wir besuchen das Internet-Cafe. Danach folgt das überreichliche Dinner. Es ist gut, aber trotz aller Mühe nicht ganz zu schaffen.

Auf dem Campingplatz kommt unter anderem ein deutscher Rotel-Reisebus an, der mit 20 Touristen eine dreiwöchige Ägyptenreise unternimmt. Wir plaudern ein wenig mit einigen Reisenden. Kennzeichen ist "PA", am Bus steht "www.hotelbus-reisen.de".


Koord. 25° 42.691' N / 032° 38.905' E; 22329 km


27.01.03 Mo: Luxor und Hurghada

Es gibt ebenfalls ein gutes Frühstück, ähnlich demjenigen in Assuan. Danach folgen wir dem deutschen Bus über den Nil bis Westluxor. Eine Runde durch das historische Gelände verschafft uns einen ersten Überblick. Danach besichtigen wir zügig den Hatschepsut-Tempel. Die Dienste ungebetener aufdringlicher "Führer" nehmen wir nicht an bzw. belohnen wir nicht mit einem "Bakschisch".

Da es erst gegen 10 Uhr ist, beschließen wir noch einen Besuch des Karnak-Tempels in Luxor. Dazu geht es wieder gut 20 km zurück in die Nähe des Campingplatzes. Der Tempel ist wegen seiner gewaltigen Säulen und seiner großen Ausmaße sehr beeindruckend.

Wir erwerben "take away"-Sandwiches und machen uns auf den Weg nach Hurghada. Am Checkpoint hinter Luxor werden wir gegen 12 Uhr gestoppt: die Weiterfahrt sei nur im Konvoi um 14 Uhr möglich. Das ärgert uns sehr, weil wir beizeiten in Hurghada eintreffen wollen, um noch die für morgen erhoffte Fähre zu buchen und den Campingplatz zu suchen. Daher versuchen wir das Durchkommen auf der anderen, westlichen Nilseite. Aber vergebens. Nach wiederum gut 20 km Fahrt werden wir dort gestoppt und dürfen auf dieser Route überhaupt nicht passieren. Also müssen wir wiederum zurück auf die Ostseite und jetzt noch eine halbe Stunde warten.

Ein Konvoi aus einer Reihe von Fahrzeugen geht bis Quena, dann verzweigt er nach Osten in Richtung Safaga. Auf halbem Weg, nach 90 km, gibt es nochmals einen halbstündigen Zwischenstop. Die Landschaft ist ebenfalls beeindruckend. Es handelt sich großenteils um Felswüste oder gar "Gebirgswüste", durch welche sich die Straße sehr schön windet.

In der Gegend von Safaga, am Roten Meer, zeigt sich mit dem Sonnenuntergang ein herrlicher roter Abendhimmel. In der Dämmerung gelangen wir bis Hurghada.

Der Ort ist riesengroß und vergleichbar mit einem sehr luxuriösen europäischen Touristenort. Es gibt eine Unzahl exquisiter Hotels und riesiger Hotel-Anlagen (sogenannte "Resorts"), Einkaufsmärkte und -läden mit viel Lichterwerbung. Eine große Menge weißer Touristen läuft herum.

Nach Durchquerung des Zentrums stoßen wir auf den Hafen und fragen uns nach einem Ticket-Verkauf durch. Weitgehend hilft uns ein sehr gut deutsch-sprechender Touristenhelfer. Nach etlichen Fahrten mit seinem Auto vermittelt er das Geschäft für den nächsten Morgen 8 Uhr für 770 &, in denen wir aber 100 & Provision für ihn entdecken! (Trotzdem geht er uns später beim Abschied nochmal um einen Unkostenbeitrag für Benzin an, lehnt aber 5 Pfund als zu gering ab!)

Der Ticketpreis beträgt 210 & je Person und 250 & für das Fahrzeug.

Der Touristenhelfer behauptet, der Därr-Campingplatz existiere nicht mehr, will aber ein Hotel vermitteln. Das erste Angebot für 120 & lehnen wir ab, auch nachdem es stracks auf 80 & reduziert wird. Dann kommt ein anderes im Hotel "Halla" für 40 &, welches wir akzeptieren, obwohl das Hotel nicht schön, sondern so eben gerade erträglich ist.

Wir laden den Touristenhelfer und seinen Bruder auf ein Getränk ein. Dann holen wir weiteres Geld am Automaten und belegen das Quartier.


Das elektr. Wörterbuch mit Memo- und Weckfunktion versagt seit heute abend seinen Dienst. (Später, zu Hause, erfahren wir, daß nur ein Reset nötig war.) Wir schreiben das Tagebuch und stellen den Wecker und die Weckfunktion des Computer-Kalenders.


Koord. 27° 13.919' N / 033° 50.29' E; 22776 km


28.01.03 Di: über das Rote Meer nach Sinai

Um mit Sicherheit pünktlich an der Fähre zu sein, stehen wir schon 5:30 Uhr auf. Das Anziehen geht schnell. Wenig nach 6 Uhr sind wir am Hafeneingang. Es wird uns beschieden, bis 7 Uhr zu warten. Erst ein, dann ein zweiter Mensch belehren uns, daß eine Fahrzeughöhe von 2 m nicht überschritten werden dürfe. Bekanntlich hat ein Defender eine Höhe von 2,05 m, dazu kommt unser Dachgepäckträger von ca. 30 cm und die Dachladung von weiteren 20 bis 30 cm. Wir ärgern uns und überlegen, mit welcher Mühe wir ggf. unser Fährgeld zurückbekommen können, an die 100 & Provision kaum zu denken.

Nun ja, wir werden beruhigt, das sei "no problem", wir sollen einfach den Gepäckträger abbauen. Allerdings brauchen wir nach bisherigen Erfahrungen mindestens eine Stunde zum Abnehmen des Gepäckes, einschließlich Zusammenbau und Demontage der Leiter. Den Gepäckträger selbst hatten wir noch nie abgebaut. Die Einzelteile, insbesondere die Plasteplatten, würden auch nicht in das Fahrzeug passen. Wir entschließen uns, trotz des Risikos (es zeitlich nicht zu schaffen, Gepäck und Reifen nicht unterzubringen, mit 2,05 m trotzdem zu hoch zu sein) den Versuch zu wagen. Wider Erwarten geht es einigermaßen gut. Wir verwenden die Leiter ohne Verlängerung, wir legen die Packsäcke auf unsere Liegefläche, wir zerlegen den Gepäckträger nicht, sondern nehmen ihn im Stück ab und tragen ihn zusammen mit dem Reifen zum Tor.

Nach einer Weile werden wir durch den Fußgängerstrom drängend eingelassen. Jedoch soll zuerst das Fahrzeug "gecheckt" werden. Wir sollen alle Ladung ausladen und neben dem Fahrzeug ausbreiten. Jetzt sind wir wirklich wütend. Das Verlangen ist ohne Schaden und in der knappen Zeit bis zur Abfahrt kaum möglich. Insbesondere hätten wir im Strom der Passanten mangelhaften Überblick über das Gepäck bezüglich eventuellen Verlustes. Wir bieten stückweises Checken an, wir tragen sogar viele Stücke einzeln zum Kontrollgerät, durch welches sie hindurchgefördert werden, und zurück. Die angebotene Hilfe von Mitarbeitern lehnen wir ab, weil wir einigermaßen einen Überblick über unser Eigentum bewahren wollen und es vor Schäden durch Unachtsamkeit schützen wollen. Natürlich verrinnt die Zeit. Der Checkposten ist stur, wir sind es erst recht und schimpfen gewaltig auf das Land Ägypten. Etliche Hafenmitarbeiter wollen beruhigen, Passanten mischen sich ein. Kurz vor Abfahrt der Fähre kommt es zu einem Kompromiß, indem wir - nachdem die meisten Fahrgäste inzwischen an Bord sind und es um das Fahrzeug herum etwas leerer geworden ist - eine größere Anzahl von Gepäckstücken gleichzeitig neben das Auto stellen. Der Posten öffnet dann viele Kisten und Taschen und prüft etliche Stellen im Auto. Natürlich mußte auch unser Bett herausgenommen werden und landete trotz unseres wütenden Geschreies prompt im Dreck.

Wir packen eilig wieder ein, fahren an Bord, was wegen der Höhe geradeso geht, und tragen den Gepäckträger samt Reservereifen in das Schiff. Es ist nun 8:20 Uhr, die Planabfahrtzeit ist also überschritten.


Die Fahrt verläuft unsensationell. Es handelt sich um ein gutes, ziemlich neues Schiff, Baujahr 1998, Norwegen. Allerdings darf man während der Fahrt nicht an Deck und nicht aus dem Aufenthaltsraum gehen. Dort sitzen vielleicht 100 von 300 möglichen Passagieren auf bequemen Sitzen vor einem langweiligen Video über ägyptische Sehenswürdigkeiten. Am interessantesten ist es noch im Stehen am Heck vor einem Fenster. Wir sehen durch die nicht ganz saubere Scheibe eine große Insel, die das Schiff auf halbem Wege passiert, ansonsten die leicht wellige See, die gewaltige Gischtwelle und -spur unseres Schnellbootes und später dann die Festlandsbuchten und den Hafen von Sharm-el-Sheikh. Nach 10 Uhr kommen wir an. Die Ausfahrt bereitet keine Probleme. Wir bauen den Dachgepäckträger wieder an und fahren zum diesseitigen Checkposten. Gut, daß sich jener mit einem Blick auf das Fahrzeuginnere resignierend zufrieden gibt. Wir waren noch gereizt genug, so daß es andernfalls eine schöne Auseinandersetzung hätte geben können.

Eine Fahrrunde durch Sharm-el-Sheikh zeigt nichts bedeutendes. Der Ortskern enthält einige Shops, den Badestrand und ein paar Restaurants, zwar angenehmer als Hurghada, da alles um etliche Zehnerpotenzen kleiner ist, aber trotzdem nicht ein erstrebenswertes Urlaubsziel in unserem Sinne. In der Umgebung wird an allen Enden gebaut, scheinbar um dem vermeintlichen Vorbild nachzueifern. Es handelt sich um größere Viertel mit villenartigen oder siedlungsartigen Gebäuden, zwar auf den ersten Blick beeindruckend wirkend, andererseits aber wegen der Vielzahl und Dichte der Gebäude nicht von der Qualität wirklicher Villen.


Wir finden trotz etlicher Suche kein geeignetes geöffnetes Restaurant. Daher fahren wir weiter Richtung Norden. In einem Nachbarort gibt es das gesuchte; wir kehren für ein Stündchen ein.

Nach kurzer Strecke zweigt die Küstenstraße von der Hauptstraße, die nur zum Flugplatz führt, ab; und schon wird es interessanter. Zwar verschwindet das Meer aus unserer Sicht, dafür nähern wir uns der Bergwüste und durchfahren diese während der nächsten Stunde. Es handelt sich um Felsenberge von über 1000 m, durch welche sich die Asphaltstraße windet. Die Felsen faszinieren insbesondere durch ihre farblichen Kontraste durch rote, schwarze, dunkel- und hellgraue Absetzungen und Streifungen. Auf einem Paß halten wir an und genießen den Blick über diese Landschaft in alle Richtungen.

Im Ort Dahab, auf halbem Wege nach Nuweiba, suchen wir nach einer Unterkunft. Um Wäsche waschen zu können, wäre ein Campingplatz geeignet. Im "Star of Dahab-Camp" ist das möglich. Obwohl noch früh am Tage, beenden wir daher die heutige Tour gegen 14 Uhr, um von hier aus möglicherweise am Folgetag den Besuch des Katharinenklosters zu beginnen. Zwar enthält die Unterkunft eigentlich nur Basthütten und Zimmer verschiedener Preisklassen, aber wir dürfen auch für 20 & im Auto schlafen. Die Sanitäranlagen sind leidlich gut.

Das Meerwasser hier im Golf von Aqaba ist sehr sauber und klar. Wir haben aber keine Lust, uns naß zu machen, zumal unsere Badesachen bereits im Dachgepäck verstaut sind.

Wir waschen, packen und essen. Dann fragen wir nach Möglichkeiten, zum Katharinenkloster zu gelangen. Es wird die Fahrmöglichkeit per Minibus ab 23 Uhr zur Besteigung des Moses-Berges zu Sonnenaufgang mit Rückkehr bis 11 Uhr am Folgetag angeboten. Wir sagen zu und bereiten uns bezüglich Kleidung, Rucksack und Proviant darauf vor. Nach Abendessen mit Lariam, einem 2-Stunden-Schlaf und dem Schreiben des Tagebuches geht es los.

Einer unserer guten, teueren Packsäcke hat einige Schlitze bekommen. Wir flicken sie behelfsweise mit Leukoplaststreifen.


Das Restaurant besteht - wie auch öfter in Afrika erlebt - aus einer offenen Überdachung, hier auf feinem Kiesgrund. Man sitzt weitgehend orientalisch auf Teppichen und Matratzen auf dem Boden. Es liegt unmittelbar am Strand.

Der Ort enthält scheinbar eine Vielzahl solcher Camps, die vermutlich ähnlich dem unseren sein werden. Es herrscht wesentlich weniger Luxus als in Hurghada oder Sharm-el-Sheikh. Gerade deshalb ist uns die Atmosphäre angenehmer.


Übrigens: In der Aufregung haben wir gar nicht bemerkt, Afrika verlassen zu haben und in Asien zu sein.


Koord. 28° 29.364' N / 034° 30.933' E; 22898 km


29.01.03 Mi: Moses-Berg und Katharinenkloster

Unser Minibus bringt einschließlich uns 11 Touristen zum Katharinenkloster. Wir kommen dort nach 1 Uhr an und warten - wie es andere vormachen - eine Weile frierend bei einem Glas Tee. Wir wollen nicht zu bald aufbrechen, um nicht stundenlang auf dem Gipfel, bei noch größerer Kälte auf den Sonnenaufgang warten zu müssen. Gegen 2 Uhr gehen wir bei dunkler Nacht mit Stirnlampe los. Insgesamt gehen in dieser Nacht mindestens etliche hundert Touristen denselben Weg. Stets haben wir vor und hinter uns eine Lichterschlange. Oft überholen uns andere Touristen zu Fuß, einige auch zu Kamel. Kameltreiber bieten immer wieder monoton ihre Dienste an. Der Weg ist daher gut zu finden. Wir laufen aus oben genanntem Grund sehr langsam. Vor dem Gipfelaufbau warten wir an einer von vielen Verkaufsbuden noch ein Stündchen in einem kalten Imbißraum, einer Höhle mit orientalischer Ausstattung vergleichbar.

Es fallen die Beduinen mit ihren rot-weiß-gemusterten Kopftüchern ins Auge. Wir sehen sie an den folgenden Tagen, bis in die Türkei hinein.

Schließlich sind wir gegen 6 Uhr bei beginnender Dämmerung oben. Man sieht am Horizont dicke Wolken, aber keine Sonne. Nach weiterem Warten läßt sich die Sonne ein wenig zwischen Wolkenstreifen blicken, verfärbt den Himmel und einige Berge und taucht diese in gespenstisches Licht.

Wegen weiterhin beträchtlicher Kälte wollen alle - auch wir trotz einigermaßen warmer Kleidung - bald wieder herunter. Die Menschenkarawane wendet sich abwärts. Jetzt, bei Tageslicht, sieht alles ganz anders aus. Nach allen Richtungen erstreckt sich die Wüste aus Felsenbergen bis zum Horizont. Der Mosesberg selbst hebt sich wenig aus der Vielzahl der Berge hervor. Durch Zufall erwischen wir beim Abstieg gerade den anderen, den sogenannten Treppenweg. Er führt ziemlich steil, direkter als der bequeme Aufstieg, zum Kloster.

Das Kloster ist nicht überwältigend. Gemessen an den hohen Erwartungen, die wir in die berühmteste Stätte des Sinai gesetzt hatten, war es enttäuschend. Die Besichtigung - ab 9 Uhr - für eine christliche romanische Basilika braucht nur etliche Minuten.

Kritisieren muß man die unzureichende Ausstattung mit Toiletten für diese Menschenmassen. Die wenigen vorhandenen Trocken-Sitz-Klosetts ("Plumpsklos") in strohartigen Bauten sind in einem sehr verschmutzten Zustand. Nachträglich empfinden wir die Stehklosetts auf dem Kili fast als besser.


Die Bewölkung nimmt zu, die Kälte nur wenig ab. Kurz vor 10 Uhr startet der Minibus zur Rückfahrt durch wiederum sehr schöne und abwechslungsreiche bergige Wüstenlandschaft, von der die meisten Fahrgäste wegen tiefen Schlafes allerdings nur wenig mitbekommen.

Wir essen in unserem Strand-Restaurant Mittag, packen, kaufen ein, besuchen ein Internet-Cafe, schreiben Tagebuch, essen wieder und duschen. Beim Packen werden wir von einer süßen getigerten Schmusekatze abgelenkt, die immerfort ins Auto hüpft und mit uns schmust und laut knarrend schnurrt.

Ute muß ihr Fischessen gegen zwei Katzen und einen Hund verteidigen. Th probiert als Desert "Om Ali" aus. Es ist ein mittelgroßes Schälchen mit einer warmen, süßen, milchreis-artigen Speise, schmeckt etwas nach Zimt und enthält Bananen, Erdnüsse und Blätterteig. - Die zweite unserer vier Disketten ist defekt.


Koord. (wie Vortag); 22898 km (wie Vortag)


30.01.03 Do: Überfahrt nach Jordanien

Die Sonne geht heute über den nur schwach sichtbaren gegenüberliegenden saudischen Bergen auf. Das Frühstück dauert bis gegen 8 Uhr. Wir bemerken eine Delle an der linken Auto-Vordertür. Der Verursacher könnte - so vermuten wir später - der niederländische Motorradfahrer gewesen sein, der am Vortag abgefahren ist. Eine Schaden-Aufnahme durch den Campingplatz-Rezeptionär und die Polizei wollen wir nicht vornehmen lassen, da sie entweder viele Stunden dauern würde oder aber gar nicht zustande käme, da, bei dem Zustand aller dortigen Autos, kein Ägypter unser Problem überhaupt verstehen würde, geschweige denn in englischer Sprache richtig bescheinigen könnte.

Die Fahrt nach Nuweiba führt wiederum durch bergige Wüstenlandschaft.

Nur mit Durchfragen ist das Ticket-Büro zu finden. Die Fähre kostet 150 $ für das Fahrzeug und 32 $ pro Person, zusammen also 214 $. (Alle Tickets wurden später vom Bordpersonal einbehalten.) - Laut späterer Auskunft fahren täglich zwei Schiffe, eines gegen 14 Uhr, das andere gegen 2 Uhr.

Keine von drei Banken tauscht unsere restlichen ca. 300 & in Jordanische Dinar oder in eine andere Währung; zum Glück können wir sie später auf dem Schiff einwechseln.

Nach Kleineinkäufen und einem Imbiß begeben wir uns gegen 12 Uhr ins Hafengelände. Ein Tourist-Police-Mann erledigt mit Th etliche Wege; drei Mal sind 5 & zu zahlen. Wir warten dann im Auto mehrere Stunden zusammen mit vielen Bussen voller Pilger und wenigen anderen Touristen-Autos, u.a. einem französischen Wohnmobil. Gegen 15 Uhr kommen wir endlich an Bord. Es handelt sich um ein großes, recht schönes Fährschiff, wenngleich insbesondere die Sanitäranlagen durch die Benutzung durch Einheimische nach kurzer Zeit in keinem erträglichen Zustand mehr sind. Auch an Deck herrscht nach einer Weile beträchtlicher Schmutz, da alle Einheimischen ihre Abfälle einfach auf den Boden werfen. Es kommen mehrere Dutzend Busse, einige LKW und Hunderte von Menschen auf das Schiff.

Erst gegen 19 Uhr legt das Schiff ab. Bis kurz zuvor können wir noch die Berge zu beiden Seiten des Golfes sehen, die östlichen entfernungsgemäß schwächer. Dann verschlingt die Dunkelheit die Umgebung. Es werden an Bord einige jordanische Formalitäten erledigt, z.B. das Ausfüllen der Einreisekarte, das Einziehen des Passes, der Abschluß der Versicherung, das Abstempeln des Carnets. Der Kühle wegen ziehen wir uns ins Innere zurück. Nach kurzem Schlummer nehmen wir im Speiseraum ein Menü ein. Nach weniger als drei Stunden Fahrzeit legt die Fähre bereits in Aqaba an. Die Formalitäten am Hafen gehen zügig bei freundlicher Behandlung vonstatten. Am Hafenausgang empfiehlt uns ein Taxifahrer einen Campplatz bei seinem Bruder in drei Kilometer Entfernung. Er führt uns dorthin, indem er mit dem Taxi vorausfährt. Wir übernachten bei geringem, aber für uns ausreichendem Komfort für wenig Geld.

Während der letzten Fahrt ruft E### bei uns an.


Koord. 29° 26.462' N / 034° 58.280' E; 22983 km


31.01.03 Fr: Wadi Rum

Von mehreren Einheimischen wird das Wadi Rum als besonders sehenswert empfohlen. Wir beschließen deshalb, dorthin zu fahren, zumal es nahe am Weg liegt. Zuerst aber müssen wir in Aqaba weiteres Geld beschaffen. Da (muslemisches) Wochenende ist, freuen wir uns über die vielen vorhandenen Geld-Automaten.

Auf einem geöffneten Postamt gibt es Briefmarken. Wir senden das Kündigungsschreiben an die Versicherung "Tour Insure", auf dem wir den Schaden vermerken:

Schadensmeldung

Gestern, 30.1.2003, früh, in Dahab, Ägypten, bemerkten wir eine Beschädigung: Delle mit Kratzern etwa in der Mitte der linken Vordertür.


Wir trinken einen Kaffee und kaufen Bananen und Pistazien. Der Kaffee-Verkäufer hat einen Freund in Bamberg und zeigt uns eine Bamberger Ansichtskarte.


Angekommen in Wadi Rum lehnen wir die Dienste eines Führers für 20 Dinar ab. Stattdessen fahren wir für 6 Dinar mit dem eigenen Auto ein halbes Stündchen auf Sandpisten durch die besonders schöne Wüstenlandschaft, eine Sandfläche mit teils fast senkrechten Felsenbergen und immer wieder neuen Felsformen. Die Felsenberge erreichen mehr als 1700 m Höhe. - Fahrt und Eintritt sind lohnend, obgleich wir schon andere Wüsten gesehen und durchfahren haben.

Im Wadi-Rum-Resthouse nehmen wir ein Essen ein und schreiben das Tagebuch; dazu waren wir am Vorabend zu müde.

In Jordanien benötigt man zuweilen, aber nicht immer, nochmals den Steckdosen-Adapter. In Sudan und Ägypten hingegen gibt es europäische Steckdosen.


Der Himmel ist wolkenlos. Die Temperaturen steigen im Laufe des Tages - trotz der Höhenlage - bis nahe 30° C. Trotzdem ist es frisch.


Weiter geht es nach Petra. Die Fahrt dorthin führt über eine wüstige Hochfläche, teilweise mit Sicht auf Felsen und Schluchten.

Der laut Reiseführer vorhandene Campingplatz ist möglicherweise geschlossen, wenn wir richtig verstehen. Es wird uns angeboten, für 6 Dinar pro Person neben dem Hotel "Crowne Plaza Resort" im Auto zu campieren bei Benutzung des Hotel-WC. Wir sahen zuvor eine Ausschilderung zum Hotel "Valentine Inn", welches uns in Wadi Halfa empfohlen worden war (siehe 21.1.). Das versuchen wir zunächst - mit Erfolg. Für 8 Dinar erhalten wir ein sehr ordentliches Zimmer, das beste der ganzen bisherigen Reise. Es ist im Zimmer sogar geheizt. Für weitere 2 bzw. 3 Dinar pro Person buchen wir auch das Abendessen für 19 Uhr.

An einer unbelebten Straßenrandstelle waschen wir Wäsche, deren ausgewählte Stücke später im Hotelzimmer getrocknet werden. Wir besuchen ein Internet-Cafe und heben weiteres Geld am Automaten ab. Es gibt im Hotel ein gutes Dinner vom Bufet. Es nehmen außer uns gut ein halbes Dutzend anderer Gäste teil; es herrscht eine familiäre, pensionsartige Atmosphäre. Der Eßraum hat Wohnzimmercharakter; nach dem Essen kann ferngesehen werden.


Auch in Jordanien, Syrien und in der Türkei fällt die moslimische Prägung auf, indem wenig Frauen in der Öffentlichkeit zu sehen sind. In Jordanien und Syrien trägt die überwiegende Mehrheit Kopftücher, aber es gibt Ausnahmen, beispielsweise die Rezeptionärin in "Valentine Inn" (eine Weiße). In der Türkei hingegen ist der Anteil barhäuptiger Frauen, vor allem in der jungen Generation, deutlich höher.


Die Straßen sind sehr gut und breit. Beschilderungen finden sich häufig in zweisprachiger Form, arabisch und englisch. Die Gegend ist belebter, als es die Wüsten in Ägypten und Sudan sind. Das Verkehrsnetz ist großenteils dichter als in Afrika.

Viele Waren sind deutlich teurer als in Ägypten:

2 Bierdosen: 4,50 Dinar

1 Cola: 0,75 Dinar

Dieselkraftstoff hingegen ist billig: wir tanken für knapp 6 Dinar reichlich halb voll. - Das Land ist sauberer und ordentlicher als Ägypten.


Koord. 30° 19.382' N / 035° 28.834' E; 23213 km


01.02.03 Sa: Petra

Für zwei Dinar pro Person gibt es Frühstück. Vergebens suchen wir nach der am Vortag beim Wäschewaschen verlorenen Seifendose. Dann parken wir vor dem Petra-Komplex, kaufen für 11 Dinar pro Person die Tickets und besuchen die Felsenstadt.

Es herrscht wieder Bilderbuch-Wetter. In der Sonne wird es auch sehr warm, im Schatten hingegen bleibt es ausgesprochen kühl.

Die lohnende Besichtigung zieht sich bis nahe 14 Uhr hin, da das Gelände relativ weiträumig ist und wir fast alle Wege "abarbeiten", unter anderem auch viele Stufen hoch auf den Ausguck-Berg mit Opferstein gehen.

Nun brechen wir zum Toten Meer auf. Die Fahrt erweist sich als etwas schwierig, da Straßen und Karte nicht genau genug übereinstimmen und die Ausschilderung nicht gut ist: Richtung Amman ist oft nur über den "Desert-Highway" ausgeschildert, und die vielen kleinen Orte entlang des "Kings-Highway" stehen nicht in der Karte. Außerdem ist die Straße bei weitem nicht mehr so gut und breit, wie die gestrigen es waren. Im Ort Karak, schon bei Dunkelheit, geraten wir für etliche Kilometer auf eine kleine Straße, weil die Hauptrichtung zum Toten Meer mit "Aqaba" (von dem wir gerade kommen) bezeichnet ist. Wir schlagen uns über eine ganz kleine steile Verbindungsstraße zur Hauptstrecke durch.

Angekommen am Toten Meer ist alles "tot", es gibt so gut wie keine Orte. Die Annahme, belebte Touristenorte mit Rummel, Hotels und Campingplätzen zu finden, erweist sich als falsch. Die Straße führt uns am Ostufer des Sees von Süd bis Nord, allerdings bei Dunkelheit, ohne daß wir etwas derartiges finden. Gegen Ende gibt es drei Luxushotels und ein Resthouse. Auch in letzterem ist es uns zu teuer: 25 Dinar für einen Bungalow oder 16 Dinar für das Stehen auf dem Parkplatz bei Benutzung schäbiger Sanitäranlagen. Wir suchen noch im Ort Suwayma ohne Erfolg und übernachten dann am Straßenrand.


Koord. 31° 47.113' N / 035° 35.628' E; 23491 km


02.02.03 So: Totes Meer

Die Morgentemperatur liegt bei etwa 5° C, im Verlaufe des Tages klettert die Säule wieder auf etwa 20° C.

Schon vor 6 Uhr, bei einbrechender Morgendämmerung, stehen wir auf, essen eine Banane und schreiben das Tagebuch. Jetzt ist es hell genug, um mehr vom Meer zu sehen. Es bestätigt sich der gestrige Eindruck: Der Zugang zum Ufer ist oft versperrt, mal durch Hotels mit Pförtnern, mal durch "Companies" mit Wächtern, mal durch Zäune. An einer zufällig nicht abgesperrten Stelle, 15 km südlich, steigen wir unwegig zum Ufer. Th taucht zumindest die Hand ins Wasser. Es ist sehr warm und bekanntermaßen salzig. Ute ist das Wasser für eine Berührung nicht sauber genug; es finden sich am Rand Schaumbläschen.

Die Weiterfahrt nach Amman verläuft durch Wüstenlandschaften, die später hügelig werden. - Die Stadt Amman ist sehr groß ausgedehnt in hügeliger Gegend. Es herrscht starker Verkehr. Das Parken bereitet Mühe. Ein Stadtbummel läßt uns erst sehr spät, nach 90 Minuten, ein Restaurant finden, nämlich im Hotel Canary, wo wir eine Mahlzeit einnehmen. Auch Eßwaren finden wir nicht dann, wenn wir sie gerade brauchen.

Im Stadtplan ist die Syrische Botschaft eingezeichnet. Zwar vertrauen wir auf die Auskunft von Jacobis, man bekäme das Visum an der Grenze. Trotzdem starten wir einen Versuch und begeben uns zum bezeichneten Punkt. Es gibt dort keinen sichtbaren Hinweis auf die gesuchte Vertretung. Nur durch Durchfragen bei den überall im "Diplomatenviertel" herumstehenden Militär-Posten finden wir den richtigen Ort: einen Klingelknopf. Durch eine quärzende Sprechanlage erhalten wir die dürftige Auskunft, es sei geschlossen. Wir mögen morgen wiederkommen, bis oder ab 12 Uhr, welches von beiden, das verstehen wir nicht.


Also brechen wir gleich zur syrischen Grenze auf. In zwei Unterwegsstädten, Zarqa und Mafraq, holen wir die in Amman nicht gelungenen Einkäufe nach. Unmittelbar vor der Grenze tauscht eine Wechselstube erfreulicherweise unser jordanisches Restgeld in Syrische Pfund um.

Am Grenzübergang bei Jaber benötigen wir allerdings sogleich wieder neues jordanisches Geld, nämlich je Person 5 Dinar, die wir dort gegen Dollar erhalten können. Wir müssen ein Weilchen warten. Dann geht es gegen 16:30 Uhr weiter zur syrischen Abfertigung. Dort steht an einem Schild sinngemäß geschrieben: "Reisende aus einem Land, in welchem es eine syrische Vertretung gibt, müssen ihr Visum dort einholen, andere bekommen es an der Grenze." Die Beamten schütteln bedenklich die Köpfe; sie können uns nicht helfen. Wir müssen wohl zurück nach Amman und es dort versuchen. Allerdings sind sie bereit, noch einen Versuch in Form einer schriftlichen Anfrage bei der vorgesetzten Stelle in Damaskus zu machen. Wann die Antwort komme, sei ungewiß. Also warten wir etliche Stunden, zusammen mit einem italienischen Paar mit gleichem Problem. Abwechslung bringen nur Anrufe aus J### und von E###. Ein wenig schlafen wir wechsel- und stundenweise angezogen im Auto. Endlich, gegen 23 Uhr, ist die Genehmigung da. Wir dürfen bezahlen:

8 $ für Visum pro Person

100 $ für Dieselfahrzeug (eine Art Steuer?)

30 $ für Versicherung

8 $ Bearbeitungsgebühr (?) für Carnet

Endlich, gegen 23:45 Uhr, können wir weiterfahren. Wir schaffen in einer guten Stunde noch etwa 80 km. Dann übernachten wir im Auto an einer abgelegenen Ecke einer Tankstelle, allerdings ohne Schreiben des Tagebuches, ohne Waschen und Zähneputzen, in der Tageskleidung.


Koord. 33° 09.602' N / 036° 18.497' E; 23743 km


03.02.03 Mo: Syrien

Es ist in der Nacht wieder deutlich unter 10° C. Im Auto, schön zugedeckt, frieren wir aber nicht. Morgens ist es recht diesig, die Sonne geht verschleiert auf. Es folgen zunehmende Bewölkung und Regen.


Gegen 6 Uhr, also nach kaum 5 Stunden Schlaf, stehen wir auf und fahren los. Frühstück gibt es im Fahren in Form von Bananen, Brötchen und Käse.


Bis Damaskus ist es nicht mehr weit. Die Autobahn ist in besserem Zustand als noch in Jordanien, trotzdem nicht so wie in Deutschland. Häufig fehlen die Rand- und Spurmarkierungen. Zur Ausfahrt auf Raststätten kreuzt man die Gegenfahrbahn. Gelegentlich hält mal ein Bus an und läßt Leute aussteigen, die dann rumlaufen.


In Damaskus herrscht gegen 7 Uhr ziemliches Durcheinander, vielleicht besonders stark wegen des Berufsverkehres. Es ist schmutzig und trüb, nicht gerade einladend zu einem Stadtbummel mit leckerem Frühstück, wie ursprünglich geplant. Deshalb fahren wir einfach durch, müssen nur ein wenig nach der Ausfahrt suchen. Denn die Beschilderung ist nicht gut. Zwar gibt es Beschriftungen mit lateinischen Buchstaben, aber nicht an allen Stellen und nicht rechtzeitig und eindeutig genug, um immer gleich die richtige Spur zu finden.


Die Autobahn nach Aleppo, der großen Stadt im Norden Syriens, ist nicht so gut wie die bisherige. Es fahren sehr viele LKW. Es regnet. Etwa 100 km nördlich von Damaskus sehen wir in der Ferne auf hohen Bergen Schnee.

An einer Raststätte halten wir für einen Kaffee an. Auffällig in Syrien ist wieder die besondere Freundlichkeit der Menschen: Zum Kaffee bekommen wir unbestellt Gebäck. Weder Kaffee noch Gebäck sollen wir aber bezahlen, an der Kasse werden wir mit "no money" abgewiesen! Später, gegen Abend erhalten wir an einer Tankstelle gratis einen Kaffee; und am Abend geleitet uns in der Stadt Manbej ein autofahrender Passant ein gutes Stück auf den richtigen Weg zur Grenze.


Zwar gibt es in Syrien kein D1-Partnernetz, aber beim Ort Homs rufen wir erfolgreich über das libanesische Netz bei J### an.

Die Landschaft wird etwa ab halber Strecke, bei Homs, merklich grünlich, dann grün. Es gibt Felder mit Saat, Wiesen, sogar Bäume.


Am späten Mittag sind wir in Aleppo. Die Beschilderungen in der Stadt sind schlecht. Dank Stadtplan finden wir das Zentrum um die Zitadelle und durch Zufall nach einer größeren Runde auch eine Parklücke. Es herrscht sehr dichter Verkehr. Autos klemmen sich von allen Seiten in die kleinsten Lücken und Spalten. Fahrspuren, sofern überhaupt noch sichtbar, werden nicht beachtet. Die Vorfahrtsregeln an den Kreisverkehren verstehen wir nicht, denn mehrfach stoppen die Fahrzeuge im Kreis vor uns, wenn wir auffahren wollen. Eigentlich ist es fast ein Wunder, daß wir - außer der erwähnten Schramme - noch keinen Blechschaden erlitten haben.


Die Zitadelle ist sehenswert: eine riesengroße Anlage auf einem sehr großen, exakt kegelförmigen Hügel mit tiefem Graben. Es gibt eine große Zahl an Gängen, Treppen und Gewölben, obwohl wegen andauernder Bauarbeiten viele Teile nicht zugänglich sind. Auf der Kuppe sieht man viele Restgemäuer. Entlang der Randmauer kann man wegen der Arbeiten nicht gehen, nur mit Mühe mal über den Rand schauen. Der hohe Turm ist abgesperrt. Leider regnet es weiterhin mit wechselnder Intensität und es weht ein eisiger Wind, so daß wir uns nicht allzu lange aufhalten.


Wir tauschen an einer Wechselstelle einen kleinen Geldbetrag und nehmen einen Imbiß ein.

Bis zu Utes erstem Arbeitstag haben wir noch zwei Wochen Zeit. Daher bietet es sich an, im Verlaufe des Nachmittages noch an den keine 100 km entfernten Euphrat zu fahren. Allerdings zieht sich diese Aktion zeitlich in die Länge. Die Ausfahrt aus Aleppo macht Mühe; die Straße in Richtung Nordosten ist schlecht ausgeschildert, vor allem in den Ortsdurchfahrten. Erst gegen 16 Uhr erreichen wir den unerwartet sehr breiten Fluß. Die in der Landkarte in der Nähe markierte "antike Ruine" sehen wir allerdings nicht. Wir fahren hinüber und versuchen eine andere Rückfahrt, letzteres allerdings erfolglos. Die andere Brücke (oder Fähre) existiert nicht, ein auf der Karte eingezeichneter Grenzübergang ist sehr schwer zu finden und erweist sich als geschlossen, ein anderer Grenzübergang (bei Jarablos) ist ebenfalls bereits geschlossen, als wir ihn gegen 19 Uhr erreichen. Statt bis 9 Uhr des Folgetages zu warten, fahren wir lieber zurück nach Aleppo, um über einen der dort nahegelegenen Übergänge noch heute die Türkei zu erreichen und dort zu übernachten. Auch das ist aber schwierig. Zwar erreichen wir nach zwei Stunden die südliche Umgehungsautobahn von Aleppo, aber wir finden nicht den nördlich gelegenen Grenzübergang (A'Zaz). Zufällig geraten wir auf die Straße zum westlich gelegenen Übergang (Bab al Hawa), der dann trotz vorheriger guter Ausschilderung schwer zu finden ist. Um 23 Uhr sind wir endlich dort und vertrinken den Großteil des Restgeldes in Form eines Kaffees. Die Abfertigung in Syrien geht ziemlich schnell, aber in der Türkei dauert es bis etwa 1:30 Uhr, obwohl wir gehofft hatten, einfach "durchgewunken" zu werden. Es wird viel gestempel und registriert, man muß an etliche Schalter, weiß aber nicht an welche, das Carnet (hier wie schon vorher "Trip-Ticket" genannt) wird gestempel, das Auto "gecheckt". Man kann Geld tauschen und braucht davon gleich 5 Mill. Türk. Lire. Es herrscht trotz der mitternächtlichen Zeit reger Verkehr. Man versteht die Menschen, obwohl sehr freundlich, schlecht, da sie hier so gut wie gar nicht Englisch sprechen. (In Jordanien und Syrien gab es auch schon weniger Englisch sprechende Menschen als in Afrika.)

In einer vollen, kneipenartigen Bude nach dem letzten Schlagbaum sitzen dicht gedrängt viele mit Bussen wartende Türken. Dort bekommen wir eine Suppe mit gutem Brot und Tee.

Jetzt ist es wiederum zu spät, eine Unterkunft zu suchen. Wir müssen die dritte Nacht in Folge ungewaschen am Straßenrand übernachten. Wir streben einen Autobahn-Parkplatz an. Da die Autobahnzufahrt, die wir nach 80 km Fahrstrecke erreichen, gesperrt ist, wählen wir einen mäßig geeigneten Platz in der Nähe von Belen, gegen 3:45 Uhr, im strömenden Regen.


Koord. 36° 32.155' N / 036° 08.627' E; 24665 km


04.02.03 Di: Türkei, 1. Tag

Ohne Frühstück geht es bei eisigem Sturm nach 6 Uhr weiter. Das Wetter bleibt regnerisch mit Unterbrechungen. Wir sehen auf das Mittelmeer herab. Auf der anderen Seite recken sich schneebedeckte Berge in den Himmel. Die Küstenlandschaft hat eher europäischen Charakter, ähnlich etwa der kroatischen Küste. Die Fahrt verläuft zunächst auf der Autobahn. Sie ähnelt in Anlage, Aussehen, Ausstattung und Zustand den europäischen Autobahnen, nicht den syrischen. Allerdings: Keines der ausgeschilderten Restaurants existiert in der Realität.

Als Notbehelf kaufen wir an einer Tankstelle ein paar Keks, Nüsse und Fanta. Der Kraftstoffpreis springt gegenüber Syrien drastisch nach oben und nähert sich einem Euro pro Liter.

Die Strecke verläuft anfangs zwischen Küste und Bergen, später biegen wir nach Norden ab in Richtung Ankara. Die Autobahn, später die Landstraße, zwängt sich neben einer Eisenbahnlinie und einem Flüßchen kurvenreich zwischen den Bergen hindurch. Der Regen hat aufgehört. Es herrschen winterliche Temperaturen. Auf den Bergen liegt Schnee, stellenweise bis ins Tal hinab. Die Landschaft ist normal bewachsen, wenngleich mit wenig Bäumen und mit anderen Baumarten als in Mitteleuropa.

Das Aussehen der Orte nähert sich dem europäischen Stil an, indem Hütten und Zelte bald gänzlich verschwinden und auch die Dörfer aus Steingebäuden bestehen.

Am Vormittag machen wir in einer Gaststätte am Straßenrand Rast, später eine kurze Schlafpause. Müdigkeitshalber beenden wir die Tagestour bereits gegen 14 Uhr in der Stadt Aksaray. Erst nach einer längeren Fahrrunde durch die Stadt finden wir das Zentrum mit Hotels und Internet-Cafe. Letzteres besuchen wir zuerst. Von zwei gut aussehenden Hotels wählen wir das billigere, namens Erdem, mit 25 Mill. Türk. Lire (gegenüber 50 Mill. Türk. Lire). Wir tauschen weiteres Geld im Verhältnis 1 : 1 630 000, wir essen Döner und kaufen für den Folgetag ein gebratenes Huhn. Dann wird gewaschen, gepackt, geduscht, geschrieben, geschlafen. Im Hotel ist geheizt.


Koord. 38° 22.414' N / 034° 01.679' E; 25063 km


05.02.03 Mi: Türkei, 2. Tag

Es gibt Frühstück im Hotel. Das Auto-Thermometer zeigt 3° C. Wir fahren Richtung Nordwesten, zuerst auf einer Landstraße, dann, kurz vor Ankara, auf der Autobahn. Die Straße trennt eine ganz flache Landschaft mit einem riesigen Salzsee von einem wüstenartigen Hügelland. Die Autobahn ist, ebenso wie die gestrige, mautpflichtig; bei der Abfahrt wird ein nicht allzuhoher Betrag kassiert. Etwa 100 km nach Aksaray nehmen wir einen Kaffee mit Imbiß in einem Motel ein, welches einen guten Eindruck macht. Die Hauptstadt umfahren wir auf der Ring-Autobahn, um Zeit zu sparen. Ungefähr 100 km nach Ankara führt die Straße durch bergige Winterlandschaft mit Fichtenwäldern, die sich im Prinzip bis zur Schwarzmeerküste hinzieht.

Das Tanken ist wiederum teuer. Erst nachträglich wird uns bewußt, einem Betrüger zum Opfer gefallen zu sein, indem der ehrlich wirkende Mann in zwei Raten tankte, der erste Teil in der Anzeige nicht mehr sichtbar war und wir uns auf seine Aussage verließen.

Wir überholen einige leere, gelbe Busse mit Hamburger Kennzeichen. Später, an einem Rastplatz, sprechen wir einen der Fahrer und an den Folgetagen überholen wir die Busse noch mehrfach. Es handelt sich um Neufahrzeuge, die in der Türkei produziert wurden und von einer deutschen Spedition nach Belgrad für den dortigen Stadtverkehr gebracht werden. Von dem Fahrer erfahren wir auch, daß es viel kürzer und absolut unproblematisch sei, über Jugoslawien zu fahren. Er würde dies bereits seit einem Jahr tun.


Inzwischen ist die Tageszeit soweit fortgeschritten, daß wir Istanbul nicht mehr bei Helligkeit erreichen können. Um den Bosporus bei Tag zu sehen, schieben wir einen Abstecher an die Schwarzmeerküste ein.

Nahe bei Akcakoca erreichen wir diese und fahren an der Küste 50 km entlang bis Karasu. Dort suchen wir uns in der Dämmerung ein Hotel, nämlich das Klas-Hotel für 25 Mill. Türk. Lire. Wir essen Kleinigkeiten in einer Imbiß-Gaststätte, besuchen nach längerer Suche ein Internet-Cafe, trinken noch ein Bier und erhalten im Hotel einen Gratis-Tee.

Einen Großteil des Tages über herrscht "Schmuddelwetter"; es geht viel Scheibenspritzwasser d'rauf. Erst in der Nähe des Schwarzen Meeres wird es besser.

Das Klima an der Schwarzmeerküste ist entschieden milder als in den bisher durchfahrenen türkischen Gegenden; am Abend bei unserem Stadtbummel weht ein lauwarmer Wind, und es sind noch nahe 20° C. Dagegen ist es im Hotelzimmer sehr kalt. Es gibt keine Heizung.


Koord. 41° 05.571' N / 030° 41.528' E; 25629 km


06.02.03 Do: über Istanbul nach Sofia

Zur Abwechslung essen wir zum Morgenkaffee ein Stück Torte in einer Bäckerei, da es im Hotel nichts gibt.


Heute vormittag passieren wir die "Stadt mit den drei Namen" (Istanbul, Konstantinopel, Byzanz). Die Stadt ist riesengroß. Das hatten wir vor wenigen Tagen schon bezüglich Amman festgestellt, Istanbul übertrifft jene aber beträchtlich. Schon dutzende Kilometer vor der Stadt, entlang des Marmara-Meeres, beginnt ein nicht endendes städtisches Gebiet, welches sich bis zur Meerenge hin erstreckt. Gelegentlich sehen wir das Marmara-Meer und schwach am Horizont das gegenüberliegende Ufer. Auf der anderen Seite, in Europa, geht es unvorstellbar weit weiter. Es ist aussichtslos, einen zentralen Stadtteil, einen markanten Aussichtspunkt oder ein historisch wertvolles Bauwerk finden zu wollen. Über endlos erscheinende Strecken zieht sich ein Gewirr vollgestopfter Straßen und Autobahnen hin. Verhältnismäßig leicht findet sich eine der beiden Brücken, die die beiden Kontinente verbinden. Vor und auf der Brücke herrscht wegen hohen Verkehrsaufkommens zähflüssig stockender Verkehr, dank welchem wir Zeit haben, den Bosporus zu betrachten und Blicke auf das Marmara-Meer zu werfen. Das Schwarze Meer ist von der Brücke aus nicht sichtbar.


Wir überholen das erste "richtige" deutsche Auto (im Gegensatz zu den HH-Bussen), einen LKW mit Kennzeichen HO.


Auf guter Autobahn geht es dann weiter in Richtung Edirne zur Grenze. Das Tanken bereitet insofern Schwierigkeiten, als es auch die wenigen ausgeschilderten Tankstellen nicht gibt. An einer Abfahrt geraten wir bei der Tankstellen-Suche durch die Maut-Schranke, müssen schließlich aber doch aus einem Kanister nachfüllen; bei Edirne fahren wir von der Autobahn herunter bis zum Stadtrand, zur ersten Tankstelle.


Der Grenzübertritt geht problemlos vonstatten. In Bulgarien ist das Carnet nicht erforderlich. Eine Desinfektionsgebühr in Höhe von 5 $ (alternativ 4 EUR) und eine Straßengebühr von 20 EUR sind zu entrichten. Wir tauschen 60 Dollar in 105 Lewa ein. Auch im Landesinnern ist die Währung EUR üblich!


Die Landstraße in Bulgarien hat nahezu dieselbe Qualität wie deutsche Straßen. Weitgehend fährt man mit 90 km/h, nur bei Kurven, in Ortsdurchfahrten und vor dem Überholen von LKW's geht es langsamer.

Im Campingführer sind zwei Campingplätze aufgeführt. Der ins Auge gefaßte bei Plovdiv macht jedoch keinen einladenden Eindruck: dunkel, matschig, etliche wild kläffende Hunde kommen angestürmt und rennen bei unserer Weiterfahrt beinahe vor's Auto. Da fahren wir lieber noch ein Stück weiter auf der Autobahn in Richtung Sofia. Zuvor leisten wir uns noch ein Essen in einer Raststätte.

Ein Motel findet sich trotz mancher Ausschilderung zunächst nicht. Bei der Suche auf einem Rastplatz empfiehlt ein gut deutsch-sprechender Restaurant-Inhaber die Einnahme eines Kaffees. Erst am Autobahnende bei Sofia, gegen 20:45 Uhr, erreichen wir ein Motel. Es ist sehr gemütlich, das Zimmer ist warm, sauber und ordentlich; es kostet 30 EUR. Der Name lautet "Tscherna Kotka", zu deutsch vermutlich "Schwarze Katze". Im Restaurant mit Holzfeuer im Kamin nehmen wir einen Imbiß zum Wein ein. Die jungen Leute mit Kind, vermutlich die Inhaber, sind sehr freundlich. Die Verständigung macht zwar Mühe, gelingt in Bulgarien aber besser als in der Türkei, mit deutschen, englischen oder russischen Brocken. Die umgekehrte Bedeutung der Kopf-Gestik (Schütteln zur Bejahung und Nicken zur Verneinung) führt immer mal wieder irre.


Das ganztags mit Unterbrechungen herrschende Regen- und Schmuddelwetter verbessert sich, beginnend schon ein ganzes Stück vor der Grenze. Es ist dafür sehr kalt (unter 0° C). Eisglätte besteht zum Beispiel auf dem Parkplatz vor dem erwähnten Restaurant sowie auf dem Motel-Parkplatz; Ute rutscht beim Aussteigen sofort aus und fällt hin.

Von der türkischen Schwarzmeerküste an bis weit nach Bulgarien hinein sehen wir viele überschwemmte Gebiete entlang der Flüsse und Bäche, sowie stehende Wasserlachen auf Feldern und Wiesen - möglicherweise die Folge einer vorherigen Schneeschmelze. Schneereste liegen bis in die Niederungen hinein.


E### ruft uns nachmittags an; wir melden uns abends telefonisch bei R### und C###.

Der Kraftstoffpreis liegt ein wenig unter dem türkischen.


Koord. 42° 38.010' N / 023° 27.169' E; 26414 km


07.02.03 Fr: Sofia, Belgrad, Novi Sad

Das Frühstück ist im Hotelpreis inbegriffen. Wir fahren gegen 7:30 Uhr ab ins Stadtzentrum von Sofia. Diese Hauptstadt ist - z.B. im Gegensatz zu Amman oder gar zu Istanbul - durchaus überschaubar. Man findet sich einigermaßen zurecht, gibt es doch immer als Anhaltspunkt die Berge, die die Stadt im Süden begrenzen. Wir sehen einen Geldautomaten, an dem wir das total verausgabte Bargeld ersetzen.

Wir hatten uns vorgenommen, wegen der noch reichlich vorhandenen Urlaubszeit einen halben Tag für den Besuch des Rila-Klosters zu verwenden. Während wir nach dem Weg dorthin suchen, bekommt Ute aber Bedenken bezüglich winterlicher Straßenverhältnisse und bricht dieses Vorhaben ab. (Selbst die Hauptstraßen sind teils verschneit/vereist, und Ute ist kleidungsmäßig noch nicht "winterfest" genug und friert.)

Noch vor 10 Uhr starten wir in Richtung Belgrad zur jugoslawischen Grenze. Die Straße ist in keinem guten Zustand. Die Grenzabfertigung kostet 12 EUR und - wegen umständlicher Märereien der jugoslawischen Beamten - einige Zeit. Erst kurz vor 13 Uhr kommen wir weiter. Als Ausgleich der zunächst recht schlechten Straßenqualität genießen wir eine landschaftlich sehr schöne Gegend. Durch eine sehr enge Schlucht zwängen sich in vielen Windungen das Flüßchen Nisava, die Eisenbahnlinie und die Straße, die beiden letztgenannten mit einer Anzahl von Tunneln. Nach einem Stündchen erreichen wir die Stadt Nis. Anstatt sie zu umfahren, wollen wir aber hinein, um eine neue Autokarte Rest-Jugoslawiens und der angrenzenden Länder zu kaufen; vor allem, um zu sehen, wo es Grenzübergänge gibt. Es kostet etliche Zeit, günstig zu parken und eine Buchhandlung zu suchen. Wir finden zwar eine Vielzahl anderer Geschäfte, auch eine Imbißbude, in der wir nach erfolgtem Kartenkauf etwas essen, aber erst spät ein Schreibwarengeschäft mit Auto-Straßenkarten.

Die folgenden gut 200 km sind Autobahn, zwar in ganz gutem Zustand, dafür aber ziemlich teuer: 790 Dinar; die Fortsetzung nach Novi Sad dann nochmals 300 Dinar.

Belgrad sieht zunächst wie eine verschneite Kleinstadt aus: Von der erhöhten Einfahrstraße aus sieht man tausende schneebedeckte Dächer. Erst eine Weile später kommen in der Abenddämmerung noch ein paar Hochhäuser und der Fluß Morawa zum Vorschein. Wir halten nicht an. Die Autobahn durchquert die Stadt und überquert die Morawa. Die Donau hingegen sehen wir erst später bei Novi Sad. Bis dorthin führt eine nicht gute Autostraße. Hier wird es Zeit (um 20 Uhr unserer Osteuropäischen Zeit), nach einem Quartier zu suchen. Da es ganztags unter 0° C ist, wünschen wir eine feste Unterkunft. Aber eine ganze Stunde lang müssen wir die Stadt durchstreifen, ehe wir ein Hotel erblicken, natürlich das scheinbar teuerste, 50 EUR, neben dem Bahnhof, mit Namen "Hotel Novi Sad". Ute ist aber so übermüdet, friert und klagt über Kopfschmerzen, daß sie keinesfalls (womöglich stundenlang) weitersuchen will.

Im Hotel-Restaurant dröhnt gräßlich laute Musik. Also müssen wir nochmals 'raus. Wir laufen wieder eine ganze Weile, bis wir ein halbwegs passables Restaurant entdecken, denn in den meisten anderen Lokalen gibt es nur Backwaren oder Getränke. Dieses ist zwar gut, und es gibt reichlich zu essen, dafür ist es verhältnismäßig teuer; es wird nötig, an einem zufällig gefundenen Bankautomaten zweimal neues Geld zu holen.

Nach einem Internet-Cafe schauen und fragen wir vergebens. Unser Handy zeigt zwar ein Telefon-Netz an, das Wählen nach Deutschland geht aber nicht. Es kommt eine Ansage hinsichtlich "falscher Nummer" in serbischer und englischer Sprache. Vermutlich ist die Vorwahl "0049" hier nicht richtig. M### muß also auf die Geburtstagsgratulation noch warten.

Die Verständigung ist schwerer als in Afrika; zwar sprechen einige wenige Menschen deutsch, viele verstehen aber keine Fremdsprache. - Komisch ist es, von anderen aufgrund unseres Äußeren nicht mehr sofort als Fremde erkannt zu werden, wie es in den vergangenen Monaten gewesen ist. Zuweilen sprechen uns Leute einfach so an, als ob wir sie verstehen könnten! - Auffällig ist ferner das Auftauchen von Frauen im Straßenbild, in Gaststätten und überhaupt in der Öffentlichkeit - in ganz normaler Kleidung, ohne Kopftuch.

Das Hotelzimmer entspricht dem europäischen Standard: geräumig, mit praktischen Möbeln, es gibt sogar eine Badewanne, allerdings trotzdem etliche kleine Mängel.

Beim Sortieren der Bankautomaten-Quittungen bestätigt sich die Vermutung, daß hier die Mitteleuropäische Zeit gilt. Wir "gewinnen" also eine Stunde; das ist ganz angenehm, weil es schon deutlich nach Mitternacht ist.


Koord. 45° 15.768' N / 019° 49.777' E; 27001 km


08.02.03 Sa: Ungarn

Das Frühstück ist im Zimmerpreis eingeschlossen. Im Auto sind es -5° C. Den ganzen Tag über scheint die Sonne vom blauen Himmel und zaubert eine schöne Winterlandschaft herbei. Wir drehen eine Runde durch den sehenswerten Nachbarort Petrovaradin (mit Burg). Dann geht es in Richtung Ungarn. Die Straßenbenutzung kostet wiederum viel Geld. Man verlangt 300 Dinar. Da wir alles jugoslawische Geld vertankt hatten, zahlen wir 7 EUR, also den Gegenwert zu einem sehr schlechten Kurs. Die Straße ist das Geld eigentlich nicht wert. Insbesondere ist sie ungenügend geräumt. Sie ist über größere Strecken mit einer Decke aus festgefahrenem und teilausgebrochenem Schnee/Eis überzogen, so daß man oft nur mit 20 bis 30 km/h fahren kann. Es herrscht reger Verkehr, einerseits internationale LKW, andererseits eine Menge ausländischer, auch deutscher PKW.

Alle etliche Kilometer stehen Ankündigungsschilder für Motels - gestern abend hätten wir diese sehnlichst herbeigewünscht.


Der Grenzübertritt verläuft unproblematisch und ist keiner Bemerkung wert. In Ungarn liegt besonders viel Schnee; die Schicht bedeckt das ganze Land. In Szeged machen wir Rast, um Geld zu beschaffen, zu essen und ein Internet-Cafe zu besuchen. Ersteres gelingt am Automaten, zweiteres in einer Selbstbedienung. Das Internet besticht durch seine vergleichsweise rasende Geschwindigkeit im Vergleich zu den Vormonaten.

Die folgenden 200 km fahren wir zunächst auf einer Landstraße, dann geraten wir unvermeidbar auf die Autobahn und müssen Geld bezahlen. In Budapest ist es schon stark dämmrig. Deshalb fahren wir auf der Umgehungs-Autobahn gleich weiter in Richtung Wien.

Etwa 30 km nach Budapest machen wir für heute Halt. Ehrlichkeitshalber erwerben wir hier die vorgeschriebene Vignette. Wir essen und trinken im Restaurant und schreiben hier das Tagebuch. Da es draußen ziemlich kalt ist, will Ute lieber im Motel-Bett schlafen. Das Doppelzimmer in der Raststätte kostet 6900 Forint.


Wir erhalten am Vormittag einen Anruf von J###, einen anderen von E### per Mobilbox und rufen wenig später aus Ungarn zurück. Nachmittags ruft Ute bei M### an, um wenigstens nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren.


Koord. 47° 30.221' N / 018° 33.001' E; 27370 km


09.02.03 So: Heimkehr

Morgens sind es tatsächlich fast -10° C. Die Autoscheiben sind vereist. Ute kauft einen Eiskratzer. Die Powerstation ist spannungslos vor Kälte.

Nach dem Frühstück, gegen 7:20 Uhr, fahren wir los. Im Prinzip bleibt die Landschaft schneebedeckt, nur in Umgebung der ungarisch-österreichischen Grenze verschwindet der Schnee weitgehend.

Noch in Ungarn tanken wir das Auto zu einem Literpreis von 224 Ft voll, in der Annahme, das sei billiger als in Österreich/Deutschland. Dort sehen wir später Preisanschläge über 0.86 EUR. Das Restgeld brauchen wir bei einem Kaffee auf und kaufen Scheibenbrot für zu Hause.

Die Autobahn-Vignette für Österreich kostet 7.60 EUR.


Auf der Autobahn in Höhe von Linz, um 13:30 Uhr, bekommen wir einen Stein ab, der unsere Windschutzscheibe beschädigt. Wir notieren die Nummer eines deutschen Autos: WI-BI 641.


Bei der Einreise nach Deutschland suchen wir gründlich, aber vergeblich nach einem Zollbeamten, der die Rückkehr unseres Autos auf dem Carnet bescheinigen könnte. Es gibt dort am Sonntag scheinbar weder einen Grenz- noch einen Zollbeamten.

Etwa um 19 Uhr sind wir wieder zu Hause.


Wir sind eigentlich etwas traurig, wieder in Deutschland zu sein. Die vergangenen Monate haben wir angenehm verlebt. Wir sehnen uns nicht unbedingt zurück in das Alltagsleben, sondern wir würden gern noch weitere Monate auf Reisen verbringen.


Koord. 49° 58.264' N / 010° 39.977' E; 28171 km